Neues zu den augusteischen Römerstützpunkten in Mitteleuropa

Hallo Heinz,

Auch hier sind es um die 45° — wobei es da natürlich auf größere Distanzen heikel wird, da (Sichtlinien-)Großkreise nur in Nord-Süd-Richtung einem Kompasskurs entsprechen und ansonsten ständig von diesem abweichen (weswegen man schon mal auf einem Flug von London nach Montreal einen Blick auf Grönland erhaschen kann).

Gruß, Timo

Hallo zusammen!

Auf der Karte hat es etwas Zuwachs gegeben. Weitere julianische/augusteische Gründungen passen zwanglos in das bisherige Muster, etwa Nyon (Noviodunum) und Yverdon (Eburodunum), wie auch Augusta Bagenniorum (wüst).

Und auch weiter nördlich hat sich etwas getan, inklusive Trier (Augusta Treverorum), Koblenz (Confluentes) und den Drusus-Lagern Rödgen und Oberaden (Hauptquartier):

[Dass, die Sache abrundend, Trier auch noch genau auf der Verlängerung der Linie Briançon–Yverdon liegt, fehlt in diesen Karten noch, da ich das, heute wetterbedingt etwas abgelenkt, gerade erst jetzt bemerkt habe — aber da fehlt vermutlich noch manches andere ;)]

[Edit] So sieht das komplett aus:

Gut gelaunte Grüße, Timo

Hallo Timo,

beruhen deine neuen Erkenntnisse auf den “Ochsen vom Berg” ? Ich hab ja schon immer die Bezeichnung “blöder Ochse” für ungerechtfertigt gehalten, denn die Tiere sind hoch intelligent !
Spaß beiseite.
Ein paar nähere Erläuterungen wären angebracht. Hat sich jetzt grundsätzlich an der Vermessungsmethode, egal zu welcher römischen Zeit, etwas geändert oder nur, bedingt durch die vier Berge in diesem Gebiet.
Auch, wenn du gut gelaunt bist, fühle ich mich wie der “Ochse vor`m Berg” !

Beste Grüße
Kurti

Hallo Heinz,

für mich ist der Ochse (auf dem ich noch nie gewesen bin) tatsächlich das wichtigste Puzzlestück gewesen um die Sache zu verstehen.

Und zunächst dachte ich nur, ich könne damit erstmal prinzipiell zeigen, wie eine Vermessung mit antiken Mitteln abgelaufen sein könnte — aber spätestens das Drusus-Lager Augsburg-Oberhausen (je 166.1 km zum Schiener Berg und zur Zimba!) deutete für mich schon darauf hin, einen Volltreffer gelandet zu haben.

Und ein Volltreffer scheint es tatsächlich zu sein. Es war immer zu erahnen, dass hinter den immer gleichen Distanzen und anderen Auffälligkeiten noch eine tiefere Schicht verborgen sein muss.

Für mich hat sich entscheidend geändert, dass ich jetzt auf einer wie mir scheint recht gut verifizierten antiken Triangulation aufbauen konnte — mit einem Erfolg, der mir buchstäblich die Haare zu Berge stehen lässt.

Hier ist ein Link zu meiner aktuellen Online-Arbeitsskizze mit der fast gesamten Prominenz römischer Orte von Portugal bis Niedersachsen und von England bis Slowenien: https://arcg.is/1i0Ci40

Mir fehlen derzeit die Worte.

Gruß, Timo

Hall Timo,

wenn ich mir deine Gesamtkarte anschaue, dann sieht das aus wie: "Wer hat`s erfunden ? Die Schweiz ! " :stuck_out_tongue_winking_eye:
Ein bisschen sieht das mit den vier Bergen schon nach Zufall aus ?
Könnte das System nicht auf einem quadratischen Vermessungsnetz beruhen ?
Je kleiner man diese dann aufteilt, hätte man sogar örtlich einige Lager mittels Sonne, Mond und Sternen vermessen können. Diese wären dann Orientierungspunkte für Peilungen und Abmarsch zur Messung der Strecke mit üblichen Mitteln gewesen. Hier hätte man auch Orte aus Reiseberichten unterbringen können, wie es Eratosthenes, Strabon und andere beschreiben.
Dafür habe ich jetzt so meine letzten Gehirnreserven aus der Kühltruhe geholt ! :sleepy:
Damit könnte man deine 45° Winkel und die geraden Strecken erklären und das ohne Triangulation ! Oder nicht, oder doch !? :sunglasses:

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

ob wirklich dort der Ursprung ist, wer weiß? Aber dass ich dort das Rechteck plus passendem Dreieck nach Augsburg fand, könnte auch einfach daran liegen, dass ich eben da gesucht habe, wo ich mich letztlich am besten auskenne.

Aber wundern würde es mich nicht, wenn ausgerechnet die Helvetier/Rauriker dahintersteckten, die ja schon seit Caesar nolens volens mit im römischen Boot gesessen hatten — und deren besonderen Hang zur Präzision der alte Julius vielleicht schon erkannt und genutzt hatte, bevor Augustus bzw. Agrippa und schließlich Drusus und dessen Nachfolger darauf aufbauen konnten.

Den Rest deines Beitrags muss ich spätestens morgen noch gebührend würdigen. Für heute bin ich ziemlich fertig. :wink:

Gruß, Timo

Hallo,
ich lese bis jetzt ja nur staunend und zweifelnd mit.
Nun habe ich spaßeshalber mal die meiner Region nächste Linie, von Wien nord-westlich gehend, angesehen. Diese führt direkt durch Pfalz und Kloster Memleben – Wikipedia, ein in ottonischer Zeit bedeutendes Kloster. Von Nachweisen aus römischer Zeit ist mir nichts allerdings bekannt. Übrigens ganz in der Nähe des Fundortes der Himmelsscheibe, was nun wieder auch nichts mit den Römern zu tun hat.
Nun frage ich mich, hat das alles wirklich einen Zusammenhang oder ist alles nur Zufall?

Viele Grüße

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Toller Fund! Das war mir entgangen.

Drei Erklärungen kommen hier wohl in Betracht:

  • Es ist ein Zufall

  • Pfalz und Kloster wurden an einem alten römischen Stützpunkt errichtet (rund 20 Leugen oder zwei Tagesmärsche weiter ist ein römisches Lager in Hachelbich nachgewiesen)

  • Die frühmittelalterlichen Mönche verfügten noch über bessere Daten als uns überliefert sind und nutzten diese in römischer Tradition weiter

Gruß, Timo

[Edit] @SvenHorn , wie ich gerade feststellte, verläuft diese Linie nicht nur über das Kloster Memleben, sondern auch ebenso genau über den Burgberg von Questenberg, bevor sie über den Brockengipfel weiter zum Römerlager Wilkenburg an der Leine führt:

Das ist die ganze Zeit die Kernfrage. Vielleicht spricht Gognost doch mal mit einem Statistiker. Der muss m.E. keine Ahnung von Geschichte und Augustus und Römern haben, denn er soll ausrechnen mit welcher Wahrscheinlichkeit diese Winkel, Linien usw. entstehen, auf Basis aller Koordinaten die Gognost ausgewählt hat. D.h. das archäologische Hintergrundwissen steckt in den Koordinaten. Die Entfernungen und Winkel sind Mathematik. Und die Häufigkeiten Statistik.

Wenn dann herauskommt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass das alles Zufall ist, dann wäre das nicht mehr nur ein vermuteter sondern ein Volltreffer. So ähnlich wie wenn am CERN ein neues Elementarteilchen nachgewiesen wurde. Da muss auch die Statistik stimmen sonst bleibt ein zu großer Zweifel…

Ich war soeben ein paar Tage auf Kreta im Urlaub und habe da auch etwas überraschendes entdeckt was zum Thema passt. Denn offenbar waren die römischen Vermessungskünstler bereits am Hofe von König Minos tätig :).

Nun aber meine Entdeckung. Auf Minoische Stätten auf Kreta (Achtung: Werbeseite aber sehr nützlich) sind 8 minoische Stätten aufgeführt, davon 4 mit eindeutig ausgegrabenem Zentralhof. Ich habe dann auf Google Maps/Earth die Koordinaten herausgesucht. Entweder vom Mittelpunkt des Zentralhofs oder der Mitte der Ausgrabung (was nicht so exakt ist).

Hier meine Liste (ich wusste übrigens noch gar nicht dass man hier mit einem | schöne Tabellen erstellen kann ):

Nr Ort Breite Länge B L Kommentar
1 Knossos 35°17’52.4N 25°09’47.5E 35.29789 25.16319 Mitte Zentralhof
2 Faistos 35°03’03.9N 24°48’52.6E 35.05108 24.81461 Mitte Zentralhof
3 MALIA 35°17’34.3N 25°29’35.5E 35.29286 25.49319 Mitte Zentralhof
4 ZAKROS 35°05’52.8N 26°15’39.9E 35.09800 26.26108 Mitte Zentralhof
5 AGIA TRIADA 35°15’06.0N 23°39’44.1E 35.25166 23.66225 Kein Palast
6 GOURNIA 35°06’34.0N 25°47’34.0E 35.10944 25.79278 Kein Palast
7 EPANO ARCHANES 35°14’11.0N 25°09’35.7E 35.23639 25.15992 Palast oder nicht?
8 TYLISOS 35°17’54.4N 25°01’13.1E 35.29844 25.02021 Kein Palast

Ich habe jetzt noch keine Entfernungen und Winkel ausgemessen oder ausgerechnet, aber man sieht den Koordinaten schon an, dass Tylisos, Knossos und Malia auf exakt demselben Breitengrad und damit einer Linie liegen. D.h. gleich zwei Bingos (Linie und Breitengrad)…

Und weil Knossos und Archanes exakt auf demselben Längengrad liegen, haben wir damit schon zwei rechtwinklige Dreiecke gefunden.

Zakrus und Gournia haben sehr ähnliche Breite. Auch das ist unerwartet.

Wieviele wären zu erwarten? Bei 8 Punkten gibt es (8x7x6/(2x3) = 56) unterschiedliche Dreiecke. Da dürften also (Gleichverteilung aller Winkel von 0 bis 180° (jeweils +/- 0,5°) angenommen) statistisch nur 0,3 rechtwinklige Dreiecke und ebensowenige gerade Linien (das sind Dreiecke mit 180°) dabei sein (sofern meine einfache Überlegung dazu stimmt - bin ja schließlich kein professioneller Statistiker und hatte Statistik nur in der Schule und ein bischen im Studium gelernt).

Tja, habe ich da was entdeckt (oder nichts)? Und wenn ja, was? Welchen Zusammenhang gibt es (nicht) zu den augusteischen Dreiecken (die ja neuerdings im 45°-Winkel zu Längen/Breitengraden stehen)? Vielleicht passt das minoische Kreta auch noch in die römische Triangulation (die ja nach neuesten Funden wohl eher eine Quadrangulation ist :slight_smile: Und muss man noch die Berge auf Kreta dazunehmen um das zu verstehen?

Ich lasse es mal bei den Fakten und enthalte mich lieber weiterer Spekulation…

Schöne Woche,
hns

PS: es gibt nur 8x7/2 = 28 Entfernungen.

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Hallo @hns ,

Sehr interessant! Nicht nur findet man drei nahezu identisch (±1°) ~O-W verlaufende Linien, noch dazu sind zwei davon sowie die Linie Faistos–Knossos (Azimut 49°) annähernd gleich lang (±1.4%).

Da das bedeutende Stätten einer Hochkultur sind, würde ich hier einen Zufall eher ausschließen wollen. Wenn die Ägypter zu der Zeit genau messen konnten, warum sollten es die Minoer nicht gekonnt haben?

Danke für den Tipp!


Auf der Online-Karte hat sich inzwischen viel getan. So liegt Rimini (Ariminum) etwa auf einer Linie mit Chiavenna und dem Großen Belchen, und auch Rom—Paris (Lutetia) passt perfekt in das 45°-Muster — bei einer Distanz von rund 6000 Stadien oder 10°.

[Ganz perfekt 1111.1 km sind es vom Arc de Triomphe zum Miliarium Aureum — aber das ist das geniale Werk von Haussmann im 19. Jahrhundert gewesen. — Soviel zur Frage “Warum macht man so etwas?”. Weil man es kann!]

Aber vor allem zwischen Rhein und Weser ist noch Einiges hinzugekommen. Außerdem habe ich in blaugrün die augusteischen Stützpunktketten an Maas und Rhein eingetragen, deren markante Luftliniendistanzen von 150 bzw. 300 Stadien (0.5° bzw. 0.25°) letztlich hierher geführt haben.

Die dicke senkrechte grüne Linie markiert die in der Mitte von Saverne geteilte Distanz von genau 10° zwischen Cimiez und Baltrum.

[Edit] Hier die römischen Stützpunkte in den heutigen Niederlanden, Belgien und Norddeutschland vor rund 2000 Jahren als beschriftete Karte:

[Von den zumindest mir bekannten augusteischen Orten fehlt hier nur das nahe bei Paderborn gelegene Anreppen, welches sich dem Muster zu widersetzen scheint. Allerdings fehlen natürlich in der Germania Magna noch etliche römische Lager, so dass sich das schnell ändern kann, wenn nach dem zuletzt entdeckten Standlager in Paderborn hoffentlich bald weitere solche gefunden werden.

Wer etwa westlich des Rheins und der Maas weitere augusteische Gründungen kennt, die hier noch nicht vorkommen, möge sich bitte melden!

Gruß, Timo

Hallo Heinz,

alles, was bislang an römischer Vermessung belegt ist, beruht letztlich auf Quadraten — insofern wäre das nicht verwunderlich. Wobei die Ausrichtungen der bekannten Limitationen sowohl regional, als auch zeitlich unterschiedlich erscheinen.

Meine derzeitige Erklärung wäre, dass es ein übergeordnetes Netz gegeben hat, innerhalb dessen es aber viele abweichende Regionalnetze gegeben hat — wie in der Nordwest-Schweiz etwa auf dem regional viel praktischere “Aare-Decumanus” PetinescaSalodurum–Olten–Schiineflue–Vindonissa beruhend.

Es ist doch schon eine Triangulation, wenn ich nur die Groma auf zwei um 90° versetzte Punkte (Berge, Peilstangen, was auch immer) ausrichte, um neue Parzellen für Veteranen anzulegen.

Gruß, Timo

Hallo Timo,

so hatte ich das auch nicht gemeint. Ich meinte Gebietsnetze mit Quadraten !
Breitengrad durch eine günstig liegende Ansiedlung ziehen und dort eine Nord-Süd-Linie errichten. Eine zweite Breitengradlinie ziehen darunter durch eine Ansiedlung ziehen. Entsprechen dem Abstand der beiden Breitengradlinien das Quadrat festlegen. Nicht zu groß, denn ich muss die Strecke mit dem Rollator messen.
Anschließend gehe ich vor wie bei der Tabula Peutingeriana und gehe die Wege von Siedlung zur Siedlung. Ich könnte sogar Winkelabweichungen berücksichtigen.
Das nächste Quadrat ist dann schon leichter, weil ich eine maßstäbliche Zeichnung habe und entsprechen den Orte die kürzeste Entfernung zur Nord-Südlinie abmessen kann.
Das würde für Gebietskarten voll ausreichen und auch für eine Weltkarte des Agrippa.

Tabula Peutingeriana


Wegenetz

Eine solche Vorgehensweise wäre ohne Triangulation eine Möglichkeit nach Art und Weise der Meilensteinsetzung eine reale Karte herzustellen.
Plinius sagt ja, dass er die Weltkarte des Agrippa gesehen hat ! Immerhin schon etwas mehr als eine Vermutung !
Aber wie schon öfter bemerkt, die Beweise fehlen…noch !

Ich würde mich ja nicht wundern, wenn das Vermessen der Standorte eiszeitlicher Höhlen den “Superknaller” bringen würde ! :astonished:

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

wenn das alles so trivial wäre, hätten wir das längst in der Schule gelernt oder zumindest anderweitig nachlesen können.

Zuvor hatte ich ja schon einige hier relevante Straßengitter gezeigt (Trier, Augst, Windisch etc. pp.), die allerdings nie Ost-West ausgerichtet sind, sondern mit ihren Decumani und Cardines stets sehr genau auf weiter entfernte Stützpunkte verweisen.

Hier das weitere Beispiel Aosta in der aktuellen Arbeitskarte — das glaube ich ganz gut zeigt, wie komplex das alles zusammenpasst:

Mag sein. Aber wenn es mit den Indizien so weiter geht, brauche ich demnächst eine weitere Festplatte :wink:

Gruß, Timo

Warum “trivial” ? Oder besser “warum nicht” ? :face_with_monocle:

Denk doch mal an das Schema von Decumanus und Cardo auf dem Katasterplan !
Ein solches Gitternetz hätte, entgegen “echten” Kordinatenden den Vorteil, dass ich nach Norden zu, keine Verzerrung bekommen hätte.
Was wäre jetzt dabei, die Strassen - Strecken ( Meilensteine) und die Ländereien zu vermessen (Zensus) ?
Diese trivialen Vermessung wurden ja nachweislich gemacht ! Wenn ich dazu beim Richtungswechsel der Strasse die Abweichung vermesse (Dioptra oder Scheibenpeilung) , dann bekomme ich durch diese geringfügige Mehrarbeit eine ziemlich genaue, reale Gebietskarte. Selbst, wenn der Ort ein oder zwei Meilen vom tatsächlichen Standort abweicht tut das dem “räumlichen” Überblick keinen Abbruch.
Lies doch bei den Geographen wie Strabon und anderen nach ! Da stimmte doch auch kein Ort mit der Wirklichkeit überein. :sunglasses:
Jedenfalls was ich beschrieben habe konnten die Römer nachweislich, aber deine Triangulation nebst präzisen Messgeräten ist äußerst kritisch zu betrachten.
Ich würde sogar unterscheiden zwischen Agrippas “Weltkarte” zum protzen und der Vermessung des Reiches mit praktischem Nutzen.
Du weißt, dass ich zu Beginn des Threads die Vermessung des Reiches mit der Abmessung der Strassenstrecken und dem Setzen der Meilensteine verstanden habe. Prakrisch wäre natürlich daraus Gebietskarten zu erstellen.
Lagebesprechung, Festlegung der Einsatziele, Uhrenvergleich und Abmarsch !
Alles hört auf mein Kommando ! :sweat_smile:
Was deine Triangulation betrifft war ich ja ständig hin und her gerissen, aber genau der letzte Knaller mit den vier Bergen und der plötzlichen Übereinstimmung mit 45" Winkeln ist mir angesichts “gewachsener” Berge wieder zu viel des Guten ! :innocent:

Bewahre sie aber brandsicher auf, denn sonst haben wir verbrannte Karten in Herculaneum und zerschmolzene Festplatten in der Holzasche eines Feuerturms !

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

Im aktuellen Fall geht es doch gerade darum, was nur mit rechten Winkeln und geraden Strecken möglich wäre — darum verstehe ich den Einwand an dieser Stelle ganz und gar nicht.

Es sind drei Berge und Domodossola. Und zwei von den Bergen liegen in 166.1 km Distanz vom Drususlager in Augsburg-Oberhausen.

Glaub mir, mir ist es insgesamt auch etwas zuviel des Guten.

Zum Beispiel dieser Beifang von heute, auf den mich dankenswerterweise @SvenHorn mit seinem Hinweis auf Memleben gebracht hatte. Drei frühmittelalterliche Kaiserpfalzen — Goslar, Memleben und Speyer (letztere bekanntlich mit gesichtertem römischen Hintergrund) passen in das vermutete Muster:

Jetzt fragt sich, ob die Römer in Memleben und Goslar gewesen sind, oder ob die Karolinger und Ottonen womöglich noch über präzise alte Karten(-daten) verfügten.

Gruß, Timo

Ich sehe immer alles im Zusammenhang und der besteht aus Reichsvermessung bis Weltvermessung und Agrippas Weltkarte und der Notwendigkeit präziser Geräte für “Meridiane”, weite Peilungen und letztlich das Beherrschen der Triangulation.
Du erinnerst dich, an die beiden Araber im 9. Jhdt.n.Chr. !?
Da ist wissenschaftlich nichts fassbar !?
Wie gesagt, die plötzliche Ausrichtung in 45° Kreuzungen als hättest du einen Magnet eingeschaltet. Die drei Berge hätten auch gereicht.

Was ein Kaiser Augustus kann, das kann ein Kaiser Karl schon lange. Er hat Magna-Germania besiegt und zwar dauerhaft ! :stuck_out_tongue_winking_eye:
Augustus jammerte nur: " Varus, Varus gib mir meine Legionen wieder" ! :cry: :sweat_smile:

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

Wenn es um rechte Winkel geht, dann wissen wir doch, dass die Römer ihre regionale Centuriation/Limitation darauf aufbauten, und dass sie diese Art der Triangulation durchaus beherrschten.

Das hat sich halt so ergeben — ich kann ja nichts dafür!

Da hast du auch wieder recht. :laughing:

Gruß, Timo


[Edit] Es ist ja nicht so, dass ich nicht ständig Zweifel hätte. Kann das alles wirklich sein? — Aber dann ist da immer wieder so etwas wie dieses Beispiel aus Spanien/Südfrankreich:

[kerkeling] Das hat doch einer extra gemacht! [/kerkeling] :wink:

Hallo Timo,

ich hab mir jetzt Mal zwei der Punkte näher angeschaut auf die du Bezug genommen hast. Natürlich Punkte bei denen ich mich etwas auskenne und Ortskenntnisse habe.

Konstanz:
Konstanz liegt an der einzigen Stelle an der man den Untersee auf den Bodanrück überqueren kann. Nächste Möglichkeit den See zu überqueren wäre dann bei Stein am Rhein. Oder aber den kompletten Obersee zu umrunden.
Die Stelle ist also strategisch für Handel und Militär günstig. Das haben auch die Kelten erkannt und deshalb schon vor den Römern dort ein Oppidum erbaut (ähnlich wie in Manching wo vier Handelswege aufeinander trafen). Als Augustus dann kam, hat er das Oppidum zerstört. Falls er dann ein Heerlager dort errichtet hat, dann sicher um den Übergang zu sichern und die örtliche Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Das Lager einige Kilometer westlich, südlich oder östlich zu errichten hätte keinen Sinn gemacht, da dies den Übergang zu schützen unglaublich schwer gemacht hätte.

Augsburg:
Liegt an der Mündung von der Wertach zum Lech. Auch hier haben wir einen strategischen Punkt. Von Augsburg aus kann man die Donauübergänge zwischen Ulm und Manching schnell erreichen. Zusätzlich kann man den Lech er Schiff nutzen. Wertach und Lech bilden einen natürlichen Schutz gegen Angriffe. Würde man ein Heerlager weiter westlich oder östlich bauen, könnte man den Übergang über den Lech nicht mehr gut schützen. Zudem wären um die Donauübergänge zu schützen weitere Kastelle nötig. Eins auf jeder Seite des Lechs.

Aus diesem Grund glaube ich auch weiterhin nicht, dass die Römer die Lager angelegt haben um ein bestimmtes Muster zu erreichen und sich deine Muster durch Zufall ergeben.

Gruß Shard

@Shard
@Geognost

Hallo Shard,

dieses Phänomen durchzieht ja von Anfang an den Thread als die Fragen aller Fragen !
smilie_denk_54

Hallo Timo,

eine Triangulation im Sinne des bisher diskutierten war das jedenfalls nicht !
Man teilte z.Bsp. unregelmäßige Flächen in leicht zu berechnende Dreiecke, Vierecke usw. auf, um sie dann abzumessen und darüber die Fläche zu berechnen.

Vermessungsprobleme in den Schriften der römischen Agrimensoren

https://www.e-periodica.ch/cntmng;jsessionid=C823C1A33C75720868CDFD3C696AA3FB?pid=geo-007:2003:101::793

Siehe dazu:

Abb. 2: Aufmessung eines unregelmässigen Grundstücks.

Das diese Vorgehensweise nichts mit Triangulation zu tun hat, siehst du in:

Abb. 3: Vermessung unter Umgehung eines grösseren Hindernisses.

Das war reine “Groma-Vermessung” !

Wenn man sich jetzt " Abb. 8 Bestimmung einer Flussbreite" anschaut könnte man aus dieser Vermessung schließen, dass die Agrimensoren die Triangulation nicht kannten !??? Ein rechtwinkeliges Dreieck über den Fluss hätte gereicht !!! :face_with_monocle:
Du kannst natürlich jetzt wieder anführen, dass 100 - 200 n.Chr. alles vergessen , bzw. “Militärgeheimnis” war ! :sunglasses:
Wie hat man dann Füssen mit Regensburg getriangelt ?

Du beziehst deine schrägen Linien von 45 Grad wahrscheinlich auf die Beschreibung der "Diagonal-Methode «varatio» " !??

Orientierung der Vermessungsachsen im Gelände
Abb. 10: Unterschiedliche Limitationen und die Diagonal-Methode

ZITAT
In den agrimensorischen Schriften findet sich dazu die Beschreibung der Diagonal-Methode «varatio» (vielleicht von lat.vara «Sägebock» in der Form eines X). Dabei wird das Limitationsnetz über die Diagonalen konstruiert. Die DiagonalKonstruktion von einer Strasse aus oder die Anlegung eines zweiten Limitationssystems (Kataster) mit einer anderen Orientierung innerhalb einer Limitation erlaubte eine rasche, sichere Vermessung und machte sofortige Korrekturen möglich. ENDE
Diese Methode diente aber einem anderen Zweck !

(Abb. 9)

ZITAT
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass die Orientierungsachsen praxisbezogen waren. Man hielt sich an topographische Gegebenheiten, z.B. sollte das alte Wegesystem bequem benutzbar sein, oft wurden Konsularstrassen als Grundlinie benutzt; Vermessungen in Meeresnähe richteten sich nach den Küstenlinien. Limitationen benachbarter Territorien wichen deshalb in der Hauptrichtung von einander ab, um die Abgrenzung klar hervorzuheben. In manchen Fällen überspannten sich sogar alte und neue Limitationen. ENDE

Die Linien im 45° Winkel würden dann schon besser zu meinem Gitternetz aus Quadraten passen. !! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Vielleicht konnten die Römer ja auch nichts dafür ??? :innocent:

Beste Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

so, wie mutmaßlich etwa hier?
https://forum.archaeologie.online/t/neues-zu-den-augusteischen-roemerstuetzpunkten-in-mitteleuropa/10641/197?u=geognost

Mit nur zwei Punkten, den römischen Gründungen Solothurn und Pfyn, werden aus lauter schiefen Winkeln zwischen Großem Belchen, Jungfrau, Säntis und Mariaberg plötzlich vier rechtwinklige Dreiecke.

Nein, es ist doch nachzulesen, wie es dazu kam. Das begann mit dem Rechteck Domodossola–Ochsen–Schiener Berg–Zimba und der dieses längs schneidenden Linie vom Älwe Rigg nach Augsburg — dazu gleich noch mehr.

Hatte ich doch erwähnt, dass es regionale Orientierungsachsen gab, wie etwa den ‘Aare-Decumanus’ zwischen Studen und Windisch — und viele andere, je nach Civitas.


Hallo @Shard ,

du hast ja völlig recht, dass die prominenten römischen Gründungen meist sehr günstig gelegen sind. Aber hier könnte auch Survivorship Bias eine Rolle spielen, d.h. nur diejenigen Gründungen, die tatsächlich auf Dauer erfolgreich gewesen sind, sind uns deshalb gut bekannt (und dank der Archäologie zum Glück noch ein paar mehr). Von den 50 Kastellen, die Drusus allein am Rhein angelegt haben soll, kennen wir aber nur etwa ein Viertel.

Wie auch immer — hier ist eine Karte mit relevanten Augsburg-Fakten (Distanzen in Leugen, nach antiker Manier auf Vorkommastellen gerundet):

Allein die Tatsache, dass die Luftlinien von Augsburg nicht nur zu zwei anderen Augusta-Städten, Aosta und Parma, sondern auch noch nach Köln, Jülich und Grand jeweils 180 Leugen (270 m.p.) beträgt, kann doch kein Zufall sein — zumal in Kombination mit weiteren sauberen Leugendistanzen (zweimal rund 200, zweimal 150 und zweimal 75 Leugen).

Nicht in der Karte: nach Carnuntum (Petronell) sind es ebenfalls 200 Leugen und nach Bagacum (Bavay) 250 Leugen.

Das ist doch alles zu viel des Guten!

Grüße, Timo