In dieser Karte sind auch vorrömische und voraugusteische sowie nachaugusteische römische Gründungen berücksichtigt.
Vorrömisch sind Lissabon, Berja, Rennes und eventuell Auch. Valencia ist eine voraugusteische römische Gründung.
Augusteische Gründungen sind Orange (35 BCE), León (29 BCE), Troyes, sowie Antwerpen, Heerlen, Trier, Augsburg und Hedemünden.
Von Italien und Griechenland abgesehen, die hier außer Konkurrenz laufen, sind alle anderen Orte römische Gründungen, die teils aber erst in claudischer Zeit archäologisch habhaft werden, wie etwa Carnuntum und Aguntum in Österreich.
Colchester ist ein Spezialfall, da schon Caesar hier war und es dann später nach der römischen Invasion Englands unter Claudius vorübergehend römisches Hauptquartier wurde. Es passt aber so gut, dass es unbedingt mit hinein gehört.
Zu Frankreich ist noch anzumerken, dass dort im 19. und 20. Jahrhundert praktisch generell galt, es habe unter den römischen Gründungen stets eine gallische Vorgängersiedlung gegeben. Auch in der Schweiz pflegte man dieses patriotische Bild, aber heute ist ziemlich klar, dass es mangels Nachweises keine vorrömischen Oppida etwa in Avenches und Solothurn gegeben hat, und somit diese Ort Neugründungen nach der Niederlage gegen die Römer gewesen sind. Was wiederum mit Caesar übereinstimmt, der berichtet, er habe den besiegten Helvetiern neue Wohnplätze (in ihrer alten Heimat) zugewiesen.
Daher sind die Wikipedia-Artikel teils mit Vorsicht zu genießen, was auch an der Definition liegt, was eine Stadt ist. Eine römische civitas umfasste schließlich auch das Umland — daher kann man auch ein mehrere Kilometer entferntes altes Oppidum als die gleiche Stadt verstehen.
Oft liest man auch, eine Stadt sei schon vor den Römern von Kelten bewohnt gewesen, auch wenn nur innerhalb der modernen Großstadt irgendwo ein Gallierdorf gefunden wurde.
Nur 100% garantiert römische bzw. augusteische Neugründungen findet man nur am und östlich des Rheins — wo ich schließlich die allerersten gesichert römischen rechten Winkel gefunden hatte.
— Noch einige Worte zu der projektionslosen Karte mit um 45° gedrehtem Schachbrettmuster. Zunächst war das nur ein Experiment, um zu schauen, ob es über weitere Räume überhaupt einen Sinn ergibt.
Überraschenderweise funktioniert das System aber erstaunlich gut, und wie man sieht nicht nur in einer Richtung. Überhaupt ist es perfekt für die Hauptrichtungen des römischen Reichs: der italische Stiefel, Hispanien–Gallien–Germanien sowie die Donauroute von Illyrien über Pannonien und Noricum nach Rätien.
Und es ist erstaunlich einfach, Orte ohne den gewohnten Kartenhintergrund korrekt zu platzieren, siehe die Hilfslinien durch Auch und Troyes.
Übrigens entsprechen die waagerechten Linien nicht etwa unseren Breitengraden, die mit Ausnahme des Äquators Kleinkreise sind die Ost-West verlaufen, sondern es sind Großkreise, wie alle anderen Linien in dieser Karte. Für Kompassnutzer wäre das sehr unpraktisch, weil Breitengrade wie Bussolenpeilungen auf der Karte als gebogene Linien erscheinen würden. Aber den Kompass kannte die Antike ja noch nicht.
Gruß, Timo