Was ist das bitte?

Hallo, diesen Stein (oder was immer es ist) habe ich gestern in dem Feld im Silexabbaugebiet (Landkreis Passau) gefunden, woher auch meine früheren Scherben stammen. Die Oberfläche sieht wie Glas aus, als ob da was geschmolzen wäre, es sind auch scharfe Kanten auf dem Stein, da, wo das “Geschmolzene” Halt gemacht hat. Auf der Rückseite ist die Oberfläche auch leicht gefältelt, man kann es, glaube ich, auch auf dem Video und einem der Fotos erkennen. Kann mir jemand sagen, was das ist? Ich habe auch ein ganz kurzes Video, in dem ich den Stein in der Hand bewege, da kann man die Struktur besser erfassen, aber das kann ich hier wohl nicht hochladen. Die Fotos sind sicher wieder nicht so, wie ihr sie euch vorstellt, aber ich habe versucht, bei Tageslicht und Licht von links die Bilder zu machen, mit meiner Handykamera mit Haarriss im Kameraglas. Ich bemühe mich wirklich, aber das ist nicht so einfach. Deshalb bitte ich nochmals um etwas Geduld mit mir.




Hallo EmmaPeach,
es könnte sich dabei um Material handeln, dass sehr hohen Temperaturen ausgesetzt war. Je nach dem Grundmaterial könnte es sich um

Ton. - von einem Rennfeuerofen handeln von einer Luftdüse, evtl. Germanisch
Werkstein. - aus einer Zwei-Schalen Mauer, die abgebrannt ist, römisch oder ab dem hohen Mittelalter
Ein sehr interessantes Stück.
Viel Glück und viel Spaß
Uwe

2 „Gefällt mir“

Moin,

das “Geschmolzene” deutet auf Schlacke oder Glas (am Gestein?) hin, schwer zu erkennen.

Du hast einen kleinen starken Magneten, damit könntest Du Eisenreste aufspüren?

Bilder mit Licht von links oben sind prima. Objektfotografie ist in der Tat ein schwieriger Bereich.

Gruß

Jürgen

Hallo Jürgen, für mich sieht es wie Glas aus. Auf dem Foto (aus meiner Hand, weil ich es nur so so nah hinbekommen habe) sieht man mittig eine Abbruchkante der Masse, sie liegt m. E. auf dem Stein auf. Ich habe schon versucht, mit einem Magneten (noch von meinem Papa zum Aufhängen von Bauplänen, also schon was Stärkeres) zu testen, aber magnetisch scheint da nichts zu sein. Wenn das Glas ist, wie könnte das zeitlich einzuordnen sein?

Vielen Dank, Uwe! Die sehr hohen Temperaturen waren auch ein Gedanke von mir. Römer waren zwar in der Nähe, aber Siedlung war hier keine, zumindest weiß ich von keiner, auch kein Lager. Aber speziell an diesem Ort ist nichts bekannt, es ist als Silexabbaugebiet im Bayernatlas eingetragen. Mittelalter könnte natürlich sein, ich habe ein paar MA Scherben gefunden.

Hallo,
mag mir vielleicht jemand noch etwas mehr dazu sagen? Zeitlich eher MA? Welcher Ofen oder Brennvorgang ist mit dem Glas auf dem Stein (es ist ganz klar auf dem Stein, wie ein Schokoguss auf einem Kuchen) vermutlich verbunden? Und falls es prähistorischen Ursprungs ist und das Silexabbaugebiet dabei eine Rolle spielt - wurde dort dann evtl. auch Keramik hergestellt? Mir geht es wie gesagt nicht darum, dass es möglichst prähistorisch sein muss, sondern dass ich möglichst viel lerne :slight_smile:

Hallo EmmaPeach,
kannst du feststellen ob das Stück aus Keramik oder Stein ist?
viel Spaß
Uwe

Hallo Uwe,

sieht für mich eindeutig wie Stein aus.

LG!

Hallo EmmaPeach,
in der Theorie brauchst du eine sehr hohe Benntemperatur um eine Glasur oder reines Glas herzustellen.
Aber mt Hilfe von Flussmitteln lässt sich die Temperatur absenken. Zu den Flussmitteln gehören z.B. Asche, Salz oder Metallsalze. Trotzdem brauchst du noch deutlich über 1000° dafür.
Deshalb meine erste Idee, die Eisenverhüttung. Um die Einlassöffnung für den Blasebalg herum entstehen die höchsten Temeraturen.
In einer 2-Schalen Mauer kann aber eine Kaminwirkung einen starken Sog erzeugen, der zusammen mit Asche ebenfalls für eine verglaste Oberfläche sorgt. Die bleibt aber dabei meist glatt, keine Wellen oder Fliessspuren.
Theoretisch könnte es auch von einem Glasofen stammen, aber dabei sieht man meist mehrlagige Glasaufträge, vom Kleckern bei der Entnahme von heißer halbflüssiger Glasmasse.
Viel Spaß
Uwe

2 „Gefällt mir“

Hallo Emma,
wenn das Stück aus Stein ist, würde ich auf einen Rest einer mittelalterlichen tippen. Ist vielleicht mit der Keramik und anderem Material am FO entsorgt worden.
Viel Spaß
Uwe

Hallo Uwe,

vielen Dank für die Erklärung. Ich habe mir den Stein nochmal genau angesehen, es ist wirklich schwer zu sagen, es könnte auch ein Stück Keramik sein. Ich habe gerade ein kleines Stück mit einem Messer abbrechen können, innen ist das Material ganz schwarz und porös (auf dem Foto wirkt es blau, ist aber rein schwarz). Die Porung (vereinzelte größere Bläschen, ca. 0,5 mm im Durchmesser), sind auch an der Oberfläche zu sehen, wo nicht der gläserne Überzug ist. Auf den ersten Blick hat es mich an die Tuff-Steinchen erinnert, die ich mal vom Ätna heimgeschleppt habe, aber der war leichter, aber auch ohne Glas-Überzug. Auf der Oberfläche sind auch ein paar hellrötliche Stellen zu sehen, aber gut, es war ja auch eindeutig Hitze im Spiel war. Mich würde wirklich interessieren, was genau ich da in der Hand halte.

Hallo EmmaPeach,
ein schönes Foto, deswegen rate ich immer zu einem frischen Bruch. Wenn man eine Ecke abkriegt, ist es meist Keramik.
Hier kann man schön sehen, dass die Hauptquelle der Hitze links gesessen hat, wo die Düse war, und das Ganze so heiß war, dass die Oberfläche der Poren verglast sind.
Für mich sieht das nach einem Verhüttungsfund aus. Ich würde auf germanisch/römische Kaiserzeit tippen.
Mein Rat: unbedingt Kontakt mit den Denkmalbehörden aufnehmenn.
Viel Spaß
Uwe

2 „Gefällt mir“

Hallo Uwe,

vielen Dank für deine Einschätzung! Das abgebrochene Stück ist übrigens nur 1 x 0,5 cm groß. Nur, damit ich das richtig verstanden habe: Das Objekt sollte zu irgendetwas gebrannt werden, das ging aber schief, richtig? Das Glas ist rundherum auf dem Objekt, ist da womöglich etwas vom Gefäß oder Ziegel oder was immer es sein sollte, abgesprungen, zu nah an die Hitzequelle geraten und dadurch verglast?. ich versuche gerade, mir den Vorgang vorzustellen. Ich werde das auf jeden Fall melden, zusammen mit einigen Scherben aus dem gleichen Feld.

Und nochmal zur Zeit: Die Germanen kamen hierher wohl erst nach der röm. Kaiserzeit, ansonsten waren sie eher nördlicher Donau, ich bin hier südlich. Kelten gab es natürlich schon, aber die waren ja früher. Du meinst als vermutlich. 4-6. Jh.?

LG!

Ich vermute, dass das Stück zu einem Ofen für die Eisenverhüttung gehörte, Typ Rennfeuerofen (wkipedia). Ein Blasebalg sorgte für die hohe Temperatur im Ofen, er war durch eine Tondüse und ein Loch in der Ofenwand verbunden. In diesem Übergangsbereich könnte dein Fund gesessen haben.
Ich kenne diese Technologie aus dem germanischen Raum, mit der genauen Siedlungsabfolge im Donautal oder dem Stand der römischen Verhüttungstechnik im ländlichen Raum kenne ich mich nicht aus.
Viel Spaß
Uwe

P.S. Markolf Brumlich hat viel zu dem Thema gearbeitet, viele seiner Arbeiten können bei academia.edu heruntergeladen werden

Vielen Dank für den Hinweis, schaue ich mir an!

Vielen Dank für die Erläuterung, Uwe! Vielleicht kann das Landesamt mir mehr dazu sagen.
Ich kenne solche Öfen aus unzähligen Time-Team-Folgen und anderen Dokus, kann mir also schon vorstellen, wie das ausgesehen haben mag.

LG!

okay, ich war gerade nochmal auf dem Feld und habe noch so ein Stück gefunden, zwar kleiner, aber genauso verglast, mit derselben schwarz-violett-rötlichen Färbung, sogar derselbe kleine weiße Fleck ist darauf wie bei dem anderen. In der Nähe habe ich noch weiter Steine gefunden, die wie Tuff aussehen. Ich hatte vor Kurzem schon mal welche mitgenommen, weil ich dachte. evtl. gibt es da noch vulkanisches Gestein. Ich habe die Steine zum reinigen in Wasser gelegt, seitdem singen sie, es steigen Bläschen auf und dabei gibt es einen Zwitscherton. Wenn man näher rangeht mit dem Ohr, hört es sich a, wie eine Brausetablette, die im Wasser sprudelt. Es ist so laut, dass ich es sogar im Zimmer nebenan noch höre, also der regelmäßige Zwitscherton, das Sprudeln nciht. Ich konnte es sogar laut und deutlich mit dem Diktiergerät aufnehmen. Man hört also, dass der Stein porös ist. Ich fotografiere gleich noch. Ich dachte schon an Kalkstein, aber der sieht anders aus (auch wenn dort in dem Feld auch der zu finden ist).

1 „Gefällt mir“

so, hier noch ein paar Fotos: auf dem ersten das kleine Objekt von gestern und das größere von letzten Wochenende zum Größenvergleich. Selbe Farbtöne des Glasüberzugs, beim kleineren Objekt teils auch noch helleres Glas. Auch diese “Steine” singen im Wasser, es zischt. Die Nahaufnahmen sind vom kleineren Objekt.




Nicht besonders scharf, ich brauche dringend eine bessere Kamera, meine pumpt und pumpt und pumpt und dann ist doch meist alles unscharf.

Und hier noch die vier





anderen Brocken. Sie alle singen/zischen, auch heute wieder, als ich sie nochmal versuchsweise ins Wasser gelegt habe. Was bedeutet das?