Zerstörung archäologischer Artefakte auf Baustellen

Sicherlich vorstellbar, dass es so oder ähnlich auch andernorts an der Tagesordnung ist oder war: Ein wenig makaber, ein wenig skurril: In meiner Jugend, während meiner ersten Ausbildung wurde ich als Weisungsempfänger (früher wurde das auch “Stift” genannt) “quasi gezwungenermaßen” zu folgendem angehalten: Während der Arbeit auf einer Baustelle in einem alten Schloss sollte ich Knochenfunde im Boden der ehemaligen Kochstelle einer historischen Schlossküche “ignorieren”. Mein damaliger Kollege verscharrte die Knochen mit dem Fuß und sagte (etwaiger Wortlaut): “Pass bloß auf, dass die keiner sieht! Wenn die Archäologen Wind davon bekommen, schließen sie die Baustelle!” :o:-O:-O Ob es nun Funde von Bedeutung waren oder nicht: Wie kritisch mag das Ausmaß der Zerstörung, bzw. Verharmlosung und Verballhornung historischer Artefakte heutzutage sein ob all der angeblich guten Gründe, Funde nicht zu melden? :x:-( Herzliche Grüße, Vinzenz

Hallo, nun ich denke, dass das Ausmaß nur schwer zu erfassen ist. Sicherlich geht vieles, vor allem bei kleineren Maßnahmen wie Rohrerneuerungen verloren. Bei großen Gastrassen, die ja kilometer lang sein können wird bei Abwesenheit der meist ja an der Baustelle tätigen Archäologen schnell die eine oder andere Schaufel voller Funde geleert. Gut ist, dass bei sehr großen Maßnahmen zumindest hierzulande die Denkmalpflege mit eingeschaltet ist. Für kleinere Maßnahmen ist sicherlich nicht immer ein Archäologe sofort zur Stelle, zumal ja auch nicht immer registrierte Bodenfunde rauskommen, sondern eben viele Überraschungen. Für den Mann am Bagger oder schlicht den Financier ist es natürlich lohnend weg zu baggern bevors jemand sieht. Archäologie ist Handarbeit und somit teuer. Da können die Kosten schnell mal höher steigen, zumal in vielen Bundesländer ja das Verursacherprinzip gilt. Bei großen Konzernen ist das etwas entspannter. die rechnen Kosten für archäologie dirket in ihre Baustellenkalkulation mit ein, deswegen gibts da weniger Reibereien. Um den Faktor, dass viele eben Befunden nicht erkennen können weil sie nicht wissen worauf man achten muss solls hier nicht gehen. Aber dem Polier ist oft ganz recht wenn was kaputt geht, immerhin wird ja alles von Hand dokumentiert und wir wissen was Arbeitsstunden kosten. Ausserdem interessiert nicht immer andere was man selbst als wichtig erachtet. Vor allem wenns Geld kostet! Alle haben ihre verständlichen Gründe, Archäologie zu wollen oder nicht. Schade ists um die nicht wiederbeschaffbaren Informationen. Aber so läufts leider, wenn man auch sagen muss dass sich die Verluste in D im Vergleich doch häufig, aber klein bemessen sollten. Gruß, Melchior

Hallo, Melchior, Tröstend, dass es in Deutschland sicherlich noch relativ kulturgüterschonend zugeht im Vergleich zu vielen anderen Ländern… :):):slight_smile:

Wie sich auch z.B. hier in der Region (Ibbenbüren) in Bezug auf Überraschungen bestaunen lässt: http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/ausstellungsarchiv\_bronzezeit\_2009.htm

[quote=“Melchior”] Für den Mann am Bagger oder schlicht den Financier ist es natürlich lohnend weg zu baggern bevors jemand sieht.
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Wohl wahr!:expressionless:

[quote=“Melchior”] Archäologie ist Handarbeit und somit teuer. Da können die Kosten schnell mal höher steigen, zumal in vielen Bundesländer ja das Verursacherprinzip gilt. Bei großen Konzernen ist das etwas entspannter. die rechnen Kosten für archäologie dirket in ihre Baustellenkalkulation mit ein, deswegen gibts da weniger Reibereien.
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Jaja… - da liebe Geld… - und wer hat, der hat. Aber immerhin wird so doch ab und an auch mal was gerettet: (Zwar nichts zum Thema Archäologie, aber auch sehr interessant: Im Steinkohlebergbau fördert sich auch sehr vieles interessantes zutage, z.B. komplette urzeitliche, in Kohle verewigte Tier-Skelette…

[quote=“Melchior”] Um den Faktor, dass viele eben Befunden nicht erkennen können weil sie nicht wissen worauf man achten muss solls hier nicht gehen. Aber dem Polier ist oft ganz recht wenn was kaputt geht, immerhin wird ja alles von Hand dokumentiert und wir wissen was Arbeitsstunden kosten. Ausserdem interessiert nicht immer andere was man selbst als wichtig erachtet. Vor allem wenns Geld kostet!
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Ja, das ist natürlich ein gewichtiger Grund: Was dem einen wert und teuer ist, muss dem anderen nicht unbedingt etwas bedeuten… Ein Schlüsselloch-Grabfeld in Ibbenbüren durfte auch einem Gewerbebetrieb und Parkplatz weichen…

[quote=“Melchior”] Alle haben ihre verständlichen Gründe, Archäologie zu wollen oder nicht. Schade ists um die nicht wiederbeschaffbaren Informationen.
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Es ist zu akzeptieren und verständlich, aber auch traurig. Zum Beispiel ist die Frage:“Was tun, wenn etwas gefunden wird auf dem Bau” zumindestens in meiner damaligen Ausbildung niemals Thema gewesen und war auch seitens des Berufsschulunterrichts keinen noch so kleinen Beitrag wert…:-S:-|:-S Herzliche Grüße, Vinzenz [Es versteht sich von selbst: Nutzung der Linkangaben und Linkempfehlungen ausschließlich eigenverantwortlich und auf eigenes Risiko. Für sämtliche etwaigen Folgen, die aus der Nutzung des hier angegebenen Links resultieren, wird keinerlei Haftung seitens des Verfassers dieses Beitrags übernommen.]

Wie sich auch z.B. hier in der Region (Ibbenbüren) in Bezug auf Überraschungen bestaunen lässt: http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/ausstellungsarchiv\_bronzezeit\_2009.htm

[quote=“Melchior”] Für den Mann am Bagger oder schlicht den Financier ist es natürlich lohnend weg zu baggern bevors jemand sieht.
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Wohl wahr!:expressionless:

[quote=“Melchior”] Archäologie ist Handarbeit und somit teuer. Da können die Kosten schnell mal höher steigen, zumal in vielen Bundesländer ja das Verursacherprinzip gilt. Bei großen Konzernen ist das etwas entspannter. die rechnen Kosten für archäologie dirket in ihre Baustellenkalkulation mit ein, deswegen gibts da weniger Reibereien.
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Jaja… - da liebe Geld… - und wer hat, der hat. Aber immerhin wird so doch ab und an auch mal was gerettet: (Zwar nichts zum Thema Archäologie, aber auch sehr interessant: Im Steinkohlebergbau fördert sich auch sehr vieles interessantes zutage, z.B. komplette urzeitliche, in Kohle verewigte Tier-Skelette…

[quote=“Melchior”] Um den Faktor, dass viele eben Befunden nicht erkennen können weil sie nicht wissen worauf man achten muss solls hier nicht gehen. Aber dem Polier ist oft ganz recht wenn was kaputt geht, immerhin wird ja alles von Hand dokumentiert und wir wissen was Arbeitsstunden kosten. Ausserdem interessiert nicht immer andere was man selbst als wichtig erachtet. Vor allem wenns Geld kostet!
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Ja, das ist natürlich ein gewichtiger Grund: Was dem einen wert und teuer ist, muss dem anderen nicht unbedingt etwas bedeuten… Ein Schlüsselloch-Grabfeld in Ibbenbüren durfte auch einem Gewerbebetrieb und Parkplatz weichen…

[quote=“Melchior”] Alle haben ihre verständlichen Gründe, Archäologie zu wollen oder nicht. Schade ists um die nicht wiederbeschaffbaren Informationen.
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Es ist zu akzeptieren und verständlich, aber auch traurig. Zum Beispiel ist die Frage:“Was tun, wenn etwas gefunden wird auf dem Bau” zumindestens in meiner damaligen Ausbildung niemals Thema gewesen und war auch seitens des Berufsschulunterrichts keinen noch so kleinen Beitrag wert…:-S:-|:-S Herzliche Grüße, Vinzenz [Es versteht sich von selbst: Nutzung der Linkangaben und Linkempfehlungen ausschließlich eigenverantwortlich und auf eigenes Risiko. Für sämtliche etwaigen Folgen, die aus der Nutzung des hier angegebenen Links resultieren, wird keinerlei Haftung seitens des Verfassers dieses Beitrags übernommen.]
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Hallo Vinzenz, “Tröstend, dass es in Deutschland sicherlich noch relativ kulturgüterschonend zugeht im Vergleich zu vielen anderen Ländern… :):):)” Sie haben einen heiklen Thema angeschnitten. Es ist Frage des Buges jedes Bundeslandes und Staates wie mit Zufallsfunden umgegangen wird. In Deutschland dagegen gibt es ausreichend Unis die sich für Funde interessieren und die Frage des Buges schnell lösen lässt. In anderen Länder wird für Ausgrabung wenig Geld ausgegeben und ist im Buge Luxus angesiedelt. Ich kenne aus unzähligen Baustellen in der Türkei das Planierraupen- Effekt. Kein Privat-Mann wird sich um seinen Bauvorhaben bringen lassen und die Behörden einschalten, das auch von der Politik so gewollt ist. Die Höchststrafe für eine Region ist das SIT-ALANI, das zum absoluten Baustopp und das Tot für einen Großgeplanten Projekt hieße. Bei solch einem Fall wird die Belegschaft nach Hause geschickt und die Planierraupe rückt an. Ein Beispiel können Sie an einem Hafenbauprojekt in Filyos am Schwarzen Meer erkennen. Eines der ältesten Hafenanlage der Menschheit muss einem Neuen weichen. Dies wird vom Staat gewollt und finanziert. Die Entscheidung zwischen Jobs und Geschichte ist schnell getroffen. Dies ist kein Einzelfall sondern die Regel. Es wurde mir zugetragen, das viele Unternehmen fluchtartig die Baustelle verlassen haben. Es wird spekuliert, das sie beim Baggerarbeiten auf Funde stießen und sich vom Staub gemacht hatten. In einer Nebenstrasse in Istanbul- Üsküdar reiht sich Detektorhändler neben einen anderen. Dies ist vom Staat so gewollt. MfG ARFINDA1

Hallo Arfinda1, ja, das ist natürlich Grundlage der Frage, wie mit Kulturgut umgegangen wird. :-|:-S

[quote=“Arfinda1”] In Deutschland dagegen gibt es ausreichend Unis die sich für Funde interessieren und die Frage des Buges schnell lösen lässt.
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ich denke mal, dass es in Deutschland komplexer ist, aber so richtig kenne ich mich mit dem Thema des Kulturerhalts auch nicht aus. Hier in Deutschland haben wir wie schon oben von Melchior beschrieben Instanzen, die sich um solche Dinge kümmern. Zum Beispiel das Amt für Denkmalschutz. Deutschlands Selbstverpflichtungen liegen meines Wissens insgesamt, auch gesetzlich verankert auch in dem Bestreben, Kulturgut zu erhalten und Geschichte zu bewahren.

[quote=“Arfinda1”] In anderen Länder wird für Ausgrabung wenig Geld ausgegeben und ist im Buge Luxus angesiedelt.
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Das ist traurig. :-|:-S In Deutschland mag auch nicht unbedingt alles rosig sein und auch hier wäre einiges sicherlich idealer zu gestalten. Aber ich bin schon der Meinung, dass der Baudenkmalschutz und der Erhalt von Kulturgut in Deutschland relativ hoch gehalten wird… - wie jeder einzelne Privatmensch damit umgeht ist natürlich auch hier eine ganz andere Frage, wie auch schon Melchior erwähnt hat…

[quote=“Arfinda1”] Ich kenne aus unzähligen Baustellen in der Türkei das Planierraupen- Effekt. Kein Privat-Mann wird sich um seinen Bauvorhaben bringen lassen und die Behörden einschalten, das auch von der Politik so gewollt ist. Die Höchststrafe für eine Region ist das SIT-ALANI, das zum absoluten Baustopp und das Tot für einen Großgeplanten Projekt hieße. Bei solch einem Fall wird die Belegschaft nach Hause geschickt und die Planierraupe rückt an.
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Und auch gerade in einem Land wie der Türkei mit all ihrem historischen Bezug ist das natürlich besonders traurig. :-S:-|:-|

[quote=“Arfinda1”] Ein Beispiel können Sie an einem Hafenbauprojekt in Filyos am Schwarzen Meer erkennen. Eines der ältesten Hafenanlage der Menschheit muss einem Neuen weichen. Dies wird vom Staat gewollt und finanziert. Die Entscheidung zwischen Jobs und Geschichte ist schnell getroffen.
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O.o Ich vermute bei sowas dann immer gleich neben Jobfragen auch Fragen des Prestiges…

[quote=“Arfinda1”] Dies ist kein Einzelfall sondern die Regel. Es wurde mir zugetragen, das viele Unternehmen fluchtartig die Baustelle verlassen haben. Es wird spekuliert, das sie beim Baggerarbeiten auf Funde stießen und sich vom Staub gemacht hatten. In einer Nebenstrasse in Istanbul- Üsküdar reiht sich Detektorhändler neben einen anderen. Dies ist vom Staat so gewollt.
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Du sagst ja selbst, das es spekuliert ist und ich kann nicht ermessen, ob es “vom Staat” wirklich so gewollt ist. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es so sein könnte. Seitens der Bauarbeiter kann ich das nachvollziehen, weshalb ich das Verhalten der Bauarbeiter aber nicht unbedingt für besonders vorbildlich halte. Aber es kann natürlich von niemandem verlangt werden, sich für möglicherweise aussichtlose Dinge einzusetzen, die einen auch noch den Arbeitplatz kosten könnten und möglicherweise eine Menge Ärger für einzelne nach sich ziehen könnten… Herzliche Grüße, Vinzenz

Hallo Vinzenz, ein Verflächtung von internationalen Interessengemeinschaft könnte hier Hilfe sein und diesen Treiben Abhilfe schaffen, denn es geht um die Gemeinsamen Vergangenheit und derren Aufarbeitung. MfG ARFINDA1

Solange sich Bauherren und Grundstücksbesitzer an den notwändigen Grabungen beteiligen “dürfen”,wird weiterhin extrem viel untergekehrt. Der gute Wille ist solange vorhanden bis es “eigenes” Geld kostet.

Hm, was meinst du denn, wie solch eine Verflechtung von Interessen und Bildung von internationalen Interessengemeinschaften aussehen könnte (falls sie noch nicht existieren). Ich gehe eigentlich davon aus, dass einiges schon auf internationaler Ebene läuft, kenne mich damit aber nicht wirklich aus. Ist das Kulturgut eines Landes (zum Wohl oder vielleicht auch Übel eines Kulturguts nicht generell Sache des Landes, zu dem das Kulturgut gehört? Sicherlich gibt es von Land zu Land andere Gesetzesvorgaben und möglicherweise auch Lücken.

[quote=“Sixpack”] Solange sich Bauherren und Grundstücksbesitzer an den notwändigen Grabungen beteiligen “dürfen”,wird weiterhin extrem viel untergekehrt. Der gute Wille ist solange vorhanden bis es “eigenes” Geld kostet.
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Das Geld spielt sicherlich immer eine prägende Rolle, egal in welchen Lebensbereichen. Auch, dass andere Vorhaben vorankommen sollen. Da wird möglicherweise gerne auch eher anderem Ansinnen als dem Erhalt von Kultur zugesprochen. Vermutlich gibt es auch viele Zwischenlösungen… :-S:-|:-| Aber wie muss ich mir das denn vorstellen, dass Grundstücksbesitzer und Bauherren sich an notwendigen Grabungen beteiligen? Für Deutschland höre ich zum ersten mal, dass es solche “Grabungs-Beteiligungen” gibt… O.o:-?O.o Herzliche Grüße, Vinzenz

Zitat aus http://www.denkmalpraxismoderne.de/pdf/Bodendenkmalpflege_und_Archaeologie_von_Karl_Bernhard_Kruse.pdf Gemäß einigen Denkmalschutzgesetzen greift für eine archäologische Untersuchung das Verursacherprinzip, d. h. der Bauherr muss bei bekannten Bodendenkmalen, wenn er überhaupt eine Baugenehmigung bekommt, im Vorfeld eine wissenschaftlich geleitete Ausgrabung oder Fundbergung auf seine Kosten durchführen lassen. Daher ist es von großer Bedeutung für einen späteren reibungslosen Bauablauf, sich vorher gründlich zu informieren und mit den Denkmalschutzbehörden notwendige Voruntersuchungen im Boden abzustimmen. Zitat aus http://www.blfd.bayern.de/medien/faltblatt_bv_und_bdpflege.pdf 11. Wer trägt die Kosten einer archäologischen Untersuchung? Der Inhaber der denkmalrechtlichen Erlaubnis trägt auch nach ständiger Rechtsprechung die Kosten.Staatliche Förderungsmöglichkeiten bestehen für besondere Maßnahmen zum Denkmalerhalt. Auch interessant … http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,375909,00.html Es ist auf dem Land Gang und Gebe,Funde deswegen unter den Teppich zu kehren. Und einen Bauherr interessiert es im Normalfall recht wenig daß er evtl. Zuschüsse bekommen kann,wenn sein Bau deswegen stillsteht. Das mag bei großen Wohnungsbaufirmen klappen ,daß da mal ein Bau ruhen kann aber nicht bei Privatleuten. Daran ist aber weniger der Bauherr schuld sondern die Gesetzgebung! Hier müßte etwas geändert werden! Als Ehrenamtlicher soll man zwischen Privatleuten und Behörden vermitteln. Aber wenn man dann zu hören bekommt, “Ne,ich bin doch nicht blöd und zahl daß auch noch selbst! Ich sag da gar nichts dazu.” frustriert es auf die Dauer. Wenn einer einmal zahlen muß oder mußte,spricht sich´s recht schnell rum und dann hat man ein Problem. Sowas prägt sich in den Köpfen der Leute ein.

Hallo, Ausgrabungen sind Ländersache und zeigt, das hier bereits Unstimmigkeit vorhanden sind. An Internationale Gesetze ist da nicht zu Denken. In der Türkei gibt es das Gesetz, das jeder ein Antrag auf Archäologische Grabung stellen kann. Die Bedingungen sind einfach und kompliziert zu gleich. Ich selbst habe 80 Anträge in Ankara liegen. Man begründet die Grabung, als wehre es ein Zufallsfund und bindet den Eigentümer des Grundstück, der 10% für den Wert des Fundes bekommt. 40% bekommt der Antragsteller und die 50% der Staat. Das alles hat einen Haken mit Widerhaken für den Antragsteller wie in meinem 80 Fachen der Fall ist. Die zwei staatliche Archäologen und Helfer pro Antrag werden vom Antragsteller bezahlt (Vorkasse). Jetzt kommt der Widerhaken; sollte der Fund aus der Zeit vor dem Osmanischen Reich sein (99%) so geht man Leer aus und hat die Kosten zu tragen. Das wissen die Wenigsten. Das Fund wird nach der Grabung (max. 1 Monat) von drei Archäologen auf ein Wert geschätzt und ausgezahlt, so weit die Theorie. Im Praxis Detektor raus Nachtschicht, Schwarzmarkt, Ende. Nur wer kauft ein Boot von 8m, einen Schiff von ca. 140m und einen Burg von 600m??? Ausgrabungen hängt vom Buge der Länder ab, sollte daher von einem unabhängigen Internationalen Komitee auf einen historischen Wert hin, im Vorfeld auf den historischen Wert überprüft werden. Das da kein Interesse von Zahi Hawass und Co. sein wird, kann man gut verstehen. Beim UNESCO sollte solch ein Komitee eingeführt werden, denn es geht um internationale Interessen und nicht um Backe, Backe Kuche… MfG ARFINDA1

Tag. Also…internationale regelungen gibts da gar nicht…“weltkulturerbe” bedeutet auch nur, dass die entsprechenden stätten(Lübeck, der Limes, die Pfahlbauten am Bodensee, Federsee etc., um einige zu nennen) eine hübsche plakette kriegen und sich weltkulturerbe nennen dürfen. geld gibts keins und sanktionsmaßnahmen hat die unesco auch nicht, wenn man beschließt, das ganze wegzupflügen, dann wird eben der status aberkannt, mehr nicht. In Dtl hat jedes 'Bundesland sein eigenes Denkmalschutzgesetz…und das mit dem verursacherprinzip ist eine interessante geschichte, weil das gericht münster das quasi gekippt hat(meine im oktober oder so). An im Boden befindlichen Denkmälern werden in deutschland die aller wenigsten tatsächlich ergraben…zum einen will man nur das ergraben, was auch ergraben werden muss, alles andere ist im Boden bestens konserviert…aber auch alleine im Braunkohletagebau werden wohl so über 90% einfach weggebaggert, obwohl es dort sehr viele archäologen gibt, aber jede stätte zu begutachten, ist da unmöglich. Man versucht in der regel im übrigen bereits VOR Baumaßnahmen herauszufinden, ob es an der stelle irgendetwas gibt…sei es durch einfach auf dem feld schauen oder durch suchschnitte auf der fläche…in städten, wo etwas zu erwarten ist, steht dann auch mal jemand neben dem bagger und dokumentiert die befunde und sammelt die funde ein. Ist immer ein Abwägen sämtlicher interessen…und sich da als archäologie durchzusetzen ist meistens schwierig :stuck_out_tongue: in der gesamten archäologie herrscht chronischer geldmangel…und das sieht an den universitäten hier nicht anders aus :wink: wie das in der türkei ist, keine ahnung^^

@Sixpack: Guten Morgen. Hochspannend! :slight_smile: Danke für die interessanten Links! Und wie passt das ganze damit zusammen, dass z.B. über ein komplettes Feld von Schlüssellochgräbern heutzutage eine riesige Parplatzplatte aus Beton gegossen wurde? Würde das bedeuten, dass die Funde zuvor ordentlich genug erkundet, beforscht und dokumentiert wurden? Ich finde es extrem schade, dass solch interessante Fundstellen weichen müssen, insbesondere, wenn z.B. ein großer Baumarkt auch genausogut an einem anderen Platz hätte gebaut werden können. (Allerdings bin ich aber auch nicht darüber im Bilde, wieviel von dem damaligen heutzutage überhaupt noch erhalten wäre, ob es also überhaupt etwas z.B. auch für Laien interessantes zu sehen gäbe). Hinzu kommt natürlich auch, dass Kommunen ihre Industriegebiete nach verschiedenen Kriterien ausweisen. :-?O.o:-O

Das klingt aber gar nicht gut. :-S:-|:-|

[quote=“Pygmalion”] …An im Boden befindlichen Denkmälern werden in deutschland die aller wenigsten tatsächlich ergraben…zum einen will man nur das ergraben, was auch ergraben werden muss, alles andere ist im Boden bestens konserviert…
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Wohl auch in der Hoffnung, das zukünftige Generationen mehr Geld und bessere Möglichkeiten haben? :o:-?O.o

[quote=“Pygmalion”] …aber auch alleine im Braunkohletagebau werden wohl so über 90% einfach weggebaggert, obwohl es dort sehr viele archäologen gibt, aber jede stätte zu begutachten, ist da unmöglich.
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Ja, was für eine Katastrophe!!! =:-O

[quote=“Pygmalion”] Ist immer ein Abwägen sämtlicher interessen…und sich da als archäologie durchzusetzen ist meistens schwierig :stuck_out_tongue: in der gesamten archäologie herrscht chronischer geldmangel…und das sieht an den universitäten hier nicht anders aus :wink: wie das in der türkei ist, keine ahnung^^
[/quote]
Was einem ja leider irgendwie bekannt vorkommt… Komisch nur, wenn für so vieles kein Geld da ist, während für anderes so viel Geld da ist… - :-|O.o:-S

ja, man hofft, dass es in zukunft bessere möglichkeiten gibt, die sachen auszuwerten, und das bewährt sich ja auch. außerdem kann man ganze siedlungen dokumentieren, ohne einen schnitt anzulegen, durch geomagnetik und geophysik etc…außerdem muss man ja auch alles was man aus dem boden holt, irgendwo lagern und danach ist es eben komplett kaputt. Zu dem Gräberfeld unter dem parkplatz.: vielleicht wurde es vorher ergraben, vielleicht liegt das gräberfeld aber auch unter dem parkplatz…heißt das ist noch intakt,aber darüber eben der parkplatz gebaut… kultur und archäologie sind eben luxusausgaben, und da alle pleite sind, ist das geld eben knapp :wink:

Tja, das klingt ja wirklich schon ganz gut und es kann wohl nur gehofft werden, dass es noch besser wird… Das Gräberfeld unter dem Parkplatz ist übrigens ordentlich ergraben worden (ist, meine ich, schon länger her). Es war mehr eine rethorische Frage. Auf die Idee, dass das Gräberfeld gerade durch den Parkplatz besonders gut konserviert ist, wäre ich allerdings nie gekommen! G_G:b:O.o Herzliche Grüße, Vinzenz

Vor Ort sind die EM’s hier äußerst wichtig, sie sind die Augen und Ohren der Landesarchäologen. mehr als die Hälfte der Neufunde würden den Bach runtergehen ohne sie. Das Thema habe ich auch kürzlich schriftlich bearbeitet an Hand von durch eigene Luftbilder belegten Beispielen im neuen Thema: Die Röm. Villa Typ Bollendorf und die Zerstörung von Bodendenkmälern. Gruß Christian

Also ich glaube das noch vor gar nicht so langer Zeit durch unsachgemäße Lagerung im Archiv eines Landesamtes der Denkmalpflege Boote aus der Bronzezeit starke Schäden wenn nicht sogar komplette Zerstörung fanden? Muss nicht immer eine Baustelle sein.

Einen Aspekt möchte ich an dieser STelle betonen: Die Geschichte darf die Heutigen nicht erwürgen. Selbst Liebhaber der Archäologie, bin ich durch ein Interview mit einer steinalten Frau aus Alexandria doch sehr nachdenklich geworden. Sie wurde als direkte Anwohnerin der neuen Hochautobahn in der Stadt gefragt, was sie denn wohl davon hielte, dass der Bau jetzt erst einmal auf unbestimmte Zeit wegen des Fundes der Nekropole gestoppt worden sei. Als man sie fragte, stand sie auf einem knapp vierzig Zentimeter breiten Bürgersteig, unmittelbar vor ihrer Haustür. Sie begann sofort zu schluchzen und deutete auf die Straße, auf welcher Stoßstange an Stoßstange ein stinkender Verkehr vor sich hinröhrte. “Ich halte das einfach nicht mehr aus.” sagte sie nur noch leise. Vielleicht mache ich mir durch meine vergleichsweise rigorose Haltung hier Feinde, aber ich sehe das so: Wenn durch die Aufnahme von Bauarbeiten dringend benötigter, nicht substituierbarer Raum für Menschen geschaffen oder eines ihrer Grundbedürfnisse gestillt werden soll, dann werden womöglich antike Schätze für immer verloren sein - aber die Arbeiten müssen dann fortfahren. Damals hatte die Regierung in Äypten erstaunlich weise entschieden: den Archäologen wurde das gesamte Areal sechs Wochen vollständig zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit galt es zu kartographieren, sachkundig Artefakte aufzunehmen und möglichst vollständig zu dokumentieren was das Zeug hielt. Für den damals geltenden Standard haben sie ihre Sache wirklich gut gemacht. Und auch wenn den Archäologen die Tränen in den Augen standen, als nach sechs Wochen die Raupen und Bagger wieder angelassen wurde und mehr als zweitausend Jahre für immer versanken, ja “mutwillig” zerstört wurden, konnte zugunsten lebender Menschen auf den Raum der Toten nicht verzichtet werden. Die Geschichte kann zum Fluch werden - ausreichend rot politisch gefärbt, würde ich Konzerne bis zum nächsten Sanktnimmerleinstag aufhalten, solange es sich bei ihrem Vorhaben um reine Gewinnmaximierung dreht. Wir werden immer neue Verkehrs- und andere Konzepte brauchen und immer wieder in diese Bredouille geraten weil wir auf immer neue Funde stoßen. Und gerade ein Land wie Ägypten, das über eine ganz besondere Geschichte in jeder Hinsicht verfügt, sieht sich einer ungeheuren Verantwortung gegenüber. Daswenige des Staatsgebiets, welches heute bewohnt und bewirtschaftet wird, unterliegt seit nun´sechs- bis siebentausend Jahren einer eher in- denn extensiven Nutzung. Die Wirtschaftskraft des Landes und die finanzielle Ausstattung der (verbliebenen) Industrie kann unmöglich horrende Verluste durch neue, große Fundstätten auffangen; selbst wenn zahlreiche Sponsoren und Mäzene aus aller Welt einsprängen, verblieben noch immer unglaubliche laufende Kosten zulasten der Staatskasse. Öh … welcher “Staatskasse” … ? :open_mouth: Wir Deutsche sind Geld- und Pfeffersäcke. Mal ehrlich, unter uns Pastorentöchtern, wir sind ja ganz unter uns: uns guckt doch die Sonne aus dem Hintern. Mer hams doch. Und da gibts eine ganze Reihe Leute, die hams noch viiiel dicker - und die dürfen zur Kasse gebeten werden, wenn sie uns schon sowieso erst um die Steuern und infolge um Staatsgelder hierfür besch … Hier liegen die Dinge also ergreifend anders.:b: Die namhaften Großkonzerne, die solche Projekte durchziehen, verfügen über ziemlich auskömmliche Kassen. Sie werden einige Verluste ohnehin steuerlich geltend machen, einen Teil der Kosten versuchsweise den Kunden aufs Auge drücken und der verbleibende Teil wird tränenreich, medial hochwirksam bezahlt. Manchmal kleben sie gar ihr Firmenschild auf Museen und Artefakte. Hier bei uns könnte es eben gegebenenfalls einen “kleinen Mann” treffen, der bloß mal den Schweinestall etwas erweitern wollte. Der darf sich dann sein Kotelett vom Discounter holen. Gehört dann aber anständig im Namen der Gesellschaft entschädigt. Wenn nicht anders, wird er kostenfrei und unentgeltlich auf ein gleichwertiges Objekt in möglichst großer Nähe “umgesetzt” - sofern möglich und sinnvoll.

Die Boote die du wahrscheinlich meinst waren noch ein ganzes Stück älter - WAREN die ältesten erhaltenen Boote Europas und es ist ne Sauerei das nicht mal zum Erhalt dieser Relikte Geld zur Verfügung stand bzw. sich auch gar nicht groß drum gekümmert wurde ! sind aber bei weitem nicht die einzigen zu Tode gelagerten Stücke G_G trotzdem vernachlässigbare Ausfallerscheinungen im Vergleich zu dem was neben der angewandten Landwirtschaft auch beim Bau immer wieder teils bewusst zerstört wird ! Eine der schlimmsten Geschichten die mir persönlich aufgefallen ist ,war als bei der Anlage eines Zusatzparkplatzes (welcher nur zwei mal im Jahr einigermaßen gebraucht wird) großflächig aufgedeckte tiefschwarze Bodenverfärbungen (wohl Brandschüttungen) einfach schnell mit Sand abgedeckt worden um ungestört den Parkplatzbau fristgerecht zu vollenden …war Bauvorhaben der großmächtigen Gemeinde :wink:

@Nileule: Wenn das so wäre, dass die Archäologie hier mal genug Geld hätte…ja das wäre schön! :wink: Es besteht sicher kein Vergleich zu Ägypten, dennoch…weißst du, wieviel Fundstellen von großer wissenschaftlicher Bedeutung jährlich durch den Braunkohletagebau einfach abgebaggert werden? Oder wieviel auf Baustellen verloren geht, weil eine Baustellengrabung quasi neben dem Bagger stattfindet und dann maximal einen Tag land still steht? Hier stehen die Belange der öffentlichkeit definitiv über den der kulturhistorischen bedeutung. das ist in vielen Fällen gut so. Wenn man eine neue Straße sperrt und sie neu zu bauen, kann man sie nicht ewig sperren, den Braunkohletagebau kann man schlecht anhalten, dann würde unser Stromnetz zusammenbrechen. Dennoch ist Deutschland nicht weniger archäologisch “belastet” als Ägypten. Die besiedlung ist hier gleichermaßen intensiv gewesen, nur dass die hinterlassenschaften eben keine steinernen nekropolen sind, sondern pfostenlöcher im boden. wichtig ist beides, aufsehenerregender sind sicher die nekropolen… Zu den Booten…Ja, das waren mesolithische boote. hier mal ein artikel dazu http://www.stern.de/wissen/mensch/archaeologie-skandal-in-mecklenburg-vorpommern-7000-jahre-alte-steinzeit-boote-verrottet-657651.html

Hallo Pygmalion, das Schicksal der Boote am Ostsee ist mit der des Ebstorfer Weltkarte zu vergleichen. Man läst die unbequemen Beweise einfach verkommen. So kann man die Fragen besser beantworten, denn einen Handwerk des Bootsbau so weit zurückzudatieren ist schwierig. Es passt ja auch nicht zusammen, wenn die “Steinzeitmenschen” in der Lage waren Boote zu bauen, trotz das sie so Primitiv waren. Auf der anderen Seite hat Ägypten weit weniger Geld als BRD, sie machen jedoch mehr daraus, denn deren wirtschaftlicher Standbein ist das Tourismus. Auf der anderen Seite sollte man das Plastifizierung von Holz entwickeln, um das Grundproblem der Archäologie zu lösen. Das Bergen von Artefakten ist das eine, das Erhalten das andere. MfG ARFINDA1