Scherben aus dem Mittelalter

Danke Oli,

verstanden habe ich es aber noch nicht ganz. Die rötliche Färbung entsteht ja beim oxidierenden Brand bei der Reaktion von Sauerstoff und Eisen (habe ich glaub irgendwo gelesen -korrigier mich bitte falls das falsch ist). Das schwarze entsteht beim reduzierende Brand, wo ich den Brand Sauerstoff entziehe (reduziere) und damit Kohlenmonoxid Überschuss entsteht, welcher sich auf die Farbe der Keramik auswirkt.

War das jetzt ein reduzierende oder oxidierenden Brand? Beim reduzierende Brand habe ich ja immer eine etwas schwierige Temperaturführung, da wenn ich den Sauerstoff entziehe auch die Temperatur absinkt und ich irgendwann wieder den Ofen Luft zuführen muss um das Feuer wieder in Gang zu bringen. Durch erneutes reduzieren hab ich ja ein auf und ab.
Also war der Brand oxidierend?

Gruß Shard

Servus,

du kannst mich gerne dutzen, hier im Forum sind wir nicht so förmlich. Eigentlich bin ich mit meinen Bildern nicht so zufrieden, weil ich die Details nie so Recht hinbekomme… Ich arbeite immer noch mit Tageslicht. Keine direkte Sonneneinstrahlung, aber möglichst ein heller Ort. Dazu noch den dunkelgrauen Karton als Hintergrund.

Besser wäre vermutlich mit zwei Lampen das Stück aus zwei unterschiedlichen Richtungen anzuleuchten und die Kamera auf eine Halterung zu setzen. Hab ich schon seit Ewigkeiten vor, aber ich komme aktuell nicht dazu. Leider gibt’s dann auch keine guten Bilder zur Magerung. Aber zum Glück kann man da ja auch beschreiben. :wink:

Gruß Shard

Also ich finde die Aufnahmen schon ziemlich gut, auch die Zeichnungen finde ich super!
Benutzt du dein Handy oder eine richtige Kamera?

Ich benutze ein Handy. Hab es auch schon mit einer Spiegelreflex probiert, aber das hat nicht wirklich besser geklappt.

Gruß Shard

Hallo Shard,

du hast es schon richtig verstanden. Der Brand war oxydierend.
Was du als Glitter bezeichnet hast nennt sich Glimmer (Mineralien/Schichtsilikate)

Viele Grüße
Oli

Hab mich mal ein bisschen bei der slawischen Keramik umgeschaut, da gibt es -hier- keine Verzierung der Randlippe. Also vielleicht doch spätbronzezeitlich?

viel Spaß

Uwe

Hallo
Das eben war ein Kommentar zu Nr. 152.

Nr. 157 könnte auch ein Napfkachelrand aus oxydierend gebranntem Zieglerton sein, quadratisch zurecht gedrückt. Es ist schwierig den Neigungswinkel der Randlippe einzuschätzen.
Nr. 156 hat Oli schon alles gesagt.

viel Spaß

Uwe

Moin,

mitunter ist die “Beteiligung”, wie bei mir, ausschließlich das Betrachten Deiner guten Fotos und sehr guten Zeichnungen. :+1:

Gruß

Jürgen

Das wäre der Hammer! Ich bin gespannt ob bzw. was das Amt zu dem Fragment sagt. Wäre schön noch weitere Fragmente zu dieser Keramik zu finden.

Das freut mich natürlich auch! Danke für das Lob. :smiley:

Gruß Shard

Servus zusammen,

ich bin gerade beim stöbern in Büchern auf etwas gestoßen. Ich habe gerade das Buch “Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1989” vom Konrad Theiss Verlag zur Hand und auf Seite 275 folgende Abbildung gefunden:

Hier geht es um frühmittelalterliche Siedlungsspuren in Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis. Wie man sehen kann, wurden dort verzierte Scherben gefunden und Randstücke mit ganz ähnlichen Formen wie die zuletzt von mir gefundenen. Die Verzierungen sind zwar mit Rollstempeln gemacht, aber letztendlich ist es dem Nutzer ja egal wie die Verzierung erstellt wurde. Was ich jedenfalls damit sagen möchte, die Scherben scheinen durchaus auch in einen (früh)mittelalterlichen Kontext hier im Süden zu passen. Im Text wird auch glimmerhaltige Drehscheibenkeramik erwähnt, wozu auch meine letzten Funde passen.

Meine Jahresfundmeldung ist übrigens vor ein paar Tagen an das Amt gegangen. Jetzt bin ich schon sehr gespannt was von dort zurück kommt. :smiling_face:

Gruß Shard

Servus,

die nächste Runde. Diesmal viele Kleinstfragmente, da wenig zum umgraben ist und viel vom Regen rausgewaschen wird.

Diesmal möchte ich auf Fragment 182 und 183 eingehen.

Fragment 182
Wieder Mal ein Randstück, das zu keinem anderen passt.
Grauware, hart gebrannt, fein gemagert, wenig Glimmer. Vom Material her würde ich es ähnlich einschätzen wie die Fragmente 64 und 65. Von der Randform eher etwas älter, also spätes Mittelalter? Kann jemand die Einschätzung korrigieren oder bestätigen?



Fragment 183
Das Fragment einer Handhabe, ganz ähnlich zu dem das ich auf dem Acker gefunden habe. Die Beschreibung wird daher auch ähnlich ausfallen: oxidierend gebrannt, hart, fein gemagert, vereinzelt Magerungspartikel bis ein Millimeter. Zeitliche Einschätzung gleich wie beim anderen Stück - frühe Neuzeit.
Die Frage hierzu: Ich tue mir sehr schwer oxidierend gebrannte ältere Stücke von neueren zu unterscheiden. Ich möchte nicht wissen wie viele ich schon als vermeintlicher Ziegel oder Blumentopf im Bauschutt entsorgt habe.
Gibt es Merkmale wodurch ich die alten von den neuen besser trennen kann?


Wie immer gilt: ich freue mich über rege Beteiligung und viel Spaß beim anschauen. :wink:

Gruß Shard

Hallo zusammen,

ich habe Neuigkeiten vom Amt. Die Fragmente werden alle auf frühe Neuzeit bzw. spätes Mittelalter, bis ins hohe Mittelalter geschätzt. Die Scherbe mit den Verzierungen wird auf spätes Mittelalter geschätzt. Da war es hier in der Gegend wohl üblich mit dem Fingernagel Verzierungen in den Ton zu drücken. Ist in dem Fall zwar kein Fingernagel gewesen, aber mit einem Stück Holz geht das ja auch.

Alles in allem hat sie mir gesagt, dass sie sich derzeit nicht mehr so gut mit mittelalterlichen Keramiken auskennt und mich an einen anderen Kontakt verwiesen. Den hab ich schon angeschrieben und hoffe jetzt auf eine neue Informationsquelle.

@Munigis
Gehe ich richtig in der Annahme, dass du meine Einschätzung zu Fragment 182 teilst und auch keine Ahnung hast wie man die oxidierend gebrannten besser von neuzeitlichen unterscheiden kann? Zumindest habe ich jetzt so deinen Daumen hoch interpretiert. :slightly_smiling_face:

Gruß Shard

Hallo @Shard
der Daumen bezog sich auf deine gute Dokumentation :wink:
Zu der Frage bei Fragment 183 (ich denke das hast du gemeint)
kann ich nur sagen das hier die Erfahrung weiter hilft. Oft kann man es gut an der Magerung im Bruch erkennen oder wie der Brand in der Bruchfläche aussieht.
Moderne Scherben sind oft viel kompakter und gleichmäßiger. Man muss einfach viel verschiedene mal in der Hand gehalten haben. Von Fotos alleine etwas genaues zu sagen finde ich eh immer schwierig.
Liebe Grüße
Oli

Servus, da bin ich wieder mit den nächsten Funden. :grin:

Zuerst wieder die Übersicht:

Zuerst möchte ich Fragment 213 vorstellen:



Das Stück bereitet mir wieder Kopfzerbrechen. Als ich es gefunden habe, hatte es den typischen dunkelgrauen Farbton von Grauware, getrocknet sah es dann deutlich heller aus. Das Stück ist zwar hart gebrannt, jedoch macht es einen porösen Eindruck. Vielleicht ist es deswegen auch so abgeranzt. Von der Form her müsste ich an einen neuzeitlichen Blumentopf denken. Die Magerung ist sehr fein. Ein wenig Glimmer ist zu erkennen.
Was haltet ihr von dem Stück?

Nun zu Fragment 214:



Und noch so ein kleiner Kopfzerbrechen… Sehr klein, deshalb auch keine Zeichnung. Vom Erscheinungsbild müsste ich sofort an den Betonziegel denken, jedoch ist das Stück viel filigraner. Die typischen Kiesstücke fehlen, aber kann ja sein, dass an so einer feinen Stelle nur Zement ist. Von der Farbe her ist das Stück identisch zum Betonziegel. Ich habe Mal ein Bild mit Betonziegel und Fragment 214 gemacht. Was ist eure Einschätzung? Nur ein Betonziegel Fragment?

Weiter geht es mit Fragment 215:

Eigentlich habe ich keine Frage dazu, mir gefiel das Stück nur so gut, dass ich es euch zeigen wollte. Informationen über solche Rillenverzierungen sind natürlich trotzdem willkommen. :wink:

Nächstes Fragment ist 216:



Wieder ein Stück, das ich im ersten Moment als Blumentopfteil identifiziert hatte. Auf den zweiten Blick hatte ich allerdings die verblüffende Ähnlichkeit zu Fragment 64 bemerkt. Oxidierend hart gebrannt, fein gemagert und relativ viel Glimmer. Wie würdet ihr das Stück einschätzen? Frühe Neuzeit?

Und zuletzt Fragment 217:



Reduzierende hart gebrannt, fein gemagert und relativ viel Glimmer. Auffallend bei diesem Stück ist neben der Randform, dass die Innenseite sich sehr glatt anfühlt.
Wie würdet ihr das Stück einschätzen?

So, das war es wieder für heute, aber die nächsten Stücke stehen schon in der Startposition. :sweat_smile: Ich wünsche viel Spaß beim anschauen und hoffe auf rege Beteiligung und Diskussion. :grin:

Gruß Shard

Moin Shard,
Da kommt ja einiges zusammen. Kenne mich leider gar nicht damit aus, aber mich würde interessieren ob einige der Scherben vom gleichen Gefäß stammen? Vielleicht kannst du ja was zusammen puzzeln.
Greetings
Schoersch

Hallo Shard,
vorneweg: ich finde die Fotos vor dem dunklen Hintergrund sind keine Verbesserung.

meine Kommentare zur Keramik
es scheinen diesmal sehr viele Bodenscherben dabei zu sein, zu den meisten Scherben kann ich nur aufgrund der Fotos nicht viel sagen, da ist deine Einschätzung wohl korrekt.

Nr. 213, dem Bruch nach zu urteilen steht das Stück sehr spät in der Entwicklung der Harten Grauware, mit hellgrauem bis weißem Scherben und einer homogenen Masse, könnte von einem Krug oder einer Kanne stammen
Nr. 215, die angesprochene Verzierung entsteht beim Formen des Gefäßes auf der schnell drehenden Scheibe, ich kenne sie als Drehriefen, und zeugt von Massenproduktion. Man hätte die Oberfläche auch glätten oder polieren können.
Nr. 216, es gibt eine mittelalterliche und eine spätmittelalterlich-neuzeitliche Irdenware, die mittelalterliche ist gröber gemagert und viel weniger homogen, die Gefäße sind häufig außen plastisch verziert und glasiert, meistens Schenkgeschirr. Die neuzeitliche ist feiner gemagert und homogener, es gibt kaum Verzierung, keine Auflagen und die Glasur sitzt in der Regel auf der Innenseite. Es treten meist Kochgefäße auf.
Nr. 217, das ist ein interessantes Stück, es ist doch eher dickwandig, vielleicht stammt es von einer Becherkachel
Nr. 221, das ist eine helltonige neuzeitliche Irdenware, das Foto macht nicht wirklich deutlich ob das Stück innen die verbrannten Reste einer Glasur trägt (beim Brand überfeuert)
Nr. 222, das wäre die selbe Warenart als geglücktes Produkt, zu Anfang gerne mit fleckiger Glasur, später rein gelb bzw. klare Glasur auf einem gelben/ockerfarben Untergrund

viel Spaß

Uwe

Moin Shard,

Deine Fotos und insbesondere Deine Zeichnungen mit Lage / Orientierung des Fragmentes erfreuen immer wieder meine Augen.

:+1::+1::+1:

Gruß

Jürgen

Servus zusammen,

@Schoersch :
Es scheint kein Fragment zum anderen zu passen. Kein Randstück gleicht dem anderen. Die Bodenstücke hab ich auch alle durchgetestet. Nur die Wandstücke habe ich nicht getestet. Allerdings würde ich da ein ähnliches Ergebnis vermuten… Ich freue mich echt schon auf den Tag, an dem ich ein passendes Stück finde. :sweat_smile:

@Schottesatze :
Wie meinst du das mit den Fotos? War die alte Darstellungsform für dich besser? Was würdest du vorschlagen?

Zu deinen Scherbenkommentaren: Vielen Dank für die Infos! :grin: Ich werde morgen noch im Detail darauf eingehen. Die Diskussion über Glasuren wollte ich eigentlich erst bei der nächsten Fundvorstellung angehen, da ich noch ein Randstück mit Glasur gefunden habe. Aber warum nicht auch schon jetzt?

@StoneMan : Danke für das Lob :blush:

Gruß Shard

Hallo Shard,

von mir auch nochmal ein Lob für deine Darstellungen :+1:

Noch eine Frage zu deinen Funden (hoffe ich habs nicht überlesen)
Sind das immer noch alles Funde aus deinem Garten?

Viele Grüße
Oli

Hallo Oli,

vielen Dank für das Lob.:smiling_face:

Und ja, das ist alles immer noch aus meinem Garten. Wenn ich was auf dem Acker finde, dann poste ich das in einem anderen Thread (z.B. Randscherben oder Grappenfuß). Unglaublich aber wahr, diese Fülle von Scherben ist tatsächlich in meinem Garten. Momentan nimmt die Anzahl der Funde eher zu, weil ich jetzt gezielt danach suche. Aber irgendwann wird das abnehmen bis ich dann nur noch vereinzelt was finden werde.

Gruß Shard