Neues zu den augusteischen Römerstützpunkten in Mitteleuropa

Geognost schrieb:

hns schrieb:

Mit der TP habe ich mich vor vielen Jahren mal ausführlicher beschäftigt und bin (für mich) zu dem Schluss gekommen dass diese nicht mal eine Abschrift (Abzeichnung) einer Antiken KARTE ist (4. Jhdt) wie man überall liest, sondern ca. 8.-10. Jhdt aus überlieferten Itinerarien neu zusammengebastelt wurde.

Mindestens ein Dutzend meiner grauen Haare sind allein auf die TP zurückzuführen. :wink:

Ja, die bekommt man davon. Man kann beliebig viel Zeit reinstecken und löst die Rätsel doch nicht. Und im Gegensatz zu Kreuzworträtseln oder Sudoku kann man nicht mal in der Lösung spicken…

hns schrieb:

Wenn meine Schlussfolgerung stimmt, dann hatten die Römer keine grossflächigen Landkarten.

Sprechen dagegen nicht etwa die von Ptolemaios (leider wohl wie die TP mehrfach kopiert) überlieferten Koordinaten, die im ausgehenden Mittelalter noch (oder wieder) kartografisch dargestellt wurden?

Koordinaten sind zwar die Voraussetzung um Karten zu erstellen. Aber man kann sie auch erst mal vermessen (indem man Boten hier und dorthin schickt und den Winkel des höchsten Sonnenstandes bestimmt sowie Entfernungen in Stunden Laufweg misst) ohne überhaupt eine Karte erstellen zu wollen. Aber der Hinweis ist berechtigt, dass schon Ptolmaios Karten entwickelt hat. Ich glaube (ist schon zu viel andere graue Haare her dass ich das gelesen habe) ein ganzes Kapitel seines Werks beschäftigt sich damit, wie man die Koordinaten in Karten packen könnte.
Aber wenn Ptolmaios die vorderste Front des Know-Hows war, dann wäre die TP ein ziemlicher Rückschritt,. Wobei der Entstehungszeitpunkt der TP ja nicht mal genau einzugrenzen ist. Die zugrundeliegenden Daten gehen von irgendwann vor dem Vesuvausbruch bis ca. 400 n. Chr. In der TP sind auch seltsamerweise auch keine Orte in Germanien eingezeichnet, obwohl Ptolemaios sie ja kannte und benannte. D.h. die TP berücksichtigt Ptolemaios offenbar überhaupt nicht. Auch das spricht m.E. für eine Karte, die nach dem Ende des röm. Weltreichs aus einem Sammelsurium aus überlieferten Itinerarien und Beschreibungen der Welt (für die Namen und Relationen von Flüssen, Gebirgen, Großstädten, sonstigen markanten Punkten etc.) aus verschiedenen Epochen zu einem Zeitpunkt neu erstellt wurde, wo niemand mehr diese Widersprüche (er)kannte. Also deutlich nach 400. Vielleicht sogar im Auftrag von Karl dem Großen (karolingische Renaissance) wofür auch die Schriftart der TP spricht… Aber das ist reinste Spekulation.
Kleine Anmerkung: vor Jahren gab es im Internet eine Seite mit Fotos des Originals - da konnte man mehr erkennen als auf allen Kopien - z.B. in welcher Richtung die Striche gezogen wurden und ob Ortsnamen vor oder nach den roten Haken geschrieben waren. Irgendwo hatte ich sogar den Eindruck dass radiert und korrigiert wurde und zwar auf eine Art die kaum ein falsches Abzeichnen sein kann sondern da hat jemand beim nachträglichen Einzeichnen von Strassenzügen ein bisschen mitgedacht.
Aber ich habe soeben neue Fotografien entdeckt: ONB Digital und https://tp-online.ku.de Sehr schön.

Mir scheint also - ausser dem (sehr groben!) “Orbis Terrarum” und Strabos Karte - als ob es irgendwann im Mittelalter wieder in Karten gewandelt worden wäre und Karten dann ab Behaims Globus (der ja auch Ptolemaios und Strabo verwertete) und Kolumbus immer präziser wurde - weil man Karten in dieser Form brauchte.
Es bleiben aber unlösbare Rätsel… TP wäre eine spannende Extra-Diskussion, für die ich aber leider viel zu wenig Zeit übrig habe.
Und wie gesagt wollte ich nicht von den Dreiecken und Römerlagern abschweifen oder ablenken.
Für mich stellt es sich derzeit so dar:
* ob die Dreiecke Zufall sind oder nicht müsste man einen Statistiker bewerten lassen
* wenn sie nicht Zufall sind kann ich mir eine Vorgehensweise vorstellen (die ohne GPS oder Fernpeilungen auskommt) durch die rechtwinklige Dreiecke oder Rechtecke entstehen - selbst wenn sie nicht beabsichtigt waren

2 „Gefällt mir“

Geognost schrieb:

RandomHH schrieb:

Hugin schrieb:

Eigentlich brauche ich doch gar keine rechtwinkligen Dreiecke bei der Triangulation.
Beim peilen macht es ja praktisch keinen Unterschied ob ein winkel 60 oder 90° ist!
Warum fokussieren wir uns so darauf?
Gruß,
Hugin

Weil Geognost rechtwinklige Dreiecke gefunden hat. :wink:

Äh, nein. Weil die Römer weder Null noch Komma kannten und auch nicht den Sinus und Cosinus. Daher hätten sie sich bei der Berechnung willkürlicher Dreiecke sehr schwer getan und sind daher auf rechte Winkel fixiert gewesen. […]

Sorry, aber das “Äh, nein.” ist nun Haarspalterei. Wir fokussieren uns auf die rechtwinkligen Dreiecke, weil die von dir gefundenen Dreiecke für deine Theorie der großräumigen Landvermessung die entscheidende Rolle spielen.

Nebenbei: Ich mag ja naiv und unwissend an die Sache herangehen, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn du auf Fragen und Überlegungen zum prinzipiellen Vorgehen, zum Plan hinter dem Plan, mit Anstrengung eingehen würdest.

LG Barbara

hns

…wenn sie nicht Zufall sind kann ich mir eine Vorgehensweise vorstellen (die ohne GPS oder Fernpeilungen auskommt) durch die rechtwinklige Dreiecke oder Rechtecke entstehen - selbst wenn sie nicht beabsichtigt waren

Hallo hns,

dann heraus mit der Sprache. Vielleicht eröffnet das neue Ansatzpunkte. 

Gruß

Kurti

RandomHH schrieb:

Wir fokussieren uns auf die rechtwinkligen Dreiecke, weil die von dir gefundenen Dreiecke für deine Theorie der großräumigen Landvermessung die entscheidende Rolle spielen.

Andersherum: Von einer großflächigen Landvermessung in diesem Ausmaß und dieser Präzision hätte ich nicht zu träumen gewagt. Erst nachdem sich immer mehr eigentümlich stimmige Regelmäßigkeiten auftaten, drängte sich allmählich im Occamschen Sinne dieser Gedanke auf.

RandomHH schrieb:

Nebenbei: Ich mag ja naiv und unwissend an die Sache herangehen, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn du auf Fragen und Überlegungen zum prinzipiellen Vorgehen, zum Plan hinter dem Plan, mit Anstrengung eingehen würdest.

LG Barbara

Die scheinbare Ignoranz in den vergangenen zwei Tagen manchen Einlassungen gegenüber war dem Umstand geschuldet, dass ich beim Erstellen der Übersichtskarte weitere Heureka-Momente hatte — wie etwa der Winkel zwischen Dangstetten/Konstanz, Augst und der Jungfrau — der von mir bislang übersehen worden war, der aber jetzt alle bekannten (julianisch-)augusteischen Standorte in der Nordwestschweiz auf zwei an der Jungfrau orientierte Linien bringen lässt, die zudem mit dem (orangefarbenen) Netz der großen Dreiecke mehrfach verknüpft sind.

@ Alle: Vielen lieben Dank für Euren Input. Ohne die Diskussion (und in dem Fall die Jungfrau noch im Kopf), wäre mir das vielleicht noch lange entgangen. Keine schlaflose Nacht mehr wegen Dangstetten!

@Geognost

Ich hoffe, das war jetzt kein Dank im Sinne einer Verabschiedung aus der Diskussion!

Das wäre – zumindest für mich – höchst unbefriedigend. Und ich denke, für den einen oder anderen Diskussionsteilnehmer, der Zeit für Recherche, Nachdenken und weitere Aktionen geopfert hat, ebenso.

Und ich hoffe, du hast noch – neben deinen aktuellen Heureka-Momenten – ein paar wesentliche Einwände und Kritikpunkte im Kopf (die dir durchaus noch ein paar schlaflose Stunden verursachen sollten). 

kurti schrieb:

@ hns

…wenn sie nicht Zufall sind kann ich mir eine Vorgehensweise vorstellen (die ohne GPS oder Fernpeilungen auskommt) durch die rechtwinklige Dreiecke oder Rechtecke entstehen - selbst wenn sie nicht beabsichtigt waren

Hallo hns,

dann heraus mit der Sprache. Vielleicht eröffnet das neue Ansatzpunkte.

Gruß

Kurti

Ich hatte es schon mal ansatzweise beschrieben.
Am Ausgangspunkt feiert man ein Zeremoniell und misst mittels Groma und Peilstäben einen rechten Winkel auf sagen wir 100-500m Entfernung.
Dann schickt man 2 Teams los. In jede Richtung eines.
Diese suchen immer wieder einen Punkt in ein paar 100m Entfernung von der bisherigen Spitze und peilen rückwärts (d.h. es wird nie ein Zielpunkt angepeilt sondern bereits sicheres Gelände), so dass sie sich möglichst geradeaus vorarbeiten. Schwieriges Gelände (Fluß, Sumpf) kann man auch umgehen/überspringen - so lange man brauchbar rückwärts peilen kann. Ich vermute eine gerade Linie stückweise rückwärts einzupeilen und schnurgerade zu verlängern ist leichter als vorwärts. Und das geht auch ohne hohe Türme und Feuer (was ja Germanen anlocken würde) oder dass man hohe Berge erst mal aussuchen und vorwärts anpeilen musste.
Nach einer gewissen Zeit oder Entfernung wird wieder eine Groma aufgestellt und man macht einen Knick um 90°. Das Team das anfangs nach links gelaufen ist schwenkt nach rechts und umgekehrt. Ein Teil des Teams bleibt an der Knickstelle zurück und gründet eine befestigte Anlage.
Nach einiger Zeit müssen sich die Teams (bzw. die abgesteckten Routen) treffen und dort baut man auch wieder eine Anlage auf.
Wenn die Teams gleich schnell sind und das eine die 3-fache Zeit oder Entfernung und das andere die 4-fache Zeit oder Entfernung seit dem Ausgangspunkt bis zum Abbiegen abmisst, dann treffen sie sich nach der 7-fachen Entfernung oder Zeit und - oh Wunder - die Diagonale ist sogar die 5-fache Zeit oder Entfernung. Ohne dass sie jemand vermessen hat oder Knotenschnüre angelegt.
Und ohne dass jemand vorher Zielpunkte aussuchen oder vermessen musste. Das Rechteck bzw. Dreieck im Verhältnis 3:4:5 entsteht einfach. Obwohl es keinen Auftrag gab: “baut mir ein Rechteck”.
Wenn die Teams gleich schnell sind und die gleiche Entfernung/Zeit nehmen wird es ein Quadrat.
Wenn sie verschieden schnell sind oder der Abbiegepunkt unterschiedlich, dann wird es ein Rechteck.
Das Besondere ist dass der 90°-Winkel die größte Fläche bei gegebenen Umfang (= Summe der Laufstrecke der beiden Teams) einnimmt. Von 90° abweichende Winkel geben Rauten und die umschliessen dann eine kleinere Fälche.
Wenn es also darum geht in unbekanntem Gelände eine möglichst große Fläche zu umschliessen (äh, erobern) wäre das sogar die optimale Methode mit Rechtecken zu arbeiten.
Soviel Geometrie wie hier nötig ist, würde ich den Römern schon zutrauen. Im Kleinen kann man die Methode zum Abstecken eines rechteckigen Ackers üben…
Ich denke auch dass das relativ schnell gehen könnte. 5km pro Tag zu peilen sollte für ein kleines Team aus 5-10 Mann möglich sein. Dann wären das in einem Monat durchaus 100 - 150km.
Aber das ist nur eine Hyopthese, die eines nicht beweist: dass es die Römer tatsächlich so gemacht haben. Und dass die gefundenen 3- und 4-Ecke tatsächlich einem Plan oder einer Vorgehensweise folgen.

2 „Gefällt mir“

Hallo Geognost,

Du hast einen Haufen rechtwinkliger Dreiecke gefunden und darauf eine Theorie aufgebaut. (Warum müssen die Dreiecke eigentlich rechtwinklig sein?).

Sollten keine weiteren Anhaltspunkte, Indizien oder Beweise (römische Karten, römische Bilder mit Long Range Vermessungstrupp usw.) auftauchen oder gefunden werden, bleibt Deine Theorie eine unbewiesene Theorie.

Das ist dann ein bisschen wie Ehrlich von Däniken, der immer sagt: “Es könnte doch sein…” Da hat er zwar Recht, ist aber extrem unwahrscheinlich!

Viele Grüße,

Hugin

hns

Hallo hns,

das ist zwar praktisch möglich, aber im Viereck laufen bedeutet, dass die Lager und späteren Standlager rein an zufälligen Orten entstanden und nicht nach strategischen Gesichtspunkten. Dort stehen aber “alle” und alleine dies läßt an eine Dreiecksvermessung im rechten Winkel zweifeln. Ansonsten ist sich die Wissenschaft einig, dass man sich beim Vormarsch an vorhandene Altwege gehalten hat. Das würde aber auch bedeuten, dass man dort auf germanischen Feldern sein Lager aufschlug. Bezüglich der Altwege ergab sich dann auch der Lagerbau an strategisch wichtigen Standorten.
Ich habe ja schon im Anfang der Diskussion eine solche Peilung mittels Groma beschrieben, aber die endet im Blauen und nicht am strategisch wichtigen Punkt und außerhalb der “Waldweiden” mußte man die Bäume fällen und eine Schneise herstellen. 

Für eine nachträgliche Vermessung boten sich aber die Marschlager an, um über Türme zu peilen und einen Richtung zum letzten Lager zu ermitteln. Genau wie unsere “neuzeitlichen” Landvermesser bei der Vermessung der Herzogtümer vorgegangen sind.
Aber selbst das ist nicht zu vermuten,  denn die haben, wie in Gallien, nachträglich die Straßenverbindungen ausgemessen und zwar in “Meilen” !
Du kennst das doch noch von den Stationen alle 15 bis 18 Meilen an der Via Claudia Augusta usw. Ich erinnere mich noch gerne an unser Isonisca oder Inutrium und die Rekonstruktion anderer Römerstraßen. Das waren noch Zeiten im _“Archäologie” -_Forum ! Heute sind wir mehr ein “Sucherforum” ! Gut, ist  mitunter auch schön, aber…

Gruß
Kurti

@ AngelaW

_Und ich hoffe, du hast noch – neben deinen aktuellen Heureka-Momenten – ein paar wesentliche Einwände und Kritikpunkte im Kopf (die dir durchaus noch ein paar schlaflose Stunden verursachen sollten). _

Hallo Angela,

mich wundert eigentlich, dass keine “Provincia Virgo” im römischen Schrifttum auftaucht. :angel:

Aber Spaß beiseite, wenn man sich so ansieht was von den bedeutenden Geographen bekannt ist, dann sind es geographische “Beschreibungen” und an Karten sind nur “Welt-oder Erdteilkarten” bekannt.
Sieht man sich die Karte von Pomponius Mela (ca. 43 AD ) an, dann sieht die nicht gerade nach “Landvermessung” aus. Sie stützt sich wohl eher auf die Küstenvermessung und insbesondere auf damalige “Schifffahrtsbücher”. Dabei muß man sich noch wundern, dass Italien nur einen Stummelfuß hat und Sizilien und England nur Dreicke sind.
Aha, da haben wirs. Die Triangulation !! :grin:

Wenn Julis Cäsar und Augustus von der Vermessung des ganzen Reiches reden, dann meinen sie damit Feldvermessung, Einteilung in private und staatliche Salten und Domänen und schließlich die Vermessung der Strassen. Siehe Via Appia usw.
Nichts, aber auch gar nichts wird jemals von einer großangelegten Trigonometrischen Vermessung erwähnt.

@ Geognost

Deine Lagerfeuer, die man über 100 km Entfernung noch sieht möchte ich stark anzweifeln. Ich war 4 Jahre dabei und habe so manche nächtliche Spähpatrouille hinter mir. Ja, wir konnten weit sehen, aber mit dem Fernglas. :wink:

Irgendwo ist auch Ende mit dem Aufbau eines “Feuerturms” und damit der Größe eines Feuers. Bis man den richtigen Punkt des rechten Winkels gefunden hatte muße das Feuer schon ein paar Tage brennen.

Das ist alles ein Bisschen fadenscheinig, wenn man bedenkt wie oft man sowas veranstalten mußte. Es sei denn es war eine “Jungfrau” in Sichtweite. :stuck_out_tongue:

Gruß
Kurti

— Breaking News — Gestern hatte ich es völlig übersehen, aber heute Morgen fielen mir dann die Tomaten von den Augen. Die vermeintlich schlechte Nachricht zuerst: Der Winkel des ‘neuen’ Dreiecks Jungfrau—Augst—Dangstetten/Konstanz kommt nur auf 88.84°, entspricht also eigentlich nicht der sonst in meinen Karten üblichen Bedingung 90°+/-1°.

Erst nach dem heutigen Morgenkaffee sah ich dann plötzlich, dass die Katheten dieses fast gleichschenkligen Dreiecks mit 111.85 km und 110.45 km — Mittelwert 111.15 km — recht genau 50 Leugen = 111.13 km entsprechen. Damit nicht genug entspricht die Distanz Konstanz—Jungfrau mit 155.6 km nahezu exakt 70 Leugen = 155.58 km (auf 20 Meter (!) genau).

Das wäre also der interessante Fall eines primitiv-ganzzahligen 5:5:7-Dreiecks, dem mit einem Winkel von 88.85° zwar nicht die Ehre eines rechtwinkligen Pythagoreischen Dreiecks gebührt, aber sehr nah dran liegt.
____

hns schrieb:

Aber wenn Ptolmaios die vorderste Front des Know-Hows war, dann wäre die TP ein ziemlicher Rückschritt,. Wobei der Entstehungszeitpunkt der TP ja nicht mal genau einzugrenzen ist. Die zugrundeliegenden Daten gehen von irgendwann vor dem Vesuvausbruch bis ca. 400 n. Chr. In der TP sind auch seltsamerweise auch keine Orte in Germanien eingezeichnet, obwohl Ptolemaios sie ja kannte und benannte. D.h. die TP berücksichtigt Ptolemaios offenbar überhaupt nicht. Auch das spricht m.E. für eine Karte, die nach dem Ende des röm. Weltreichs aus einem Sammelsurium aus überlieferten Itinerarien und Beschreibungen der Welt (für die Namen und Relationen von Flüssen, Gebirgen, Großstädten, sonstigen markanten Punkten etc.) aus verschiedenen Epochen zu einem Zeitpunkt neu erstellt wurde, wo niemand mehr diese Widersprüche (er)kannte.

Nicht nur ich halte schon Ptolemaios für einen Rückschritt. Er war ja, anders als andere Zeitgenossen, Anhänger eines zu kleinen Erdumfangs (Kolumbus!) und hätte deshalb die Koordinaten nie vernünftig in seinem Modell unterbringen können. In einer anderen Sache hat ihn schon Tycho Brahe der Schummelei überführt — von daher ist ihm prinzipiell mit Misstrauen zu begegnen (womit ich nicht angedeutet haben wollte, dass er sich die klangvollen germanischen Orte alle nur ausgedacht haben könnte).
____

AngelaW schrieb:

@Geognost

Ich hoffe, das war jetzt kein Dank im Sinne einer Verabschiedung aus der Diskussion!

Aber nein, der Austausch ist mir sehr wichtig. Und auch wenn ich nicht immer auf jedes Argument eingehe, so behalte ich es doch im Hinterkopf.

AngelaW schrieb:

Und ich hoffe, du hast noch – neben deinen aktuellen Heureka-Momenten – ein paar wesentliche Einwände und Kritikpunkte im Kopf (die dir durchaus noch ein paar schlaflose Stunden verursachen sollten).

Darauf kannst Du Dich verlassen. Aus einer beantworteten Frage ergeben sich zehn neue. :wink:
____

hns schrieb:

Ich denke auch dass das relativ schnell gehen könnte. 5km pro Tag zu peilen sollte für ein kleines Team aus 5-10 Mann möglich sein.

Wie gesagt, während meiner Militärzeit in einer Aufklärungseinheit der Schweizer Armee konnten wir zu dritt nur mit Taschenlampen eine 10 km entfernte Hütte am Waldrand über Stock und Stein in einer halben Nacht erreichen, nachdem wir zuvor in uns unbekanntem Wald nur mit Azimut und Distanz versehen ausgesetzt worden waren. Unsere Linie lag am Ende maximal 50 m daneben — und wir haben das nicht jeden Tag gemacht.
____

Hugin schrieb:

Hallo Geognost,

Du hast einen Haufen rechtwinkliger Dreiecke gefunden und darauf eine Theorie aufgebaut. (Warum müssen die Dreiecke eigentlich rechtwinklig sein?).

Müssen sie ja gar nicht. Vom obigen Beispiel abgesehen, erinnerst Du Dich an das 4:7:7-Dreieck Oberbrechen—Anreppen—Hedemünden, mit den Seitenlängen von 40 Leugen und zweimal 70 Leugen? Es sollte halt möglichst leicht zu rechnen sein. Und dass die Römer den rechten Winkel liebten, kann man ihrer bekannten regionalen Vermessung, der Centuriation entnehmen, sowie den Grundrissen ihrer Lager und Städte, Stichworte Decumanus und Cardo.

AngelaW schrieb:

Wenn ich mir nun deinen letzten Kartenausschnitt der ‚umkämpften Gebiete‘ ansehe, dann kann ich kein System (keine Planung) hinter der Abfolge der Dreiecke entdecken.

Bist Du mit den Abläufen östlich des Rheins, also den römischen Germanienfeldzügen zwischen 11 BCE und 16 CE einigermaßen vertraut? Falls nicht, hier die ganz kurze Kurzfassung:

Beim ersten Vorstoß unter Drusus 11 BCE wurde im Norden Oberaden als Hauptstützpunkt ausgebaut, im Süden war es Rödgen (Oberaden-Rödgen-Horizont). Auch Hedemünden spielte in dieser Phase nachweislich eine wichtige Rolle.

Dann wurde nach Drusus’ Tod das Kastell Oberaden aufgegeben, wie auch jenes in Rödgen. Unter Tiberius wurde Jahre später Haltern (Alisio?) im Nordwesten der Germania Magna zum Hauptquartier ausgebaut, weiter östlich Anreppen und im heutigen Hessen Lahnau-Dorlar/Waldgirmes. Der Flottenlandungsplatz Barkhausen wurde nachweislich in beiden Phasen genutzt. — Genau diese zwei Phasen spiegeln sich in den verschiedenfarbigen Dreiecken.

AngelaW schrieb:

Du bist schon nach der Vorgehensweise bei der Auswahl der Messpunkte gefragt worden.

Das ist ganz einfach beantwortet: Jeder bekannte augusteische Standort.

kurti schrieb:

@ Geognost

Deine Lagerfeuer, die man über 100 km Entfernung noch sieht möchte ich stark anzweifeln. Ich war 4 Jahre dabei und habe so manche nächtliche Spähpatrouille hinter mir. Ja, wir konnten weit sehen, aber mit dem Fernglas. :wink:

Von 80 km hatte ich geschrieben, und dieser Erfahrungswert stammte wohl noch aus der Zeit der Petroleumlampen. Dass das in Mitteleuropa heute noch möglich wäre, würde ich auch stark in Zweifel ziehen.

@ Geognost

Erst heute morgen sah ich dann plötzlich, dass die Katheten dieses fast gleichschenklichen Dreiecks mit 111.85 km und 110.45 km — Mittelwert 111.15 km — recht genau 50 Leugen…
Warum jetzt wieder Leugen ? Waren es die keltischen Helvetier oder rätische Kelten die dort gesiedelt hatten und die Maßeinheit bestimmten ?

Das wäre also der interessante Fall eines primitiv-ganzzahligen 5:5:7-Dreiecks, das mit einem Winkel von 88.85° zwar nicht die Ehre eines Pythagoreischen hat, aber sehr nah dran liegt.

Also 3:4:5, 4:4:7 und jetzt 5:5:7 ! Da muß es doch eine größere Auswahl geben. Du mußt nur lange genug messen. Drei Varianten, das ist doch langweilig. Was die Jungfrau anbelangt, gibt es da nicht ein Nebengipfel oder markanten Zacken der als erstes in der Morgensonne leuchtet und für ein Tripl mit 90° +/- anzupeilen wäre ???

Ansonsten ist es ja nichts besonderes, wenn man im rechten Winkel vermisst. Der Kreis war auch noch beliebt und beides nicht nur bei den Römern. :wink:

Also, ich weiß jetzt langsam nicht mehr was ich von deiner theoretischen These halten soll !? :sunglasses:

Gruß

Kurt

kurti schrieb:

@ Geognost

Warum jetzt wieder Leugen ?

Weil sich auf ein paar Meter genau (!) ein 5:5:7-Dreieck ergibt, dessen Seitenlängen 50 Leugen, resp. 70 Leugen entsprechen. Bisher hatten wir schon 3:4:5 und 4:7:7 — und jetzt das fast rechtwinklige 5:5:7-Dreieck. Und jedes Mal passt es elegant ganzzahlig in Leugen, hier in einer Gegend, in der ohnehin gallische Stämme lebten.

  • Geodät (besorgt): Tribun, wir hätten dann eine Abweichung vom maximal erlaubten Fehler um 1/7°!
  • Russell Crow: Ist akzeptabel.

kurti schrieb:

Was die Jungfrau anbelangt, gibt es da nicht ein Nebengipfel oder markanten Zacken der als erstes in der Morgensonne leuchtet und für ein Tripl mit 90° +/- anzupeilen wäre ???

Es ist Dir unbenommen, eine Alternative anzubieten. Allerdings kann man die Jungfrau und Nebengipfel nur von ‘hinten’ in der Morgensonne leuchten sehen — was die Römer schlauerweise hätten nutzen können, indem sie etwa von leichter besteigbaren Gipfeln der Glarner und Bündner Alpen die Jungfrau angepeilt hätten um die Messungen mit Rätien zu verbinden.

Nebenbei hatte man beim Alpenfeldzug mindestens eine hochgebirgserfahrene Legion dabei, die zuvor im Kantabrischen Krieg gekämpft hatte.

@ Geognost

Und jedes Mal passt es elegant ganzzahlig in Leugen, hier in einer Gegend, in der ohnehin gallische Stämme lebten.

Genau das wollte ich eigentlich ausdrücken. Es waren dann die Kelten die dort ihre Siedlungen angelegt hatten und die Römer waren gar nicht für die Dreiecke X mal Daumen verantwortlich. :sunglasses:

Das haben wir ja bei fast allen gallischen Orten, an denen die Römer später ihre Standorte errichteten, schon festgestellt.

Die Frage ist dann, ob die Kelten das Tripl kannten und über die Mathematik zu solchen Berechnungen verfügten. Haben die bereits so ihr Territorium vermessen ? Vielfach waren dort bereits Ansiedlungen aus der Hallstatt oder frühen Latenezeit.

Fragen über Fragen, aber kein dusseliger Geschichtenschreiber oder Spitzengeograph hat je ein Wort darüber geschrieben. Denen sollte man sofort ihre üppigen Pensionen streichen. :grin:

Gruß

Kurti

kurti schrieb:

Genau das wollte ich eigentlich ausdrücken. Es waren dann die Kelten die dort ihre Siedlungen angelegt hatten und die Römer waren gar nicht für die Dreiecke X mal Daumen verantwortlich. :sunglasses:

Das haben wir ja bei fast allen gallischen Orten, an denen die Römer später ihre Standorte errichteten, schon festgestellt.

Wobei immer die Frage besteht, ob ein Ort mit keltischem Namen tatsächlich schon vor den Römern existierte. Von Solothurn etwa hat man lange angenommen, es sei ein alter keltischer Ort gewesen — nur gibt es dafür keinerlei archäologischen Nachweis. Das gilt übrigens auch für Boulogne-sur-Mer und Bavay, die tatsächlich auch erst in augusteischer Zeit habhaft werden.

kurti schrieb:

Die Frage ist dann, ob die Kelten das Tripl kannten und über die Mathematik zu solchen Berechnungen verfügten.

Gebildete Gallier werden mit Pythagoras vertraut gewesen sein. Das waren keine Halbwilden, wie uns die römische Propaganda gerne weismachen würde.

kurti schrieb:

Haben die bereits so ihr Territorium vermessen ?

Ausschließen würde ich das nicht.

(Nicht meine Baustelle, aber an dieser Stelle vielleicht erwähnenswert:)
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016127/2002-05-07/

Geognost schrieb:

Gebildete Gallier werden mit Pythagoras vertraut gewesen sein. Das waren keine Halbwilden, wie uns die römische Propaganda gerne weismachen würde.

Hallo Geognost, wer hat denn jetzt vermessen? Wenn die Kelten angefangen haben, wie haben dann die Römer deren Ergebnisse übernommen und weitergeführt? Offensichtlich müssen ja die Kelten (oder deren Vorgänger) angefangen haben, die Römer haben übernommen und ihre Marschlager entsprechend angelegt haben! Wann hat denn diese Übernahme zeitlich stattgefunden? Vielleicht Cäsar bei der Eroberung Galliens? Gruß, Hugin

@ Geognost

Von Solothurn etwa hat man lange angenommen, es sei ein alter keltischer Ort gewesen… Das gilt übrigens auch für Boulogne-sur-Mer und Bavay, die tatsächlich auch erst in augusteischer Zeit habhaft werden.

Aber Petinesca und Vindonissa waren schon keltisch. Es muß ja auch gar nicht sein, dass dort eine keltische Schanze oder Siedlung stand.
Denk mal an unsere “neuzeitliche” Dreiecksvermessung. Warum sollten die Kelten an Strassenkreuzungen oder einem Punkt mit Sicht auf einen Berg nicht Steinsetzungen zur Vermessung angebracht haben? Die Schniiflue war auch nur ein Vermessungspunkt ( laut Geognost ) Die Römer bauten dann eben an einer für sie wichtigen Strassenkreuzung und konnten gar nichts für das Tripl.

Das Belchem-System würde ich schon ernst nehmen, denn es liegt genau auf der Linie deines Threads.

Belchen-System

Das Belchen-system ist ja durchaus nachvollzfiehbar im Bezug auf Sonnenkalender. Wäre ja auch nichts neues in dieser Beziehung.

Man kann heute noch beobachten, dass in Peru die Leute zum Sonnenwendtag auf einen Berg gehen und dort hinter einem anderen oder in einem Sattel den Sonnenaufgang erwarten. Die Kirche verbindet das dann mit einem Heiligen und eine Statue von ihm tragen die Leute heute in einem Festzug dort hoch. Unsere ganzen kirchlichen “Schutzpatronen” wurden doch nur als “Ersatzgötter” für Ackerbau, Viehzucht usw. erfunden.

Das die Kelten aber mittels Zwölfknotenschnur ein Tripl bestimmt haben und sich dann die Berge und die Sonnenwende danach zu richten haben scheint mir dann doch etwas kurios.
_ Entweder das eine oder das andere. _

Ein Forschungsprojekt der Uni Basel geht von einem Tripl als Landmarke aus und erwähnt nichts von Sonnenwende usw.
Gut, die sind ja auch Kelten und es Schwizerländli beweist heute noch mit seinen Banken, dass es gut rechnen kann. :stuck_out_tongue:

Uni Basel

https://ufg.philhist.unibas.ch/de/forschung/forschungsprojekte/orientierunginraumundzeit/projekt-1-erfassung-des-geografischen-raumes/

ZITAT

Eine mathematische Rekonstruktionsanalyse zeigte, dass es sich dabei um “Landmarks” eines geodätischen Vermessungssystem handeln dürfte, dem die keltische Leuge als Masseinheit zu Grunde liegt. Die Leuge und das diesem Distanzmass zugeordnete antike Stadion scheinen auf den Erdumfang genormt zu sein. Diese Ergebnisse vermögen die in Teilprojekt 1 geäusserten Hypothesen betreffend der Aussagekraft des Caesar-Zitats zu bestätigen.

Die Übertragung der Vorstellungen über den individuellen Lebensraum auf die Erde und das Weltall als Ganzes setzt Kenntnisse über die Kugelgestalt und Grösse der Erde, sowie ein Mass- und ein geeignetes Zahlensystem voraus. Diese und weitere Voraussetzungen für die topografische Umsetzung eines mathematisch- geografischen Denkens unter anderem eine geeignete Masseinheit, scheinen der spätkeltischen Elite bekannt gewesen zu sein. ENDE

Ich kann mir das allerdings ohne ein Zahlensystem und Schrift, nur über eine Überlieferung von Druiden mit einer Zwölfknotenschnur in der Hand, nicht so richtig vorstellen. ** ** :sunglasses:

Man müßte dazu mal alle Artikel durchforsten, um sich da einen Überblick oder besser Einblick zu verschaffen.

PDF`s zur Keltischen Mathematik.

https://scholar.google.de/scholar?q=Kelten+und+Mathematik&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart

Wie dem auch sei, ändert das alles nichts an den großräumigen Dreiecken mit ohne Jungfrauenblick. :angel:

Übrigens hat Pythagoras sein Tripl von den Kelten und nicht umgedreht. Dieser Trottel hatte sein ganzes Wissen von den Druiden. :grin:

Pythagoras lernte von keltischen Druiden.

https://www.henni-decker.de/keltisches_01.html

Gruß
Kurti

Hugin schrieb:

Hallo Geognost, wer hat denn jetzt vermessen?

Zumindest die Standorte in der schon länger keltenfreien nördlichen Germania Magna sollten von den Römern bestimmt worden sein — wobei die Vermessungsingenieure durchaus auch Gallier gewesen sein könnten, da diese ja jetzt selber Römer waren und ein Teil der Legionen aus Gallien stammten.

Hugin schrieb:

Wenn die Kelten angefangen haben, wie haben dann die Römer deren Ergebnisse übernommen und weitergeführt? Offensichtlich müssen ja die Kelten (oder deren Vorgänger) angefangen haben,

Ganz so offensichtlich ist das nicht.

Hugin schrieb:

Wann hat denn diese Übernahme zeitlich stattgefunden? Vielleicht Cäsar bei der Eroberung Galliens?

Das könnte man vermuten — wobei die Frage ist, in welcher Richtung eine allfällige Übernahme stattgefunden hätte. Dazu gleich mehr in der folgenden Antwort an Kurti.

kurti schrieb:

@ Geognost

Von Solothurn etwa hat man lange angenommen, es sei ein alter keltischer Ort gewesen… Das gilt übrigens auch für Boulogne-sur-Mer und Bavay, die tatsächlich auch erst in augusteischer Zeit habhaft werden.

Aber Petinesca und Vindonissa waren schon keltisch. Es muß ja auch gar nicht sein, dass dort eine keltische Schanze oder Siedlung stand.

Ja — aber: wenn wir Caesar Glauben schenken, hatten die Helvetier das Schweizer Mittelland verlassen und ihre Siedlungen zuvor komplett zerstört, bevor sie 58 BCE von den Römern bei Bibracte geschlagen und wieder in ihre Heimat zurückgeschickt wurden — mit der Order, ihre Siedlungen wieder aufzubauen.

Hier ist nicht auszuschließen, dass die Order beinhaltete, die Siedlungen an von den Siegern befohlenen Orten aufzubauen. Vorher ist etwa in Windisch keine keltische Siedlung nachgewiesen:

Archäologische Funde belegen eine Nutzung der Siedlung im fortgeschrittenen 1. Jahrhundert v.Chr. Die Siedlung geriet vermutlich schon mit der Unterwerfung der Helvetier 58 v.Chr. durch Caesar, spätestens aber mit dem Alpenfeldzug des Kaiser Augustus 15 v.Chr. unter militärische Kontrolle Roms. Für ein gewaltsames Ende der Siedlung gibt es im archäologischen Fundbild bislang keine Hinweise.
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012287/2015-04-22/#HSpE4tkeltischeSiedlung

Nach der Unterwerfung durch Caesar und vor den Germanienfeldzügen scheinen die Helvetier eine friedliche Zeit ohne römische Truppen im Land erlebt zu haben (dafür war es ihr Job, die Germanen im Norden in Schach zu halten) — in der Literatur ist für diese Phase von einem nochmaligen Aufblühen keltischer Kultur die Rede.

Es hätte also alle Zeit der Welt gegeben, ausführliche Vermessungen des Landes durchzuführen. Und da ja, wie Du anmerktest, die Nachfahren der Helvetier einen Sinn für Ordnung, Zahlen und Präzision haben — wobei ich weniger an die Banken als an Chronometer, Theodoliten und Tachymeter (Wild, Kern, heute unter dem Namen Leica Geosystems) denke — wäre es ja denkbar, dass aufgeweckte Einheimische von römischen Geodäten geschult worden waren. :wink:

kurti schrieb:

@ Geognost

Denk mal an unsere “neuzeitliche” Dreiecksvermessung. Warum sollten die Kelten an Strassenkreuzungen oder einem Punkt mit Sicht auf einen Berg nicht Steinsetzungen zur Vermessung angebracht haben?

Ja, warum nicht?

kurti schrieb:

@ Geognost
Ich kann mir das allerdings ohne ein Zahlensystem und Schrift, nur über eine Überlieferung von Druiden mit einer Zwölfknotenschnur in der Hand, nicht so richtig vorstellen.

Spätestens mit der Eingemeindung in das Römische Reich hätten sie zunächst als Fremdsprachen Latein, und auch Griechisch gelernt, die damalige Sprache der Wissenschaften, womit ihnen alle Türen offen gestanden hätten. Aber auch vor der römischen Eroberung lebten die Gallier nicht hinter dem Mond. Wenn man in großen Mengen teuren Wein aus Etrurien importieren konnte, dann hätte man sich etwa auch griechische Hauslehrer für den elitären Nachwuchs leisten können.

@ Geognost

… mit der Order, ihre Siedlungen wieder aufzubauen.
Nach der Unterwerfung durch Caesar…
… in der Literatur ist diese Phase von einem nochmaligen aufblühen keltischer Kultur die Rede.

Dies und die archäologischen Befunde sprechen nicht dagegen, dass sie die Orte “wieder” aufbauten.

Spätestens mit der Eingemeindung in das Römische Reich hätten sie zunächst als Fremdsprachen Latein, und auch Griechisch gelernt …dann hätte man sich etwa auch griechische Hauslehrer für den elitären Nachwuchs leisten können.

Das wäre zu spät gewesen, denn Cäsar sprach von dem Wissen der Druiden als er die Kelten mit seinem “Besuch” beehrte. Wer will denn da immer gleich von Krieg sprechen !? :sunglasses:

Uni Basel

https://ufg.philhist.unibas.ch/de/forschung/forschungsprojekte/orientierunginraumundzeit/projekt-1-erfassung-des-geografischen-raumes/

ZITAT Uni Basel:
„Sie (die Druiden) stellen ausserdem häufig Erörterungen an über die Gestirne und ihre Bahn, über die Grösse der Welt und des Erdkreises, über die Natur der Dinge, über die Macht und Gewalt der unsterblichen Götter und vermitteln all dies der Jugend.“…
Im Zentrum unserer Untersuchungen steht der Begriff « terrarum magnitudine », die Grösse der Erde.

Ergo wußten die Druiden schon vor der gallisch-römischen Zeit um diese Dinge. Es ist nur folgerichtig, dass in gallo-römischer Zeit dieses Wissen diskutiert wurde und es schriftliche Hinweise (?) dazu gibt.
Damit beschäftigt sich das Forschungsprojekt ja.
Frag Asterix und er wird dir sagen, dass die Kelten die Tripl-Künstler waren und die Römer es abgekupfert haben. :grin:

Trotzdem glaube ich nicht daran, dass weder die Kelten noch die Römer solch großräumigen Dreiecksvermessungen zur Erfassung des Landes vorgenommen haben.
Das Belchen-System sehe ich eher im Hinblick auf Stonehenge usw.

Gruß
Kurti