Neues zu den augusteischen Römerstützpunkten in Mitteleuropa

Damit sollte man die Diskussion erst mal schließen.
Ich erinnere noch mal an die neuzeitliche Triangulation. (siehe oben in Sachsen )
Vielfach brauchte man keine künstlichen Messpunkte, sondern die Kirchtürme, Burgfriede und Berggipfel waren schon da. Auch hier ergaben sich lange Strecken auf denen mehrere Orte lagen.
Außer in Magna Germania brauchten die Römer in Europa eigentlich zur Reichsvermessung nur eine “nachträgliche” Triangulation und es ergaben sich Dreiecke und längere Strecken mit Orten in Reihe. Genau wie in Sachsen.
Es ist also vollkommen offen ob Drusus mit der “Triangel” vormarschierte oder ob Agrimensoren hinterher die Vermessung vornahmen. Offen bleibt auch, ob “Timonios von und zu Akropolis” heute diese Vermessung nachholt.

Auffallend sind aber bei den letzten Vermessungslinien die Ausrichtung Nord-Süd und Ost-West, die an ein Koordinaten-Netz erinnern.

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

nicht ganz so schnell, denn einen bzw. zwei habe ich noch! :partying_face:

Nachdem ich das augusteische Lager auf dem Münsterhügel in Basel bislang vernachlässigt hatte, wurde es heute näher betrachtet, was in der Folge zu einigen Überraschungen führte, die vor allem auch das bisher ebenso vernachlässigte Chur betreffen, sowie Bregenz und den römischen Stützpunkt Wilten (Innsbruck).

(In Chur und Bregenz ist die augusteische Phase eher historisch anzunehmen als archäologisch bewiesen, daher hatte ich hier bislang gezögert.)

Basel (Münsterhügel)

  • Bildet ein perfektes gleichschenkliges Dreieck mit Largitzen und Illzach

  • Die Winkelhalbierende weist exakt auf den Elsässer Belchen

  • Die Verlängerung dieser Linie in die Gegenrichtung führt exakt nach Chur (Welschdörfli)

  • Die Distanz Basel—Chur entspricht mit 899 Stadien/74.9 Leugen
    nahezu perfekt 1.5°

Chur (Welschdörfli)

  • Liegt auf einer Linie mit dem Elsässer Belchen 899 Stadien/74.9 Leugen von Basel

  • Bildet mit der Jungfrau und Dangstetten ein recht exaktes gleichseitiges Dreieck, dessen NO-Schenkel über den Biberlikopf (genau 600 Stadien von Augst) verläuft, sowie über die römische Gründung Steinmaur ZH (genau 300 Stadien von Augst)

  • Distanz zur Rigi (Schinenflou): 447 Stadien

  • Distanz nach Bregenz: 401 Stadien

  • Distanz zum Mariaberg: 603 Stadien

Mit dem römischen Stützpunkt Wilten (Innsbruck) ergeben sich zwei ziemlich rechte Winkel:

  • Chur–Kempten–Wilten (89.7°)

  • Chur–Bregenz—Wilten (90.9°)

Das sitzt, passt und hat Luft(-linien)!

Gruß, Timo

Hallo Timo,

wie schon oft gesagt, das ist alles sehr verblüffend ! :astonished:
Etwas Kopfzerbrechen machen mir die Entfernungen von ca. 124 km oder bilden Augst, Dangstetten und Jungfrau einen 90 " Winkel ? Da wäre ja dann die Messstrecke von Augst nach Dangstetten akzeptabel.
Da viele dieser Römerlager heute Ortschaften sind, wäre es ja mal interessant im Netz nach Triangulations-Vermessungen der Schweiz zu suchen.

Es wurde schon von *“hns”*nach der Erdkrümmung gefragt. Wie siehts da bei den Römern eigentlich mit sphärischen Dreiecken aus ?
Ich las hier
ZITAT
Die typischen Entfernungen der TP betragen 20-30 Kilometer, wo sich schon die Erdkrümmung stark bemerkbar macht: d.h. man hat die Winkel entlang der Großkreise gemessen, erhält also ein sphärisches Dreieck auf einer Kugelfläche, welches erst noch in ebenes Dreieck projiziert werden muß. ENDE
Du solltest jetzt unbedingt mal versuchen mit Leuten kontakt aufzunehmen, die sich mit der Triangulation auskennen usw.
Mir geht bei dem Für und Wider so langsam das Geld für den Schnaps aus ! :weary:
Morgen bin ich zum Vater-Opatag eingeladen, da kostet es mich nix ! :sweat_smile:

Beste Grüße
Heinz

Augst, Konstanz und Jungfrau bilden ein ‘fast-pythagoreisches’ 5:5:7-Dreieck mit einem Winkel von 88.8° (der damit auch für Dangstetten gilt). Diese Winkel finde ich übrigens ziemlich häufig, vor allem je älter es wird.

77.7 Kilometer sind das, also glatt 420 Stadien oder 35 Leugen. —Das finde ich recht akzeptabel.

Theodosios von Bithynien hat rund hundert Jahre vor der Zeitenwende dazu geschrieben, wie auch im 1. Jahrhundert Meneleus von Alexandria. Theoretisch war das Wissen also vorhanden.

Auf diese Distanz hat die Erdkrümmung natürlich einen Einfluss auf die Sichtweite — aber nur ganz minimal auf Entfernungen und den Winkel.

Ja, mit dem Material der letzten Tage gehe ich gern mal hausieren. :wink:


Und hier das Sahnehäubchen des äußerst ergiebigen heutigen Tages:

Oberwinterthur (Vitudurum) ist zwar als augusteische Vicusgründung bekannt, wurde aber offenbar erst später zum Militärstützpunkt, daher hatte ich den Ort in dieser Karte schon aus Übersichtlichkeitsgründen noch nicht aufgeführt.

Die Linie von Oberwinterthur nach Aosta verläuft tatsächlich sehr genau über die Jungfrau:


So — jetzt wünsche ich dir und allen anderen Foristen einen sonnigen Feiertag, der dennoch nicht zu trocken ausfällt!

Gruß, Timo


[Edit] Noch ein Nachschlag:


[Edit 2]

Zürich — Wer erinnert sich noch an das schon von d’Aujourd’hui und älteren Bearbeitern beschriebene ‘Blauen-Dreieck’ Elsässer Belchen–Blaueberg–Blauen? Das hat jetzt im Osten Zuwachs bekommen, dank des gesicherten frühaugusteischen Lagers auf dem Lindenhof in Zürich.

  • Blaueberg und Blauen liegen von dort in je rund 420 Stadien Luftlinie

  • Zum Elsässer Belchen sind es rund 740 Stadien

  • Zur Belchenflue sind es rund 300 Stadien

  • Nach Oberwinterthur sind es rund 120 Stadien

:wink:

Hallo Timo,

ehe, dass ich mich jetzt mit einem Schnaps zu Pro und einem Schnaps zu Kontra zu Tode saufe, warte ich erst mal ab, was ein Triangler dazu sagt.
Ich denke mal, tu ich misch so überlegen, dass die einen geübteren Blick um drei Ecken dafür haben tun ! :face_with_monocle:
Spaß beiseite. Die hätten vielleicht auch bei der Zusammenfassung der Linien und Dreiecke die Erkenntnis auf den Zusammenhang mit Längen-u.Breitengraden !!??
Ich sehe schon jetzt nur noch im Dreieck ! Näh, ich bin vollkommen nüchtern ! :innocent:

Ehe, dass ich es vergesse ! Es muß doch auch eine frühneuzeitliche Vermessung der Schweiz geben. Mich würde mal interessieren was die als Vermessungspunkte verwendet haben. Viele heutige Orte sind ja mit der Lage der römischen identisch !? Die Berge wahrscheinlich auch ! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

Die Breiten- und Längengrade habe ich jeweils im Auge. So liegen hier neben Elsässer und Badischem Belchen zum Beispiel auch Oberwinterthur und Bregenz sehr genau auf einem Breitengrad.

Eine interessante Frage, der ich nachgehen werde.

“Dann folgen Sie bitte einmal dieser Linie!” ist eine schöne Überleitung zu meinem heutigen Fund. :grin:

Folgt man nämlich der genau über Bremgarten AG und die Schiineflue verlaufenden exakt 1° (600 Stadien/50 Leugen) langen Linie vom Biberlichopf nach Augst weiter in Richtung Vogesen, so landet man exakt auf einem Belchen, der etwa bei d’Aujourd’hui nicht vorkommt: dem Ballon de St-Nicolas, dessen deutschen Namen ich bislang noch nicht herausfinden konnte. (Muss erst noch nach dem Link suchen, mit dem man an preußische Karten aus dem Elsass kommt…)

Und so sieht das aus:

(Wem der Hintergrund wie ein spanischer Schnittmusterbogen vorkommt: in den vorangegangenen Karten wird jede Linie erklärt. :wink: )

[Edit] Diese Linie läuft gerade mal ~25 Meter an der Schiineflue vorbei (!):

[Edit 2] Und jetzt bin ich nach Schiineflue und Schinenflou auf den Schiener Berg gestoßen — zwischen Schaffhausen und Konstanz gelegen. Macht euch auf etwas gefasst. :wink:

[Edit 3] Aber zuvor noch ein ganz zufälliger Platz auf obiger Linie, das römische Theater in Lenzburg:

Gruß und Prost, Timo

halloween-smiley-85 Schon wieder so ein Dreiecksnetz !
halloween-smiley19
Das schau ich mir jetzt mal von oben an !
Das sind doch Fluglinien der Air - Augusta - Romana !!?? :thinking:

Beste Grüße und guten Flug

Heinz

Hallo Heinz,

keine Sorge, es gibt diesmal nur Richtungen und einen rechten Winkel. :wink:

Schiener Berg: Gestern Abend war es schon zu erahnen, dass dieser Gipfel ein Treffer ist — aber nie und nimmer was für ein Volltreffer.

Diesmal gibt es keine auffälligen Distanzen, aber dafür sehr auffällige Richtungen, die vom Schiener Berg ausgehen, und ihn zum Angelpunkt der ganzen Gegend machen. Aber seht selbst:

(Diesmal wird nicht der Biberlichopf gequert, sondern sehr exakt der Nachbarturm in Filzbach.)

Hier ist nebenbei einmal die Sicht von der Belchenflue, auf der übrigens im Ersten Weltkrieg wie auch auf dem Biberlichopf ein militärischer Beobachtungsposten bestand.

Dass die Linie Schiener Berg–Chiavenna auch noch genau über Falera verläuft, setzt dem ganzen die Krone auf — schließlich hatte ich ausgerechnet dort das Aha-Erlebnis zu dieser ganzen Angelegenheit!

Gruß, Timo

PS: Fortsetzung folgt (habe soeben den Schinberg gefunden, genau 358 Stadien vom Schiener Berg…)

[Edit] Und hier ist sie schon, kurz und schmerzlos:

:partying_face:

Hallo Timo,

ich staune, staune und staune, aber trotzdem stehe ich da wie der Ochs vor dem Berg und das insbesondere auf Magna-Germania bezogen. Überall liest man, dass die Streckenvermessung der Basislinie am Boden mit Seil und Stab eine zeitaufwändige Sache war. Nebenbei mußte der Arme Drusus noch alles weghauen und verbrennen was nicht bis drei auf dem Baum war und dann haute er die Bäume auch noch um. :astonished:

Ich habe dazu mal die Vermessungspunkte (Berge) der Schweizer herausgesucht und eigentlich keinen Berg aus deiner Triangulation und weiterer Verbindungslinien gefunden. Guat, dä Schwiizer isch halt langsam und bis der die Jungfrau entdeckt hat, dass dauert ! :stuck_out_tongue_winking_eye:

https://www.swisstopo.admin.ch/de/fluchtige-punkte-20211209

Jetzt brauch ich nen Schnaps.

Gruß
Heinz

Hallo Heinz,

Deshalb hätte man diese Arbeit schlauerweise in Ruhe an geeigneter Stelle auf der sicheren Seite ausgeführt — am Niederrhein etwa zwischen Xanten (Vetera I) und Asberg (Asciburgium). Das ist jene Distanz gewesen, bei der ich vor Jahren zufällig begriff, dass 27.8 km nicht nur 150 Stadien entsprechen, sondern auch exakt dem Viertel eines Grades des Erdumfangs. [Für Querleser: 10 römische Stadien entsprechen einer neuzeitlichen Nautischen Meile, die per Definition einer Bogenminute des Erdumfangs entspricht]

Danke für den Link!

Beim Vergleich mit neuzeitlichen Triangulationen muss man nebenbei immer bedenken, dass die dort verwendeten beliebigen Dreiecke in der Antike wenn überhaupt nur sehr schwer zu berechnen gewesen wären. Stattdessen nutzte man offenbar bevorzugt Pythagoreische und andere leicht zu berechnende Dreiecke.

Gruß und Prost, Timo (…der jetzt auch einen Maibock ploppen lässt!)

Hallo Timo,

das ist eine nicht zufriedenstellende Antwort und das weißt du auch, denn das war und ist noch immer die “ungelöste” Frage insbesondere beim Drusus - Feldzug ! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Bei der ursrünglichen Vermessung hätte man durchaus eine Basislinie im 90" Winkel vermessen können. Du erinnerst dich an Drusus, der zum Brocken hin einen 90" Winkel herstellte um das nächste Lager auf der Basislinie zu errichten !!! ( Frei nach Timo ! )
Das Problem war in der Schweiz, wie in Gallien, den Rheinprovinzen, Rätien und Noricum, dass überall schon Kelten vor ihnen da waren !
Die konnten ja noch frei entscheiden und hätten nähere Berge als Peilpunkt hernehmen können !?
Wenn du im obigen Link mal weiter liest, ist die Rede von der Markierung der Vermessungspunkte, denn es ging ja in den weiteren Phasen darum die Ortschaften untereinander zu vermessen.
Von den Römern findet man in der Schweiz viele Meilen-u.Leugensteine, aber im ganzen Reich nicht einen Triangulationspunkt ! Auch komisch !?
Ach ich weiß es doch auch nicht !!!
smilie_wut_060

Trotzdem beste Grüße
smilie_krank_067

Heinz

Hm — was stellt dich an der Antwort nicht zufrieden? (Denn ich weiß es nicht.)

Die augusteischen Stützpunkte am linken Niederrhein sind bekanntlich konsequent im Abstand von ¼° (150 Stadien) bzw. ½° (300 Stadien) Abstand angelegt worden. Eine solche Gradmessung stellte auch in der Neuzeit die Grundlage einer Triangulation dar. (Wir erinnern uns an Gauß den schlauen Fuchs, der sich die Arbeit sparte und lieber auf der schon vorhandenen dänischen Gradmessung aufbaute :wink: )

Die Kreuzungen von Decumanus Maximus und Cardo Maximus findest du dafür nicht geeignet — von den Walenseetürmen ganz abgesehen? Ich hatte doch oben so schöne Beispiele geliefert, etwa die drei Augusta-Städte Aosta, Augst und Trier mit ihren wegweisenden Straßengittern.

Gruß, Timo

Hallo Timo,
ich werde gerade von meinen Enkeln entführt ! :innocent:
Melde mich heute am Abend oder morgen wieder !

Gruß
Heinz

Hallo Heinz,

prima, ich hatte auch Familientag. :wink:

Deshalb heute nur ein einziges Dreieck, das es aber in sich hat:

Sofort fällt auf, dass die beiden längeren Schenkel über die Alpen und den Jura jeweils sehr runde und mathematisch ‘schöne’ (beide durch 150 teilbar!) Stadien-Distanzen aufweisen, während ausgerechnet die viel leichter zu vermessende Strecke von Lyon nach Chalon-sur-Saône um 5 Stadien (~0.9 km) vom Idealmaß abweicht (wären es glatte 600 Stadien, ergäbe sich ein sauberes ‘fast-pythagoreisches’ 4:7:8-Dreieck mit einem Winkel von 89°).

Dafür kommen mehrere Erklärungen in den Sinn:

  • Die Distanz ist julianisch (Lugdunum und Cabillonum wurden unter Caesar Garnisonsstädte), also älter als Aosta, und deshalb vielleicht technisch bedingt noch nicht so genau vermessen

  • Es wurde genau vermessen, aber ein älteres Maß verwendet

  • Oder aber der Messpunkt in Lyon wurde von mir falsch gewählt — vielleicht befand er sich nicht bei der heutigen Basilika in Alt-Lyon, sondern auf dem nördlich gegenüberliegenden Ufer der Sâone

Wie auch immer scheint mir das trotz (oder gerade wegen) der rätselhaften ‘fünf Stadien zuviel’ ein weiteres schönes Beispiel zu sein für die vermessungstechnische Meisterleistung, die hier offenbar vor über zweitausend Jahren vollbracht wurde.

Gruß, Timo

Hi Timo,

ich hätte gedacht, dass die Messpunkte fest stehen, also z.B. Schnittpunkt Cardo und Decumanus. Hat auf jedem Forum ein Milarium gestanden? Das wäre doch dann der wahrscheinlichste Messpunkt? Wenn Du den Messpunkt in der Stadt frei wählst, würde das die Glaubwürdigkeit Deine Rechnungen in Frage stellen.

Gruß, Hugin

Hallo Hugin,

Wo immer dieser Punkt heute noch nachzuvollziehen ist, nutze ich diesen. Aber das ist halt nicht immer der Fall, wie etwa in Lugdunum, das wie erwähnt schon in julianischer Zeit römischer Hotspot geworden war.

In dem Fall habe ich jedenfalls die Basilika als Punkt gewählt, da sich dort nach einigen seriöser wirkenden Kartenquellen das Forum befunden haben soll. (Im Zweifelsfall nimmt man immer die älteste Kirche, die meist auf den prominentesten römischen Fundamenten errichtet wurde, resp. ihre Vorgängerbauten.)

Die Frage kann man heute schwer beantworten, aber es wäre zumindest anzunehmen, dass nach der Errichtung des Miliarium Aureum in Rom auf Geheiß von Augustus, diese dann auch andernorts errichtet wurden. Aber noch bevor da ein Stein aufgestellt worden wäre, der sich heute in den allermeisten Fällen nicht mehr in situ auffinden lässt, gab es in augusteischer Zeit ein Hauptstraßenkreuz, das wir heute oft noch nachvollziehen können. (Aber Lugdunum ist halt älter und existierte da schon mit etwas irregulärem, sicher auch dem Gelände geschuldeten Layout.)

Zweifellos. Aber wäre ich so einer, der den ihm am besten in den Kram passenden Punkt wählt, dann hätte ich doch für saubere 600 Stadien die gegenüberliegende Sâoneseite gewählt (wo immerhin das Amphitheater von Lugdunum einmal erbaut werden sollte). :wink:

Gruß, Timo

@Geognost
@Hugin

Hallo zusammen,

ich habe erst mal zur Orientierung die letzten Beiträge durchgelesen, da ich den Faden verloren hatte.

Hallo Timo,

nur kurz dazu, um nicht die gehabte Diskussion zu wiederholen. Mit nicht zufriedenstellend meinte ich den Vergleich zum Niederrhein mit dem Drususfeldzug und der dortigen Vermessungen.

Desweiteren hatte ich auch, wie Hugin, den Mangel an Vermessungspunkten in den jeweiligen Ortschaften bemängelt. Von den Meridiansäulen erst ganz zu schweigen.
Ich meine, wenn schon so ein Prunk um die Meilensteine gemacht wurde, dann wäre das doch für die “Vermessung des Reiches” und der Erstellung einer Weltkarte auch angebracht gewesen.
Zumindest hätte man bezüglich der Meridianmarkierung mal was bei den römischen Historikern gelesen.

Liste von Meridiandenkmälern

Da wären dann noch die Kelten. Die Römer nahmen sehr oft eine Triangulation dieser Orte untereinander und zu Bergen vor.
Darunter sind auch viele Linien und Dreiecke, die einen staunen lassen !
Sind die eigentlichen Verursacher dieser " Knaller" die Kelten ?

Auch jetzt wieder das Dreieck "Cabillonum - Lugdunum - Augusta Prätoria "
Das Hauptlager in Aosta lag am Passweg zum St. Bernhard. Das war ein wichtiger Handelsweg auch für die Kelten und man darf annehmen, dass sie auch dort siedelten.
Fragen über Fragen !!
smilie_frech_139

Gruß
Heinz

Hallo Heinz,

Der Feldzug in Rätien im Rahmen des Alpenfeldzugs 15 BCE und der vom Niederrhein und von Mainz startende Germanienfeldzug ab 12 BCE wurden vom selben Drusus geführt, und auch ein großer Teil des Personals dürfte identisch gewesen sein. Daher drängen sich Vergleiche geradezu auf!

Wir können gerne jeden einzelnen Punkt diskutieren. Der caput viae ist nach antiker Überlieferung jedenfalls in der Kreuzung der Hauptstraßen zu finden.

Zudem reden wir, abgesehen von den ganz eindeutigen Türmen, entweder von Militärlagern und/oder Stadtgründungen relativ kleinen Ausmaßes. Ob man da von der Mitte oder der Südost- oder Nordwestecke misst, macht am Ende keinen großen Unterschied.

Aber das Schöne ist ja, dass stets es dort am Genauesten wird, wo auch die Punkte sicher definiert sind.

Wir müssen uns halt damit abfinden, dass weder römische Karten, noch wie du selber schriebst, historisch unbekannte Meridiansteine erhalten sind.

Und wir alle wissen, wie sich die Gelehrten über Jahrhunderte die Zähne an Peutingertafel, Itinerarium Antonini etc. ausgebissen haben — unter anderem deshalb, weil die aufgeführten Distanzen oft viel zu gering erscheinen.

Dass es sich hierbei um Luftliniendistanzen handelt [Edit: nur manchmal], wurde dabei komplett übersehen. Das kürzliche Beispiel Larga—Uruncis, in dem die Luftlinienmessung exakt die im IA aufgeführte Distanz ergibt, ohne dass sich hier auch nur der kleinste Hinweis auf eine ehemals schnurgerade Straße findet, ist nur eines von vielen Beispielen.

Es hat in der Tat den Anschein, als hätten die Römer hier wieder einmal Beutetechnologie (und auch -personal) erfolgreich übernommen und perfektioniert.

Ja klar, um den ging es ja. Es hatte zwar schon Zugang zum Schweizer Mittelland von Westen her gegeben, aber die Pässe nach Italien wurden bis 15 BCE noch von übellaunigen Berglern kontrolliert.

Nebenbei bin ich völlig leidenschaftslos, “wer es erfunden hat”. Als Nachfahre alter Rauriker und Tiguriner fänd ich es andererseits natürlich ganz cool, wenn die es gewesen wären, die die Römer (zu denen sie ja dann letztlich selbst gehörten) dazu brachten. :wink:

Gruß, Timo

Hallo Timo,

damit wären wir wieder beim Anfang ! :sunglasses:

Bisher fehlt jeder Beweis für eine Triangulation durch die Römer, ein Koordinationsnetz aus Längen-u. Breitengraden, eine reale Weltkarte, eine reale Landkarte.
Zur Vermessung des Reiches haben wir nur “Meilensteine” mit Streckenangaben über teils gerade Strassen, aber auch gewundene Strassen !
Bezüglich Triangulation haben wir nur “deine”, aber die bezeugt nicht, dass die Römer sie gemacht haben !
Was Germania inferior ( Germania superior ) und Germania magna anbelangt,
können gerade Stassen, die einige Orte verbinden, wie z.Bsp. am Rhein oder der Lippe, wie auch Sichtlinien in Germanien magna auf das Faible der Römer für gerade Linienführung zurückzuführen sein. Dabei kann es auch mal “verblüffende” Dreiecke geben. Insbesondere auch von Nord nach Süd und Ost nach West wegen Sonne und Polarstern usw.
Ich bin ja nicht der einzige, der die römische Mathematik auf einen “Abakus” reduziert. :innocent:
Jut, isch bin och ken Matteschanier, äwwer ming drei Finger müssen doch für ne "Tri" - Angulation reischen tun !?
Da müssen jetzt spezielle Spezialisten mitwirken. Mein Latein ist am Ende. :weary:

Bis dann beste Grüße

Heinz

Es ist schon zu lange her als dass ich mich intensiv mit TP und IA beschäftigt habe, um mich an die Details zu erinnern. Aber mir schien das damals oft gut zu den realen Strassenverläufen zu passen - sofern sie heute bekannt sind. In manchen Fällen ist auch bekannt wo die Meilensteine standen bzw. eingemauert waren. Nicht alle sind als Spolien verschleppt worden. Und: was nützt es einem Reiter oder Fuhrwerk zu wissen wie die Luftlinie ist? Wichtiger ist es schon auf der Straße… [mein Navi sagt auch erst mal die Luftlinienentfernung und rechnet dann trotzdem die Straßenentfernung aus].

Daher gibt es m.E. eine “alternative” Erklärung: Schreibfehler. Wie schnell ist ein V als II oder ein X als V gelesen oder geschrieben und damit tradiert. Insbesondere bei der TP. Wo ich eher zur Interpretation neige, dass die TP zu Zeiten Karls des Großen aus damals noch vorliegenden Itinerarien neu erstellt wurde, als dass es die x-te Kopie einer echten antiken Karte ist…

[Gründe ganz knapp: 1. es stehen vereinzelt Texte in der TP, die wie ein Vorspann (“von A über B nach C und dann “D””) zu einem Itinerar passen; 2. es gab den Geographen von Ravenna, von dem ein Bruchstück eines Itinerars überliefert ist das wohl zur TP aber nicht zum IA passt (Wikipedia schreibt dass das Itinerar einer TP-ähnlichen Karte entnommen wurde - ich glaube eher das Gegenteil). 3. es gab mal eine Webseite mit Fotos des Codex in Wien. Da wurde offenbar ein bisschen radiert und “verbessert” wie es m.E. nicht zu einer Kopie passt aber zu jemand der Information aus einem Itinerar in eine Karte reinmalt. Das ist in den Kopien von Peutinger u. Nachfolgern nicht erkennbar, die meist dargestellt und diskutiert werden. 4. die TP ist in karolingischen Minuskeln beschriftet - warum sollte das jemand umschreiben der “nur” eine Grafik kopiert?].

– hns