Das ist eine sinnvolle und spannende Aufgabe, die du da hast! Ich würde mich auch gern ehrenamtlich engagieren, leider geht bei uns hier im Landkreis Passau da gar nichts, ich hab auch schon beim Kreisarchäologen gefragt, aber Passau vergibt die ganzen Grabungsaufträge an Firmen, da kann man nicht mitmachen, und Archäologiegruppen oder -vereine gibt es nicht. Ich wurde zwar vom Landesamt mit einer Archäo-Gruppe aus Regenstauf vernetzt, aber die kommen halt nicht hierher und meine “Funde” sind für die auch in der Regel uninteressant (aber gut, ich hab eben noch nichts gefunden. Zu den Scherben meinte einer der Gruppe “Mittelalter”, von der, die du älter geschätzt hast, wurde nichts gesagt). Also mach ich mich einfach selbst auf den Weg, hilft ja nicht. Gibt es denn empfehlenswerte Literatur zur Bestimmung von Steinartefakten oder dann auch zur Keramik?
Hallo,
beim Archäologentag in Passau bin ich auch meisten dabei aber vorab könntest Du dich doch mit Manfred Stolper in Verbindung setzen. Er ist Kreisheimatpfleger und in Sachen Steinzeit sehr aktiv.
Anbei ein Link mit den Kontaktdaten.
Kreisheimatpfleger | Landkreis Passau
Beste Grüße Bucentaur
Hallo,
ich möchte doch einmal anregen, die Scherben einem kompetenten Fachmann oder einer kompetenten Fachfrau vorzulegen. Die Keramik wirkt auf den Bildern vorgeschichtlich, wenn sie dann noch nicht hart gebrannt ist, spricht das eher gegen Mittelalter. Wenn es sich um keltische Keramik handeln sollte, wäre das wesentlich interessanter.
Viele Grüße
Literatur gibt es zu hauf, aber für Anfänger bzw. Laien ist manche Publikation
etwas speziell und zum Teil auch sehr teuer. Da hilft aber auch das Internet
weiter. Mein wissen habe ich mir über all die Jahre selbst erarbeitet, mit
Literatur die ich zum Teil vom Amt bzw. von deren privaten Bibliotheken
erhalten habe. Mittlerweile umfasst meine eigene Literatursammlung
etwa 100 Bücher von der Jungsteinzeit . Von der Jungsteinzeit bis ins
Spätmittelalter, so sindauch meine Betätigungsfelder. Ich betreue hier in
Baden —Württemberg vier Landkreise daher meine Bandbreite der Projekte.
Heute Nachmittag möchte das Team kurz entschlossen eine ausgiebige
Geländebegehung in einem von mir vor 25 Jahren entdeckten Wüstung,
d.h. ein im 14. Jahrhundert abgegangenen Dorf mit 14 Gehöften und dem
dazugehörigen Friedhof.Dieses Dorf wurde im7. Jahrhundert gegründet und
auch urkundlich ersterwähnd.Der Friedhof umfasst mehrere hundert Gräber
die man mit der Geomagnetische Untersuchung belegt hat.
Grüße
Burgenjunkie
Hallo Bucentaur,
in Passau ist auch Archäologentag? Davon habe ich noch nie was mitbekommen, die Gesellschaft für Archäologie in Bayern (da bin ich letztes Jahr Mitglied geworden und helfe ab und zu beim Bürokram aus) schickt aber doch immer alle Veranstaltungen rum?
Den Manfred Stolper habe ich zufällig über einen Link in Facebook entdeckt, hab ihm auch eine Nachricht geschickt, habe ich ganz vergessen. Vielleicht hat er ja geantwortet.
Das würde ich gern, vielleicht darf ich sie ja einem von euch schicken, falls ich hier vor Ort (also eher in Passau) erfolglos bleibe.
So, ich war grad nochmal gut 2 h am Feld - jetzt tut der Rücken weh und die Augen sind ja sowas von müde - wie macht ihr das bloß? Das Feld ist halt gespickt voll mit Flint, große Steine, zerbrochene Steine, Abschlag, Splitter, es ist eindeutig zu viel. ich hab zwar wieder alles verfügbaren Taschen und vollgepackt (hatte heute sogar eine Tasche dabei), ich hab auch wieder etwas Keramik gefunden, noch ein Stück mit Rille, an der gegenüberliegenden Ende des Feldes, und noch ein vielleicht interessantes Stück, ich fotografiere noch alles und stelle die Bilder wieder ein. Jetzt ist erstmal unser Hund dran und dann mach ich mich auf zur prähistorischen Siedlung und laufe die mal ab.
ja, ich hab gesehen, dass da teure Sachen dabei sind - aber irgendwo muss ich ja mal anfangen - was wäre denn so ein Standardwerk, das sich lohnt? Es gibt ja auch auf Academia oder Researchgate Artikel, aber mir wäre schon auch zusätzlich ein Buch recht.
dann habt ihr ja heute Nachmittag wieder ein tolles Programm - viel Erfolg!
Wir waren heute Nachmittag 5,5 Stunden in den Äckern mit dem
abgegangenen Dorf, dabei konnten unzählige Lesefunde aufgesammelt
werden. Darunter sind viele Stücke aus der Alamannenzeit ebenso viel
Material dass karolingisch ist und Funde aus dem Hochmittelalter.
Nun geht es an das dokumentieren der heutigen Begehung, und danach
ans zeichnen der Ränder und Verzierungen. Was auch viel Spaß macht.
Morgen schaue ich nach wegen der Literatur die dich weiter bringen kann,
sobald ich nachmittags vom Gelände zurück bin.
Grüße
Burgenjunkie
Hallo Burgenjunkie,
das hört sich ja richtig erfolgreich an, und spannend! Ich war auch 5 h unterwegs, hab ein bisschen was gefunden (und teils die Fundstellen durcheinandergeworfen, weil meine blöde Handy-Kamera nur Mist macht und ich schon so genervt war.
Diese Scherbe fühlt sich genau wie die von gestern an, rau und sehr krude
und noch eines, auch und noch eines, auch von dort
Noch ein Randstück, vom Siedlungsbereich (vor- und frühzeitlich, auch Mittelalter, lt. Bayernatlas)
Ich habe noch eine dritte von den rauen, kruden Scherben, gleich Farbe, gleiche Haptik, gleiche Dicke. Ich muss morgen nochmal sortieren.
Das Feld, das auf der Siedlung liegt, ist seltsam, ganz oben auf einem Hang, unendlich viele große Kiesel, sehr glatt und rund, wie Flusskiesel, und sehr viel richtig dicke Brocken. Keine Ahnung, wie das was wachsen kann. Die Steine sind auch an zwei Stellen konzentriert, und am Rand des Bodendenkmals, parallel zu dessen Verlauf, viele Steine in einer Linie am Waldrand, wie von einem Mauerrest. Hab’s fotografiert, sieht man nur nicht so gut. Viele der Steine in der Erde versenkt, ich meine auch, eine Linie wie bei einem Eingang gesehen zu haben, kann mich aber auch täuschen. Ansonsten bis auf den großen Gefäßrand und ein paar kleineren Scherben nichts, nada. Nicht mal ein Flintsplitter. Vielleicht kann man mehr sehen, wenn mal angesät und alles eben ist.
… das ist noch vom Silexabbaugebiet - könnten das Bearbeitungsspuren sein?
und generell eine Frage: Wenn in diesem Feld so wahnsinnig viele Abschläge und Splitter rumliegen, kann das aber schon noch vom Abbau selbst auch stammen, nicht nur vom Pflug, oder? Ich bin schon so gespannt, wie es wird, wenn es eben ist. Ich habe heute noch mehr Fußspuren gesehen, da gehen wohl noch mehr Leute rum. @Burgenjunkie , farbliche Änderungen im Erdreich konnte ich keine sehen, es ist aber wirklich sehr schwierig, alles staubtrocken und total bucklig, dazu dpch etwas Bewuchs durch Beikräuter.
Hey EmmaPeach,
ja es könnten Abschlagsspuren sein.Aber in der Regel wurden Geräte
aus Feuerstein nicht an Abbauplätzen angefertigt, sondern meist in
den Siedlungen. Es kann aber durchaus sein dass man versucht hat
den Feuerstein zu testen ob er sich eignet.Auf der Schwäbischen Alb
kennt man an Abbaustellen Silices mit Abschlagsspuren.
Mir stellt sich die Frage ob an einem Abbauplatz überhaupt mit
Siedlungsgruben zu rechnen ist. Da wäre interessant ob es in der Nähe
Wasser vorhanden ist,was für eine Siedlung äußerst wichtig ist .Dann müsste
man die Nähere Umgebung gründlich erkunden. Für Siedlungen in
vorgeschichtlicher Zeit suche ich persönlich gezielt Plätze in der Nähe von
Gewässer und Bachläufen mit Südhang ab.
Grüße
Burgenjunkie
Für mich sind die Scherben 1+2 vorgeschichtlich. Das Randstück mit der
blauen Färbung ist eindeutig späteres Mittelalter.
Die beiden ersten Scherben haben die gleiche Struktur und Magerung wie
solche aus einer Rössener Siedlung bei uns im Donautal.
Grüße
Burgenjunkie
Kleiner Fluss verläuft direkt am unteren Rand des Abbaugebiets. Wenn du die neue Scherbe auch zeitlich so einordnest, dann hätten wir schon drei solche Scherben aus diesem kleinen Feld. Scherbe 1 + 2 sind Vorder- und Rückseite, ich habe aber noch so eine. Evtl. finden sich noch mehr, wenn das Feld eben ist. Und das sind ja noch 3 Felder auf dem Abbaugebiet, 2 allerdings den Hang hoch. das dritte könnte zum kleinen Feld gehören, wird durch eine kleine Straße in der Mitte abgetrennt. Trotzdem werde ich da auch laufen, sobald die Erde offen ist.
Vielen Dank nochmal für deine Einschätzung. Das abgerundete Randstück direkt bei Scherbe 1 hat dieselbe Haptik (oder meintest du sowieso die ganzen oberen Scherben mit Scherbe 1 + 2?), das weiter unten (ich nehme an, das meintest du mit dem “blau” ist ganz anders. ich hatte auf die Kelten gehofft, weil es so dickwandig ist (wobei das ja nun gar kein Argument ist, ich weiß )
Die Dicke eines Scherben ist kein Kriterium für die Zuweisung in eine
Epoche. Zu allen Zeiten gab es verschieden Stärken der Gefäße.
Entscheidend ist die Machart, Magerung und der Rand.
Oh, das klingt sehr Erfolgversprechend mit den Äckern über dem Flüsschen.
Da musst du die Äcker aber systematisch und engmaschig absuchen und regelmäßig nach jedem Regen die Flächen kontrollieren so lange es geht.
Du wirst sehen der Erfolg stellt sich ein. Wir hier im Team gehen seit Jahren
so vor, derErfolg gibt uns recht. Wenn eine Siedlung vorhanden ist wirst du
auch Verfärbungen erkennen können.
Hallo EmmaPeach,
die Scherben 1+2 halte ich für eisenzeitlich. Mein Standardsatz zu Ansprache nach Bildmaterial: Das mus jemand in die Hand nehmen um genaueres zu sagen.
Ich kann dir einiges an Literatur zu Keramik zur Verfügung stellen, bei Interesse einfach eine Nachricht schicken.
Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg
Oli
Das weiß ich natürlich - war ein dämlicher Gedanke von mir (langer Tag, aber ein erfüllter :). Ich bin die letzten 3 Wochen fast durchgängig am Computer gesessen wegen sehr viel Arbeit. Heute hab ich mir freigenommen, auch von Hausarbeit, die ich sonst am Wochenende erledige, das war richtig toll! Stundenlang vor mich hin suchen, so ruhig und erdend.)
Genau das werde ich tun - ist nicht weit von mir, man kommt sehr gut hin, und das Feld ist nicht so groß. Ich muss nur vielleicht mal dem Bauern Bescheid geben, wenn ich da öfter bin. Muss mal fragen, wem das gehört. Danke übrigens, dass du mal wegen Literatur für mich überlegst, das weiß ich zu schätzen! Eilt auch gar nicht, wenn du irgendwann mal Lust hast!