@magicus
@magicus
Die Gretchenfrage aber ist: Gab es schon einen Namen für beispielsweise Effretikon, welches dann germanisiert als Erpfratinchova um 750 rum aufgeschrieben wurde? Oder wurde die Siedlung tatsächlich durch die Alemannen begründet und mit den seltsamen Namen benannt?..
…Weil die Römer den Ortsnamen Effretikon nicht aufgeschrieben haben, hat es den Namen nicht gegeben. Den Namen gab es erst seit etwa 750, als er aufgeschrieben wurde.
Diese Frage kann man zwar stellen, aber sie erübrigt sich eigentlich durch die Namenschroniken in denen stets zuerst “-inchova” erscheint und viel später “-ikon”. Mein Verstand sagt mir, dass im 11.,12., 13. Jhdt. kein Mensch mehr die angeblich gallische Endung “-ikon” kannte und den Ortsnamen dann umbenennt.
Nehmen wir doch ruhig mal an, dass ein Mönch in alten Klosterschriften die Bemerkung findet, dass die Gallier den Ort XXX - inchova als XXX-ikon bezeichneten. Dann würde bei einem Ort in einem bestimmten Jahr der alte. neue Namen XXX - ikon wieder in der Chronik erscheinen, aber nicht bei allen “Ikon-Orten” in verschiedenen Jahrhunderten. Soviel noch zu Deinem Mönch im 10.Jahrhundert.
Das betrifft auch die Familiennamen, denn kein Mensch wäre Jahrhunderte später in der Lage den germanischen Namensträger “-ikofer (i(n)khofer ? )” mit einem gallischem Suffix “-ikon” zu beglücken.
Damit Du nicht wieder über Wikipedia meckerst hier die Beurkundung aus einer anderen Quelle:
Effretikon:
745 Erpfratinchova, ca.1274 Erfratikon
Da liegen 500 Jahre zwischen. Wem sollte da noch ein “gallisches -ikon” im Gedächtnis sein ?
@magicus
Die deutsch Sprechenden haben ohne Frage die keltischen Ortsnamen germanisiert: deutsch ausgesprochen und dem Deutschen angepasst. Sie haben in unserem Fall die auffällige Endung -inhoven angehängt.
Nur nebenbei, die Endung heißt alemannisch “-inchova” und deutsch “-inghofen”.
Vorher wäre ja dann das angeblich gallische Suffix “ikon” anghängt gewesen, oder ? Ansonsten wäre ja die ganze Diskussion gegenstandslos !
Dieses Suffix läßt sich aber kaum mit den im indogermanischen üblichen Endungen in Übereinklang bringen. Siehe hier.
Richtigerweise müßte dort z.Bsp. das erschlossene “-inco” gestanden haben und damit wäre das vielgepriesene “gallische” Suffix “-ikon” out.
Damit aber auch Deine ganze Argumentation bezüglich “Ikon-Endungen” sind keltisch.
@magicus
(Wo im Alemannischen Sprachraum gibt es diese Endung eigentlich noch, weiss das jemand?)
Nach meiner Kenntnis nicht.
Hierauf versucht Kappeler, Robert eine Antwort zu geben.
Seite 66.
@magicus
Die Gretchenfrage aber ist: Gab es schon einen Namen für beispielsweise Effretikon, welches dann germanisiert als Erpfratinchova um 750 rum aufgeschrieben wurde? Oder wurde die Siedlung tatsächlich durch die Alemannen begründet und mit den seltsamen Namen benannt?
Es fällt dem aufmerksamen Beobachter nämlich auf, dass der Stamm vieler -ikon Ortsnamen entweder undeutsch klingt oder auf deutsch keinen Sinn macht.
Die Namen die bisher genannt wurden kann man alle im germanischen unterbringen.
“Erpfrat” findest Du im “altdeutschen Namensbuch” auf Seite 122.
Ich denke mal es sieht bei Lichte betrachtet düster aus für ein gallisches Suffix “ikon” als Zugehörigkeitshinweis und dem germanischen ing, ang, eng usw. entsprechend.
Sowohl sprachwissenschaftlich wie von den Ortschroniken her ist das ziemlich fraglich.
Wie noch in irgendeiner Form ein “-ico(n)” zu retten wäre ergibt sich aus folgenden Ausführungen. Leider ist das aber auch wieder nur rätoromanisch nachweisbar.
Seite 6.
Ähnliches kann man aus den Benennungen von Zürich schließen.
ZITAT Wikipedia:
Die älteste schriftliche Quelle, die auf ein Castrum Turico verweist, ist eine Vita der Heiligen Felix und Regula aus dem späten 8. Jahrhundert n. Chr. Neben dem Kastell könnte aber auch die eigentliche Siedlung Zürich mit diesem Verweis gemeint gewesen sein.[15] Auch in der Vita S.Galli führt die Missionsreise des Columbans durch Alamannien im Jahr 610 durch das castellum Turegum.[16] Der Geograph von Ravenna führt schliesslich in der erhaltenen lateinischen Übersetzung aus dem 9. Jahrhundert ein Ziurichi im Ortsverzeichnis für das Gebiet der Alamannen. Die älteste urkundliche Erwähnung Zürichs findet sich in einer Urkunde des Klosters St. Gallen vom 27. April 806/07/09/10, die in vico publico Turigo ausgestellt wurde. ENDE
Die Bemerkung aus einem anderen Wikipediaartikel trägt natürlich dazu bei, dass dem Leser ein “gallisches Suffix -ikon” eingeredet wird.
ZITAT:
Am wahrscheinlichsten ist eine Ableitung *Turīcon zum keltischen Personennamen Tūros. ENDE
Aber selbst, wenn es ein solches “keltisches” Suffix gegeben hat, dann trifft es auf die hier behandelten Ortsnamen nicht zu.
Gruß
Kurti