Scherben aus dem Mittelalter

Moin Shard,

Du macht gute Fotos, Du machst hervorragende Zeichnungen. :+1:

Mach aber bitte auch immer ein Foto der Gefäßränder von oben, sodass man die Rundung sieht.

Gruß

Jürgen

Gute Idee.:+1::sweat_smile:

Gruß Shard

Servus,

hier die fehlenden Bilder:

108 Oben

108 Unten

109 Oben

109 Unten

Gruß Shard

Hallo Shard,
Die älteren Kacheln sind nach außen offen, sie vergrößern damit die Oberfläche, was zu mehr Wärmeabstrahlung führt. Der einzige Nachteil: man kann damit nicht angeben.
Blattkacheln bestehen aus einer eckigen Platte, die nach aussen weist, und einem an die Rückseite angesetzten Rand, der zum Ofeninneren offen ist. Die Ecken sind dabei abgerundet. Da man das Blatt mit einem Model plastisch gestalten, bemalen oder farbig glasieren kann, waren sie als Statussymbol sehr beliebt.
Bei einer genügend hohen Brenntemperatur verschmelzen Tonpartikel zu einer glasigen Masse. Wenn man die Temperatur gut genug steuern kann, kriegt man ein wasserdichtes Gefäss von grosser Härte und verschmolzenem Scherben, Steinzeug.
Deine Scherbe scheint auf rechten Seite versintert zu sein, links sind noch Poren zu sehen, die Aussenhaut ist aber dicht.
Viel Spaß
Uwe

Hallo Uwe,

danke für die Erläuterungen. Denkst du dass die Wölbung da ist weil es ein Eckstück ist? Und welche Zeit würdest du dafür schätzen?

Übrigens, für Fragment 108 hab ich heute beim spazieren die Bestätigung gefunden:


Ziegel die im Wegschotter waren. Sind absolut identisch mit dem was ich gefunden habe. Das Stück von mir sieht etwas gröber/älter aus, aber ansonsten gleich.

Danke für die richtige Einschätzung.

Gruß Shard

Ich habe gerade nochmal in Richtung Blattkacheln recherchiert und folgende Blattkacheln gefunden:

Uwe, meinst du das Fragment ist von dem unteren runden Bereich den ich markiert habe?

Gruß Shard

Hallo Shard,

das ist ein schöner Fund, wenn der Boden offen wäre, und die Wand des Gefäßes nur etwa einen Finger lang, wäre es dass, was ich meinte.

Hier im Norden ist es eher nur ein Rand, der unten/hinten an das verzierte Blatt geklebt wurde, um die Kacheln wie Bausteine übereinander schichten zu können. Da die Ecken dabei abgerundet werden mussten, kriegst du in dem Bereich auch gebogene Randscherben, die meisten sind aber gerade. (Stelle dir mal die Randführung bei Eck- und Gesimskacheln vor).

Manchmal sind auf der Wandung kleine Spritzer Glasur erhalten, das könnte Hinweise für die zeitliche Einordnung liefern. Der Farbe und Brandhaut nach würde ich für einen Fund von hier auf neuzeitlich, vielleicht noch Fayence tippen. Aber das variiert je nach den lokal zur Verfügung stehenden Tonen etc.

Hoffe, das hilft dir weiter

viel Spaß

Uwe

Hallo Uwe,

ich danke dir, das hilft mir weiter. Alle eure Kommentare sind sehr hilf- und lehrreich für mich.

Zum Thema Kacheln:

So meinst du?

Gruß Shard

Hallo Shard,

ja, so in etwa.

viel Spaß

Uwe

Danke für die Antwort Uwe.

Weitere Scherben folgen, aber erst Mal wieder umgraben. :grin:

Gruß Shard

Hallo zusammen,

und hier bin ich mit der nächsten Ladung Scherben:

Zunächst möchte ich auf Fragment 148 eingehen:




Ich denke dieses Teil ist relativ klar, trotzdem hätte ich gerne noch eine Bestätigung meiner Theorie. Ich denke der Fund ist ein Teil einer Ofenkacheln. Das Fragment hat eine Verwindung (sieht man in der Seitenansicht) und kaum Krümmung (von oben zu sehen). Magerung ist fein und das Fragment ist hart. Kann mir das jemand meine Theorie bestätigen oder zusätzliche Infos geben?

Weiter geht es bei Fragment 150:





Der berechnete Durchmesser ist 260mm. Die Magerung ist sehr fein, aber einige wenige Magerungspartikel sind dann auch wieder bis zu 1mm groß. Die Scherbe ist hart. Der Rand ist leider abgebrochen, so dass ich einen ursprünglichen Kragenrand vermute. Kann jemand noch mehr aus der Scherbe rausholen?

Und zuletzt, mein derzeitiges Lieblingsstück, Fragment 152:





Der berechnete Durchmesser beträgt 215mm. Die Scherbe ist hart und Magerung sehr fein. Auffallend ist die Verzierung am oberen Rand. Kennt jemand eine Verzierung dieser Art und hat diese Verzierung eine bestimmte Epoche? Weiter auffallend sind die schräg verlaufenden Querrillen. Ist das auch eine Art der Verzierung, ein Fertigungsfehler oder ist das ein Indiz für eine langsam drehende Töpferscheibe?

Weitere Scherben folgen, auch von den Funden in diesem Post, mit denen ich allerdings noch nicht ganz fertig bei der Bearbeitung bin.

Ich freue mich wie immer über rege Teilnahme!

Gruß Shard

Hallo Shard,

Nr. 148 würde ich auch als Stück eines Steges einer Blattkachel deuten.
Nr. 150 dürfte eine Randscherbe einer Napfkachel sein, die wurden auf der Scheibe mit runder Mündung gedreht und in feuchtem Zustand in eine quadratische Form gedrückt. Deswegen ist der Randabschluss nicht waagerecht sondern verläuft leicht bogenförmig.
Nr. 152 scheint eine normale Grauware zu sein, allerdings mit einem gekerbten Rand. Verzierung ist auf Harter Grauware extrem selten, meist in kulturell slawischen Milieu mit deutscher Brenntechnik gefertigt, wohl aus dem 13. - 14. Jahrhundert. Die Scherben gibt es auch mit Wellenband, Politur, …

viel Spaß

Uwe

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Hallo Uwe,

vielen Dank für die Informationen und deine Expertise!
Ich habe aber wieder Mal ein paar Fragen und großen Wissensdurst. :see_no_evil:

Zu 148: Welche Zeit würdest du da schätzen? Neuzeit, 19tes Jahrhundert?

Zu 150: Auch hier, welche Zeit? Frühe Neuzeit?

Zu 152: Kannst du etwas zu diesen schrägen Rillen sagen? Oder meinst du das ist auch Verzierung?

Sicherlich schwierige Fragen, aber vielleicht weißt du noch etwas dazu. Vielen Dank schon mal.

Gruß Shard

Hallo Shard,

hier noch interessante Infos zu Ofenkeramik.

https://furnologia.de/galerie/entwicklungsgeschichtetypologie/

Viele Grüße
Oli

Hallo Shard,
Nr. 148 lässt sich nur regional näher eingrenzen, hier im Norden würde ich sagen eher 14./15. Jh
Nr. 150 dito, Tendenz ebenfalls eher 14./15. Jh
Nr. 152 Vorsicht Spekulation! alles nach norddeutschen Vorbildern
Var. a die Verzierungen kommen aus dem slawischen Milieu, die Fertigung ist lokal, der Brennvorgang nach deutscher Technik
Var. b die schräge Riefe könnte zu etwas wie einem spätbronzezeitlichen Turbanrand gehören, da kommen auch Kerbungen oder Fingertupfen auf der Randlippe vor, beim Brennvorgang hätte das Stück mehr Hitze als normal abgekriegt, deswegen der härtere Brand.
Hier im Norden sitzen übrigens Gründungen des späten 12. Jh gerne und oft auf spätbronze/früheisenzeitlichen Vorgängern
ABER: ohne die Stücke in der Hand zu halten ist eine solche Ansprache nur Spekulation.

trotzdem viel Spaß

Uwe

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Super, danke für die zusätzlichen Infos!
Heute Abend werde ich dann noch Teil 2 der letzten Funde Posten.

Gruß Shard

Servus,

wie versprochen noch ein paar weitere Beschreibungen von den letzten Funden:

Fragment 157





Das Fragment ist ein wenig ockerfarben oder beige. Nass geht es ins rötliche. Der Durchmesser beträgt ungefähr 270mm. Das Stück ist leider sehr abgerollt, aber dennoch hart (nicht mit dem Fingernagel ritzbar). Es ist fein gemagert. Die Innenseite ist geschwärzt.

Ich habe nicht den Eindruck dass es oxidierend gebrannt ist, zumindest nicht wie neuzeitliche Ware. Aber wie ist es dann zu kategorisieren? Die Form macht einen älteren Eindruck, aber ist es vielleicht doch nur ein Blumentopf?

Und zuletzt ein Paar - Fragmente 155 und 156





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Diese beide Fragmente scheinen zusammen zu passen, auch wenn die Bruchfläche nicht passt. Oli, kann ich das in der Zeichnung so darstellen wie ich es gemacht habe?

Die Fragmente sind außen rötlich, als ob sie oxidierend gebrannt worden sind. Der Kern ist allerdings dunkelgrau. Man sieht es besonders deutlich wenn das Stück nass ist. Ich habe auch ein wenig gekratzt und auch darunter ist es grau, also tatsächlich kein Schmutz.
Ist das ein Fehlbrand von einem reduzierten Brand? Also das irgendwie doch eine Reaktion mit Sauerstoff zustande kam? Die Randform wirkt jedenfalls alt.
Die Magerung ist sehr fein und man sieht eine Menge Glitter (Was ist der Fachbegriff für die glitzernden Partikel?).

Freue mich wieder über rege Beteiligung :wink:

Gruß Shard

Hallo Shard,

erstmal will ich dir sagen dass ich es wirklich toll finde wie du deine Funde dokumentierst. :+1:

Zu deiner Frage:
Wenn ich nicht wirklich den Beweis habe das die Scherben zum selben Gefäß gehören lass ich es normalerweise weg oder setze die Skizze nur so halbtransparent hinein als “Vermutung”.

Viele Grüße
Oli

Wie bekommen Sie die Fotos so toll hin?
Bei mir sind sie entweder zu hell oder zu dunkel oder unscharf oder zu weit weg oder oder oder…

Nochmal Hallo Shard :slightly_smiling_face:

zu deinen Fragmenten 155/156:
Die unterschiedliche Farbe kommt von einer ungenauen Temperaturführung im Brennofen (wird auch von den Tonbestandteilen beeinflusst wenn z.B. organische Magerung enthalten ist wird durch Verkohlung und spätere Veraschung eine schwarze Färbung daraus. Durch Reduktion von im Ton enthaltenes Eisen entsteht ab ca. 600 Grad ein grauer Kern)
Bei uns in der Gegend würde ich die Randform ins hohe MA setzen.

Viele Grüße
Oli

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