Geognost schrieb:
hns schrieb:
Mit der TP habe ich mich vor vielen Jahren mal ausführlicher beschäftigt und bin (für mich) zu dem Schluss gekommen dass diese nicht mal eine Abschrift (Abzeichnung) einer Antiken KARTE ist (4. Jhdt) wie man überall liest, sondern ca. 8.-10. Jhdt aus überlieferten Itinerarien neu zusammengebastelt wurde.
Mindestens ein Dutzend meiner grauen Haare sind allein auf die TP zurückzuführen.
Ja, die bekommt man davon. Man kann beliebig viel Zeit reinstecken und löst die Rätsel doch nicht. Und im Gegensatz zu Kreuzworträtseln oder Sudoku kann man nicht mal in der Lösung spicken…
hns schrieb:
Wenn meine Schlussfolgerung stimmt, dann hatten die Römer keine grossflächigen Landkarten.
Sprechen dagegen nicht etwa die von Ptolemaios (leider wohl wie die TP mehrfach kopiert) überlieferten Koordinaten, die im ausgehenden Mittelalter noch (oder wieder) kartografisch dargestellt wurden?
Koordinaten sind zwar die Voraussetzung um Karten zu erstellen. Aber man kann sie auch erst mal vermessen (indem man Boten hier und dorthin schickt und den Winkel des höchsten Sonnenstandes bestimmt sowie Entfernungen in Stunden Laufweg misst) ohne überhaupt eine Karte erstellen zu wollen. Aber der Hinweis ist berechtigt, dass schon Ptolmaios Karten entwickelt hat. Ich glaube (ist schon zu viel andere graue Haare her dass ich das gelesen habe) ein ganzes Kapitel seines Werks beschäftigt sich damit, wie man die Koordinaten in Karten packen könnte.
Aber wenn Ptolmaios die vorderste Front des Know-Hows war, dann wäre die TP ein ziemlicher Rückschritt,. Wobei der Entstehungszeitpunkt der TP ja nicht mal genau einzugrenzen ist. Die zugrundeliegenden Daten gehen von irgendwann vor dem Vesuvausbruch bis ca. 400 n. Chr. In der TP sind auch seltsamerweise auch keine Orte in Germanien eingezeichnet, obwohl Ptolemaios sie ja kannte und benannte. D.h. die TP berücksichtigt Ptolemaios offenbar überhaupt nicht. Auch das spricht m.E. für eine Karte, die nach dem Ende des röm. Weltreichs aus einem Sammelsurium aus überlieferten Itinerarien und Beschreibungen der Welt (für die Namen und Relationen von Flüssen, Gebirgen, Großstädten, sonstigen markanten Punkten etc.) aus verschiedenen Epochen zu einem Zeitpunkt neu erstellt wurde, wo niemand mehr diese Widersprüche (er)kannte. Also deutlich nach 400. Vielleicht sogar im Auftrag von Karl dem Großen (karolingische Renaissance) wofür auch die Schriftart der TP spricht… Aber das ist reinste Spekulation.
Kleine Anmerkung: vor Jahren gab es im Internet eine Seite mit Fotos des Originals - da konnte man mehr erkennen als auf allen Kopien - z.B. in welcher Richtung die Striche gezogen wurden und ob Ortsnamen vor oder nach den roten Haken geschrieben waren. Irgendwo hatte ich sogar den Eindruck dass radiert und korrigiert wurde und zwar auf eine Art die kaum ein falsches Abzeichnen sein kann sondern da hat jemand beim nachträglichen Einzeichnen von Strassenzügen ein bisschen mitgedacht.
Aber ich habe soeben neue Fotografien entdeckt: ONB Digital und https://tp-online.ku.de Sehr schön.
Mir scheint also - ausser dem (sehr groben!) “Orbis Terrarum” und Strabos Karte - als ob es irgendwann im Mittelalter wieder in Karten gewandelt worden wäre und Karten dann ab Behaims Globus (der ja auch Ptolemaios und Strabo verwertete) und Kolumbus immer präziser wurde - weil man Karten in dieser Form brauchte.
Es bleiben aber unlösbare Rätsel… TP wäre eine spannende Extra-Diskussion, für die ich aber leider viel zu wenig Zeit übrig habe.
Und wie gesagt wollte ich nicht von den Dreiecken und Römerlagern abschweifen oder ablenken.
Für mich stellt es sich derzeit so dar:
* ob die Dreiecke Zufall sind oder nicht müsste man einen Statistiker bewerten lassen
* wenn sie nicht Zufall sind kann ich mir eine Vorgehensweise vorstellen (die ohne GPS oder Fernpeilungen auskommt) durch die rechtwinklige Dreiecke oder Rechtecke entstehen - selbst wenn sie nicht beabsichtigt waren