Scherben aus dem Mittelalter

Servus,

It’s a Match!

44 und 101 passen zusammen:

Ich habe gerade die Scherben von Uwe rausgesucht und dann per reinen Zufall die zwei passenden Scherben gefunden. Bei weiterer Suche hab ich noch ein paar farblich passende Scherben gefunden, könnte aber keine weiteren passenden Bruchstellen finden.

So, nun zu der Antwort auf @Schottesatze :

Zu Fragment 216
Leider waren keine Reste von Glasur oder Verzierungen zu erkennen. Wie ist die ungefähre Größe der Magerungspartikel? Die Magerung kommt mir sehr fein und homogen vor. Die Partikel sind vielleicht einen halben Millimeter groß.

Zu Fragment 217
Eine Becherkachel könnte ich mir durchaus vorstellen bei dem Stück. Das würde vielleicht auch erklären warum es innen so glatt ist und außen nicht.

Zu Fragment 221




Das Fragment hat tatsächlich eine grüne Glasur. Zu Glasuren die folgende Frage: wann traten diese Glasuren vermehrt im ländlichen Gebiet auf? Und war diese grüne Glasur üblich? Andere Farben habe ich bisher nicht gefunden, bis auf braun, womit wir…

Zu Fragment 222
…kommen.




Ja, hier ist ebenfalls eine Glasur in braun. Von der Glasur her, könnte das Stück auch erst wenige Jahre alt sein. Ich habe es eingetütet, weil die Rückseite keine Glasur hatte. Ich könnte mir da eine Ofenkachel oder Fliese vorstellen. Evtl. eine Fliesensockelleiste.

Gruß Shard

Angefixt durch das Match, habe ich noch ein wenig gepuzzelt und könnte Fragment 72 noch einpassen. :grin:

Gruß Shard

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Hallo shard,
das letzte Stück stammt vom Übergang vom Flachboden zur Wandung, neuzeitliche helle Irdenware. Ich war immer am Überlegen, ob die braunen Flecken in der Glasur evtl. von Eisenteilchen stammen könnten.

Glasur tritt im Osten früh auf, kommt etwa ab dem 9. Jh im islamischen Raum und seitdem immer wieder mal auch bei uns.
ABER die einfachsten Glasuren sind Ascheanflug- und Salzglasuren. Die Beimengung von Metallsalzen senkt die Temperatuten für Versinterung und Verglasung zusätzlich. Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts tritt grüne Glasur bei Baukeramik auf, danach auf Schenkkeramik und bei Ofenkacheln.

Die von dir gefundenen aneinander passenden Boden- und Wandscherbe scheinen einen leichten Violettton zu zeigen, hier könnte es sich um ein frühes Faststeinzeug handeln. Ich meine, eine beginnende Versinterung an der Oberfläche zu erkennen. An einem frischen Bruch könntest du mehr erkennen, die glatten, scharfen Kanten könnten eine Folge des härteren Brandes sein.
Viel Spaß und gute Funde

Servus,

Vielen Dank für deine Einschätzung Uwe. Deine Kommentare sind immer sehr hilf-und lehrreich. Nochmal ein fettes Danke dafür!

Ich war gestern bei dem Experten für Mittelalter Keramik in Ingolstadt. Er hat wirklich jedes Fragment angeschaut und seine Einschätzung dazu abgegeben. Hier einmal die schnelle Zusammenfassung (ein paar neuere Funde muss ich erst noch dokumentieren, werden nachgereicht):

Fragment 94
Da war er total begeistert. Das Stück stammt wohl aus der Ottonischen Zeit und ist Typ Friedberg ( weil in Friedberg wohl besonders viel davon gefunden wurde). Typisch dafür sind die 4-5 zinkigen Bahnen, die braune Farbe und der Aufbau ohne Drehscheibe. In ganz Ingolstadt würden wohl nur zwei oder drei Stücke davon gefunden und die waren wohl viel kleiner als meins. Er meinte zum Schluss nochmal ich solle gut darauf aufpassen.

Fragmente 155 und 156
Diese hat er auf das hohe Mittelalter datiert, 11. Oder12. Jahrhundert

Fragmente 40, 64, 99, 152, 157, 182, 213, 215 und 216
Hat er auf spätes Mittelalter datiert. Bei 99 meinte er das wäre auf der Innenseite und Herstellungsbedingt entstanden. 152 ist möglicherweise von einer Bügelkanne.

Fragmente 65, 150, 183 und 217
Stammen wohl aus der Neuzeit. 65 soll wohl eher eine Schüssel gewesen sein. 217 vermutlich ein Gefäß, keine Ofenkachel, wegen der geglätteten Innenseite. 150 ebenfalls Gefäß.

Dann wäre noch Fragment 109, welches er überhaupt nicht einschätzen könnte. Auf jeden Fall ist es alt, evtl prähistorisch.

Wenn ich die neueren dokumentiert habe, dann poste ich hier wieder mit der Einschätzung des Experten. Ein paar der älteren Funde werde ich auch noch aufgreifen, da es da noch ein paar interessante Details gab.

Gruß Shard

Servus,

da bin ich wieder mit der nächsten Ladung.
Ich muss nochmal sagen, wie unglaublich ich es finde, dass ihr so gut mit euren Einschätzungen wart. Ich meine ihr habt die Stücke nie in der Hand gehalten und dazu kommen ja noch die regionalen Unterschiede. Der Experte sagte mir dass die Unterschiede zwischen Ingolstadt und Schrobenhausen sehr groß wären. Die Ottonischen Scherben gibt es kaum noch in Ingolstadt, dafür gibt es weiße Keramik die es kaum bei mir gibt. Jedenfalls große Klasse eure Treffsicherheit! :clap:

Aber zurück zu den Funden:

Näher eingehen möchte ich auf die drei ersten Funde und dann noch auf ältere Stücke, welche der Experte noch angesprochen hat.

Zunächst 257:


Das Fragment eines sehr massiven Deckels.

Fragment 258:



Wieder ein sehr spannendes Teil mit dem der Experte nicht viel anfangen konnte. Ungewöhnlich ist wohl die sehr kleine Basis die sich dann rasch sehr weitet. Die Scherbe ist reduzierend hart gebrannt. Die Magerung ist relativ grob, weniger Partikel sind größer als ein Millimeter. Vielleicht kann ja einer von euch damit etwas anfangen?

Fragment 259:


Ein glasiertes Randstück. Hier kommen wir jetzt ins 18./19. Jahrhundert.

So, jetzt nochmal zu den älteren Funden.

Fragment 214:
Das Fragment ist tatsächlich eine Scherbe und kein Ziegel. Schon faszinierend, dass die äußerliche Optik genau gleich aussieht…

Fragment 185:

Ein Bodenstück aus der Neuzeit. Das interessante hier ist die aufgetragene Engobe. Endlich Mal ein Beispiel dafür.

Fragment 110:

Noch ein Bodenstück, diesmal mit Stempel. Ich habe leider vergessen was der Experte sagte wann die üblich waren. Ich meine 13./14. Jahrhundert. Kann das jemand bestätigen?

Und zum Abschluss gibt es noch ein kleines Update zu Keramik 1:


Ich könnte Fragment 39 zuordnen. So langsam kann man erkennen wo die Reise hingeht. Wobei es jetzt erst so richtig spannend wird mit dem Rand.
Ach ja, datiert würde das Stück auf 14. Jahrhundert.
Und vor ein paar Tagen habe ich nochmal einen Krümel gefunden der zu dem Stück passen könnte. Aber dazu mehr in einem späteren Post.

Gruß Shard

Hallo Shard,

wieder toll präsentiert :smiley: :+1:

Grüße
Oli

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Hallo Shard,
meine Kommentare:
Nr. 257 Gefäßdeckel wurden häufig nicht vom Töpfer sondern vom Ziegler gemacht, so wie Kerzenleuchter, Glutbecken, Feuerstülpen etc., meist aus der selben Masse wie Backsteine oder Dachziegel und mit dickerer Wandung
Nr. 258 Wandscherben mit nur einem kleinen Ansatz des Flachbodens kommen nur sehr selten vor, habe ich auch erst ein paar mal gehabt, Gefäße brechen in der Regel anders, könnte es sein, dass dazu ein Fehlbrand gezielt zerstört wurde, mit einem schräg geführten, harten Schlag gegen den Rand des Bodens. Vielleicht können die Feuersteinfreaks da weiter helfen?
Nr. 39 der tonnenförmige Gefäßkörper würde auf eine Gefäßform Krug/Kanne hindeuten, die Datierung würde auch für ein Faststeinzeug stimmen

viel Spaß und weiter jede Menge Finderglück
Uwe

Hallo Uwe,

wieder einmal sehr interessante Informationen. Vielen Dank dafür.

An einen Krug hatte ich auch gedacht. Schön dass jemand mit mehr Erfahrung in die gleiche Richtung denkt. :grin:

Gruß Shard

Servus zusammen,

die nächsten Funde sind fertig:

Fragment 299 ist ein Fragment das zu Keramik 1 zu passen scheint.

Näher betrachten wir diesmal…

Fragment 300:



Ein Randstück, reduzierende hart gebrannt und fein gemagert. Aufgrund der bisherigen Funde würde ich es auf spätes Mittelalter schätzen. Wie seht ihr das?

Gruß Shard

Hallo Shard,

im Vergleich zu meinen Funden im Südwesten würde ich bei Fragment 300 die Randform und Machart ins 13./14, Jh. stellen. Mal schauen was Uwe dazu meint :wink:

Viele Grüße
Oli

Servus Oli,

ja, Mal sehen was Uwe meint. Bin schon gespannt.
Vielen Dank für deine Einschätzung. :blush:

Gruß Shard

Hallo Shard,

ich würde bei Nr. 300 eine Zange nehmen, und eine Ecke abbrechen, um die Tonmasse beurteilen zu können. Das Gefäß hat keinen ausgeprägten Hals, was eher früh datieren würde, der Bruch sieht ziemlich zerklüftet aus, was ebenfalls eher ins 13./14. Jh passen würde. Da gehe ich mit Oli konform.
Nähere Zuweisungsmöglichkeiten nur aufgrund der Fotos sehe ich nicht, verglichen mit Keramik aus Lübeck könnte es auch ein bisschen älter sein (Mitte 13. Jh). Auf dem Land in Brandenburg würde es mich in Schichten des 15. Jh. aber auch nicht überraschen. Du bräuchtest schichtgebundene, eindeutig datierte Fundensembles aus Deiner Region als Messlatte für eine genauere Einordnung.

viel Spaß

Uwe

Servus Uwe,

vielen Dank für deine Einschätzung. Ich belasse es erst Mal bei späten Mittelalter. Ich möchte das Stück nicht beschädigen. Eure Einschätzungen sind trotzdem wertvoll für mich, gerade weil sie ohne die Scherbe in der Hand zu halten erfolgen. Dadurch lerne ich auch einiges beim einschätzen.
Irgendwann, wenn ich wieder einiges zusammen habe, werde ich die Scherben wieder dem Experten vorlegen. Mal sehen was dann dabei raus kommt.

Bis da hin, können wir uns die nächsten Funde anschauen. :wink:

Näher eingehen möchte ich auf Fragment 308:



Die Scherbe scheint etwas älter zu sein. Die Scherbe hat keine Drehriefen und scheint von Hand aufgebaut worden zu sein (ähnlich wie Fragment 94). Die Scherbe ist weich gebrannt und fein gemagert mit wenigen groben Magerungspartikel. Der Glimmeranteil ist relativ hoch und auffallend ist hier, dass sehr große Glimmerpartikel dabei sind. Teils über einen Millimeter. Am oberen Rand ist eine Rille, die mit einer helleren Schicht gefüllt ist. Könnte das ein Rest von Engobe sein? Insgesamt macht das Stück auf mich den Eindruck aus dem frühen Mittelalter zu stammen, aber da hab ich bisher nur ein Referenzstück. Was denkt ihr?
Übrigens der Durchmesser und die Ausrichtung auf der Zeichnung sind sehr vage, da das Stück sehr ungleich gearbeitet ist (was auch auf einen Aufbau von Hand hindeutet).

Fragment 314:


Bei dem Fragment dachte ich erst, es wäre ein weiteres Teil von Fragment 215. Es ist zwar gleich beschaffen, aber die Rille ist weniger ausgeprägt und die Wandstärke ist dünner. Möglich wäre allerdings das gleiche Gefäß. Keine Frage hier, einfach nur zum anschauen. :wink:

Gruß Shard

Servus zusammen,

schade dass beim letzten Mal keiner geantwortet hat, aber vielleicht habe ich diesmal mehr Glück. Wobei diesmal nicht so tolle Funde dabei waren. Aber seht selbst:

Näher eingehen möchte ich auf Fund 331


Das Fragment scheint von der selben Keramik wie Fragment 308 zu stammen. Vielleicht möchte jemand mit der zusätzlichen Info eine Einschätzung abgeben?

Dann noch Fragment 333


Bei diesem Stück bin ich mir nicht Mal sicher ob es von einer Keramik stammt. Das Stück ist sehr fragil und schon bei den kleinsten Bewegungen krümeln Teile davon ab. Die unberührte Seite hat eine holzartige Struktur. Die Farbe ist knallig rot und man kann einiges an Glimmer erkennen. Das Fragment hat keine Wölbung. Was könnte das sein? Ziegel? Aber dafür zerbröselt es ja zu schnell? Was denkt ihr?

Gruß Shard

Hallo @Shard,
die meisten Fragmente sind schon ziemlich verrollt.
Vom Aussehen des Scherbens würde ich bei manchen schon auf MA bis frühe Neuzeit tippen, mehr kann ich dazu so leider nichts sagen.
Das Fragment 333 könnte von einem Lehmputz stammen.
Viele Grüße
Oli

Hallo Oli,

vielen Dank für deine Einschätzung! An Lehmputz hatte ich jetzt gar nicht gedacht, aber das könnte hinkommen. :+1:

Gruß Shard

Hallo an die interessante Runde,
generell ist es schwierig mittelalterliche Funde Scherbenfunde exakt zu bestimmen nur auf Grund von Fotos. Dazu kommt noch das Problem dass es in den verschiedenen Regionen
in Bundesrepublik unterschiedliche Waren aus dem Mittelalter gibt. Manche Waren ähneln
sich,stammen aber aus den verschiedenen Zeitabschnitten. Scherbenfunde hier aus Südwestdeutschland kann man nicht einfach auf andere Regionen übertragen.Selbst in unserer Gegend kann man große Unterschiede erkennen was die Machart und Datierung
betrifft. Zum Thema Scherbenschleier in den Äcker kann ich auf Grund meiner Erfahrungen
auch was weiter geben.Bei einzelnen Fundstücken wird es so sein dass sie mit dem Mist
auf den Acker gelangt sind. Des Öfteren auch mit etwaigem Bauaushu. In 30 Jahren ist mir das eine oder andere Stück in die Finger gekommen, auch mit Scherbenschleier . Durch Nachforschungen konnte ich in Äcker ,Leitungsgräben und Baumwürfen in Wäldern
Wüstungen welche zum Teil nur durch Namen bekannt sind,aber nicht lokalisiert sind
ausfindig machen.Dabei kommen immer wieder verschiedene Keramikwaren zum Vorschein. Bei uns im Albvorland/ Schwäbische Alb und am östlichen Rand des Schwarzwaldes kommen folgende Keramikwaren vor:
Donzdorfer Art, ältere gelbe Drehscheibenware Typ Kirchhausen,Runder Berg und Jagstfeld vor , Albware, sandig nachgedrehte Ware ,Buocher Ware mit roter Bemalung,
kalkgemagerte jüng. Drehscheibenware,grauschwarz hartgebrannte jüng. Drehscheibenware und jüngere Drehscheibenwaren oxidierend gebrannt vor.
Wer von Euch kennt diese Keramikwaren? Über einen Erfahrungsaustausch mit anderen interessierten Personen würde ich mich sehr freuen.
Grüße Burgenjunkie

Servus Burgenjunkie,

die Keramikexperten hier sind Uwe alias @Schottesatze und Oli alias @Munigis . Letzterer kommt auch aus BW.

Ansonsten bist du herzlich eingeladen hier mit zu kommentieren. Ich Stelle regelmäßig neue Funde hier ein.

Gruß Shard

Schön das Burgenjunkie nun auch hier aktiv ist.
Ich kenne ihn und weiß das er ein langjähriger Experte u.a. für Keramik ist.
Viele Grüße
Oli

Hallo Shard,

326 - ist das eine Randscherbe mit schräg geschlitzter Randlippe oder der Rest einer Bodenscherbe von einem Wellenfuß?

333 - Hüttenlehm ist schwer zu bestimmen, ich nehme solche Stücke eigentlich nur mit, wenn sie Abdrücke der Unterkonstruktion zeigen. Denn die Zusammensetzung, die Formgebung und die Brandhärte/ -athmosphäre sind im wesentlichen zufallsbestimmt.

Ich kommentiere, wenn ich meine etwas beitragen zu können. Kleine Wandscherben nach einem Foto zu bestimmen ist eher sinnlos.

viel Spaß

Uwe