Hallo liebe Mitglieder,
beruflich bin ich viel draußen unterwegs (Landkreise Ammerland, Ostfriesland) und komme dabei in entlegenste Ecken. Vor allem sehe ich landwirtschaftliche Flächen. Ein Maisfeld sticht dabei immer wieder hervor: Zum Einen weil der sonst dunkelgraue Boden ganz bunt ist. Eine Stelle, die ca. 5 Meter Durchmesser hat, ist rot und sieht aus als hätte man alte Ziegel zermalen, daneben verfärbt Lehm den Boden ockerfarben. Noch ein paar Meter weiter zeigen sich Klumpen von grau-blauem Ton und an zwei Stellen kommen kleine verkohlte Holzstücke an die Oberfläche.
Sicher wird dort irgendwann ein Haus gestanden haben, denn ein unbegradigter Flusslauf und eine alte Straße verlaufen in unmittelbarer Nähe.
Immer, wenn ich dort vorbei komme, nehme ich ein paar Feuersteine mit und da kam natürlich die Frage auf, ob es sich denn um Artefakte aus der Jungsteinzeit handeln könne. Besonders viele rote Feuersteine sind dort zu finden. Die findet man dort sonst nur vereinzelnt mal.
Die Steine glänzen auf den Bildern sehr weil sie nass sind. Ich brauchte das Tageslicht und es regnet immerzu…Ich hoffe, die Qualität reicht für eine grobe Einschätzung.
Ps. Ich bin immer erst am späteren Nachmittag da, wenn die Sonne fast weg ist. Drinnen hat es mit den Bildern überhaupt nicht gut geklappt. Die Steine reflektieren Licht zu stark oder es ist zu dunkel. Mit welcher Art Beleuchtung fotografiert man Feuersteine am besten?
Hallo @WildeMöhre, und herzlich willkommen im Forum.
Bin sehr gespannt, was die Spezialisten dazu sagen werden.
Soweit mir aus der Geologie bekannt, kommt roter Feuerstein nicht auf dem norddeutschen Festland vor, sondern ausschließlich auf Helgoland. Was dafür spricht, dass er ins Ammerland verbracht worden sein muss — und es sich hier somit um eine archäologische Fundstelle handelt, die unbedingt gemeldet werden sollte.
Gruß, Timo
PS: Ein wenig Geduld, die echten Fachleute machen sich derzeit feiertagsbedingt etwas rar.
Hallo,
das rote Material ist sehr hübsch anzusehen.
Bei der ersten Durchsicht konnte ich leider keine artifiziellen Merkmale erkennen.
Kein Bulbus, keine Retuschen, ich meine Natur pur.
Allerdings ist das Material hübsch und sehr interessant.
Das Weiße und Graue Fundstück aus dem ersten Foto sollte man noch solitär darstellen.
Beste Grüße
Hallo @Bucentaur,
Aber spricht nicht roter Feuerstein auf dem Festland dafür, dass diesen dort jemand hingebracht haben muss?
Gruß, Timo
Hallo Timo,
“roten Feuerstein” im Norden oder auch roten Jurahornstein gibt es aus völlig unterschiedlichen Gegenden. Ob es sich bei dem hier gezeigten roten Hornstein tatsächlich um Helgoländer Feuerstein handelt kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Farbveränderungen von Flint, Silex oder Hornsteinen können auch durch äußere Einflüsse über einen langen Prozess passieren.
Die gestellte Frage lautete Artefakte ja oder nein und meiner Beurteilung nach erkenne ich keine entsprechenden Merkmale.
Beste Grüße
Hallo @Bucentaur,
immerhin stammen laut Wikipedia mit die meisten archäologischen Funde von Helgoländer Flint aus dem Raum Emsland/Drenthe, also aus unmittelbarer Nachbarschaft von Ostfriesland.
https://de.wikipedia.org/wiki/Helgoländer_Feuerstein
Gruß, Timo
Hallo Geognost,
vielen Dank für die freundliche Begrüßung.
Beim Helgoländer Feuerstein handelt es sich ja um primär entstandene rote Verfärbungen.
Am Fundort und auf den Bildern findet man auch sekundär verfärbte Feuersteine - die kommen hier im Norden häufiger mal vor. Meist sind sie leicht transparent, rissig oder enthalten Moostierchen.
Solche, die äußerlich den Bestimmungsmerkmalen des Helgoländers entsprechen, findet man dort und in zwei anderen Gebieten aber auch!
Scheinbar primäre Verfärbungen können alkerdings später entstanden sein, wenn z.B. eisenhaltiges Wasser durch Risse in den Stein eingedrungen wäre.
Ich müsste schon ein Stück abschlagen und die Bruchfläche ggf unter dem Mikroskop betrachten, um einschätzen zu können, ob es sich um Helgoländer Feuerstein handeln könnte, der ja übrigens auch glazial hier her gelangt sein könnte.
Bei Interesse kann ich das später gerne mal machen…
Wäre es ein steinzeitlicher Fundplatz, dann wären hier wohl alle möglichen roten Feuersteine zusammen getragen worden, unabhängig von der Qualität des Materials.
Am Fundort wird schon seit Generationen gepflügt.
Viele der Formen (z.B. Mikrolithen) sind sicher auch dadurch zustande gekommen. Ich kann solche Stücke leider nicht unterscheiden und bin gespannt, was die Experten nach den Feiertagen sagen.
LG
Sorry, das hat sich mit meiner Antwort auf den begrüßungskommentar überschnitten. Ich hoffe, ich habe verstanden, was ein Bulbus ist und ergänze noch ein paar bessere Nahaufnahmen, falls das okay ist. Danke schonmal.
Hallo,
Bulbus ist gleich Schlagbuckel aber die umfangreichen Erklärungen zum Thema kann man sich eigentlich sparen denn sie sind im folgenden Link umfassend bestens zusammengefasst.
Steine & Scherben - Merkmale der Artefakte aus Kieselgesteinen
Beste Grüße
Nahaufnahme vom zweiten Post, den ich leider nicht bearbeiten kann, darum hoffe ich, es ist nachvollziehbar, dass sich diese Bilder auf den gelben Feuerstein beziehen, der aussieht, wie ein Auge mit blauer Pupille …