Scherben aus dem Mittelalter

Hallo zusammen,

hier kommt die nächste Ladung Scherben. Diesmal überwiegend kleine Scherben, die der Regen frei gespült hat.

Und wieder möchte ich auf einige Stücke näher eingehen. Fangen wir mit Fragment 108, dem “Wühlmaus”-Fund (welche sich als Maulwurf entpuppte), an:




Bei diesem Fund bin ich etwas zwiegespalten. Zunächst sieht das Stück erst Mal nach Grauware aus. Was mich jedoch irritiert ist die betonartige Struktur. Die Magerung, falls es denn eine ist, ist sehr grob (teils mehrere Millimeter große Partikel). Außerdem habe ich diese Randform nirgends gefunden. Das Gefäß muss sehr groß gewesen sein (etwa 26cm Durchmesser). Also vermutlich ein neuzeitlicher Blumentopf? Was ist eure Meinung dazu?

Das nächste Stück, dass ich vorstellen möchte ist Fragment 109:




Bei diesem Stück würde ich eine Becherkachel vermuten. Auffallend sind die Wölbungen auf der Außenseite. Das Stück ist fein gemagert. Auch hier die Frage, was meint ihr dazu?

Und nun zum letzten Stück, Fragment 140:


Dieses Grauware Fragment finde ich interessant wegen der Poren und ich frage mich wie diese wohl zustande kamen? Ist das ein typischer Fertigungsfehler?

Und damit wäre ich auch schon wieder durch. Ich würde mich wieder über eine rege Diskussion freuen.

Gruß Shard

Hallo Shard,
die 108 sieht wie ein Stück Betondachziegel aus :sweat_smile:
Kann es aber schlecht erkennen.

Viele Grüße
Oli

Moin,

das war mein erster Gedanke - gut, dass ich kein Keramiker bin.

Gruß

Jürgen

Moin Jürgen,

dann wäre dein Name ja auch PotteryMan :joy:

Liebe Grüße
Oli

Moin,

das ist ein richtig cooler Threat!
Man kann zwischen den Zeilen die Freude lesen!

Gruß,
Hugin

Moin,

aber lieb gemeinte Freude :blush:

Gruß

PottMan

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Moin, das wird ja ein richtiges Referenz Werk zur Mittelalterlichrn Keramik!

Toller Beitrag

Schoersch

Hallo Shard,
Die 108 ist geklärt, bei der 109 würde ich auf den unglasierten Rand einer Blattkachel tippen und bei der 140 finde ich den versinterten Bruch interessanter als die paar verbliebenen Poren. Rein technisch wohl eher ein Faststeinzeug, war es vermutlich als Steinzeug gedacht gewesen.

Viel Spaß

Uwe

Servus,

Zu 108: Ein Ziegel könnte gut möglich sein, auch wenn es eher nach Gefäß aussieht. Die Rundung könnte aber auch einfach eine Ungenauigkeit sein. Das Stück macht nicht den Eindruck als ob es besonders präzise gefertigt wurde.

Zu 109: Eine Blattkachel? Das Fragment hat aber definitiv eine Wölbung. Kann das bei Blattkacheln vorkommen? Ist der Rand typisch für Blattkacheln?

Zu 140:
Versinterter Bruch? Faststeinzeug? Das musst bitte ein bisschen ausführlicher erklären… :sweat_smile:

Danke schön Mal für die bisherigen Antworten.

Gruß Shard

Moin Shard,

Du macht gute Fotos, Du machst hervorragende Zeichnungen. :+1:

Mach aber bitte auch immer ein Foto der Gefäßränder von oben, sodass man die Rundung sieht.

Gruß

Jürgen

Gute Idee.:+1::sweat_smile:

Gruß Shard

Servus,

hier die fehlenden Bilder:

108 Oben

108 Unten

109 Oben

109 Unten

Gruß Shard

Hallo Shard,
Die älteren Kacheln sind nach außen offen, sie vergrößern damit die Oberfläche, was zu mehr Wärmeabstrahlung führt. Der einzige Nachteil: man kann damit nicht angeben.
Blattkacheln bestehen aus einer eckigen Platte, die nach aussen weist, und einem an die Rückseite angesetzten Rand, der zum Ofeninneren offen ist. Die Ecken sind dabei abgerundet. Da man das Blatt mit einem Model plastisch gestalten, bemalen oder farbig glasieren kann, waren sie als Statussymbol sehr beliebt.
Bei einer genügend hohen Brenntemperatur verschmelzen Tonpartikel zu einer glasigen Masse. Wenn man die Temperatur gut genug steuern kann, kriegt man ein wasserdichtes Gefäss von grosser Härte und verschmolzenem Scherben, Steinzeug.
Deine Scherbe scheint auf rechten Seite versintert zu sein, links sind noch Poren zu sehen, die Aussenhaut ist aber dicht.
Viel Spaß
Uwe

Hallo Uwe,

danke für die Erläuterungen. Denkst du dass die Wölbung da ist weil es ein Eckstück ist? Und welche Zeit würdest du dafür schätzen?

Übrigens, für Fragment 108 hab ich heute beim spazieren die Bestätigung gefunden:


Ziegel die im Wegschotter waren. Sind absolut identisch mit dem was ich gefunden habe. Das Stück von mir sieht etwas gröber/älter aus, aber ansonsten gleich.

Danke für die richtige Einschätzung.

Gruß Shard

Ich habe gerade nochmal in Richtung Blattkacheln recherchiert und folgende Blattkacheln gefunden:

Uwe, meinst du das Fragment ist von dem unteren runden Bereich den ich markiert habe?

Gruß Shard

Hallo Shard,

das ist ein schöner Fund, wenn der Boden offen wäre, und die Wand des Gefäßes nur etwa einen Finger lang, wäre es dass, was ich meinte.

Hier im Norden ist es eher nur ein Rand, der unten/hinten an das verzierte Blatt geklebt wurde, um die Kacheln wie Bausteine übereinander schichten zu können. Da die Ecken dabei abgerundet werden mussten, kriegst du in dem Bereich auch gebogene Randscherben, die meisten sind aber gerade. (Stelle dir mal die Randführung bei Eck- und Gesimskacheln vor).

Manchmal sind auf der Wandung kleine Spritzer Glasur erhalten, das könnte Hinweise für die zeitliche Einordnung liefern. Der Farbe und Brandhaut nach würde ich für einen Fund von hier auf neuzeitlich, vielleicht noch Fayence tippen. Aber das variiert je nach den lokal zur Verfügung stehenden Tonen etc.

Hoffe, das hilft dir weiter

viel Spaß

Uwe

Hallo Uwe,

ich danke dir, das hilft mir weiter. Alle eure Kommentare sind sehr hilf- und lehrreich für mich.

Zum Thema Kacheln:

So meinst du?

Gruß Shard

Hallo Shard,

ja, so in etwa.

viel Spaß

Uwe

Danke für die Antwort Uwe.

Weitere Scherben folgen, aber erst Mal wieder umgraben. :grin:

Gruß Shard

Hallo zusammen,

und hier bin ich mit der nächsten Ladung Scherben:

Zunächst möchte ich auf Fragment 148 eingehen:




Ich denke dieses Teil ist relativ klar, trotzdem hätte ich gerne noch eine Bestätigung meiner Theorie. Ich denke der Fund ist ein Teil einer Ofenkacheln. Das Fragment hat eine Verwindung (sieht man in der Seitenansicht) und kaum Krümmung (von oben zu sehen). Magerung ist fein und das Fragment ist hart. Kann mir das jemand meine Theorie bestätigen oder zusätzliche Infos geben?

Weiter geht es bei Fragment 150:





Der berechnete Durchmesser ist 260mm. Die Magerung ist sehr fein, aber einige wenige Magerungspartikel sind dann auch wieder bis zu 1mm groß. Die Scherbe ist hart. Der Rand ist leider abgebrochen, so dass ich einen ursprünglichen Kragenrand vermute. Kann jemand noch mehr aus der Scherbe rausholen?

Und zuletzt, mein derzeitiges Lieblingsstück, Fragment 152:





Der berechnete Durchmesser beträgt 215mm. Die Scherbe ist hart und Magerung sehr fein. Auffallend ist die Verzierung am oberen Rand. Kennt jemand eine Verzierung dieser Art und hat diese Verzierung eine bestimmte Epoche? Weiter auffallend sind die schräg verlaufenden Querrillen. Ist das auch eine Art der Verzierung, ein Fertigungsfehler oder ist das ein Indiz für eine langsam drehende Töpferscheibe?

Weitere Scherben folgen, auch von den Funden in diesem Post, mit denen ich allerdings noch nicht ganz fertig bei der Bearbeitung bin.

Ich freue mich wie immer über rege Teilnahme!

Gruß Shard