AUFLÖSUNG (Auch aus Mangeln an Teilnehmern)
Hier also meine Deutung, die eine zweite Ebene des Dargestellten betrifft:
Für die alten Ägypter war ein Nilpferd nicht nur ein Nilpferd und ein Krokodil nicht nur ein Krokodil. Sie waren auch göttliche Verkörperungen. Und der Nil war nicht nur ein Fluss, er war die Lebensader der Zivilisation an seinen Ufern. Seinen Fluten bestimmten über Gedeih und Verderb.
Das Nilpferd stand für Taweret(Toeris), zuständig für Schwangere und Gebärende.
Das Krokodil stand für Sobek, Herr des (Nil-)Wassers, Fruchtbarkeitsgott und damit „Erzeuger“ der Ernte.
Mithin kann man die Szene geradezu familiär interpretieren: Der Fruchtbarkeitsgott blickt auf die kreißende Göttin und eine Frucht seiner Tätigkeit.
@Shard hat in seiner Antwort an mich BEIDE Inhaltsebenen einbezogen:
- „Das Nilpferd steht für Taweret, welche schwangeren Frauen sehr gewogen ist. Das Nilpferd gebärt ein Junges. Direkt dahinter ist das Krokodil, welches für Sobek steht, dem Flußgott. Sobek steht aber auch für Fruchtbarkeit. Und dargestellt werden soll damit der Kreislauf des Lebens. Das gefressene junge Flußpferd ermöglicht dem Krokodil selbst zu leben und Nachwuchs auf die Welt zu bringen. Also allgemein scheint es um Fruchtbarkeit, das Leben, aber auch den Tod zu gehen.“
Inzwischen habe ich das gesamte Relief recherchiert:
Im oberen Bereich geht es um die Grabherrin und Vorbereitungen für ihr Leben im Jenseits. Sie ist groß dargestellt auf einer Barke, riechend an einer Lotusblume, ein Symbol für Regeneration und Auferstehung.
Im unteren Bereich sehen wir den Nil, dessen menschliche Nutzung und seine tierische Bewohner. Direkt unter Idut auf ihrer Barke befindet sich die Nilpferd-Krokodil-Szene. Und ich denke, dieser besondere Platz stützt meine These von einer zweiten Bedeutungsebene.
Übrigens war Idut nicht „nur“ eine Prinzessin und spätere Gemahlin eines Pharaos. Sie hat sich wohl auch mit dem Thema Heilung/Medizin beschäftigt. Zumindest taucht sie im medizinischen „Papyrus Ebers“ auf.
Zu meinen Spoiler-Bildern: Beide laufen unter „Madonna mit Kind“. Beide zeigen eine Szene, die ohne Hintergrundwissen zu christlicher Ikonografie eben auch als eine Szene aus dem normalen Leben verstanden werden kann.
Zum Spoilerbild 1:
Die Kirsche war im Mittelalter ein Attribut der Maria und ein Symbol für das Blut Christi.
Zum Spoilerbild 2:
Hier halten die Kleinkinder ein Kreuz.
Abschließend:
Bei der Archäologie geht es oft genug um die Wahrheit zwischen Fakten und Interpretation. Hier ein aktueller Fall aus den News auf archaeologie-online. Gibt es für eine Wassergottheit Belege? Oder ist das vielleicht doch nur eine frühe Barbie-Puppe, der die angeknüpften Haare fehlen, die ein kleines Hallstatt-Mädchen zu Zöpfen flechten konnte?
LG Barbara
P.S.: Ausgelost unter den Teilnehmern habe ich für das gezeigte Schmuckstück @Shard. Ich habe aber auch für alle anderen “Einsendungen” etwas. Was, kommt dann per PN.